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Sonntag, 28. Februar 2010

Odyssee in Guayaquil

Bereits der Beginn unserer Reise in Ecuador's grösste Stadt "Guayaquil"
stand unter einem denkbar schlechten Stern. Dazu kamen dann noch die
Ereignisse in den paar Tagen vor der Abreise auf die Galapagos Inseln,
die uns beinahe zur Verzweiflung bringen wollten... Aber der Reihe nach:

Wir hatten uns am Vorabend unserer Abreise nach "Guayaquil" in "Puerto
Lopez" noch nach dem Busterminal umgesehen, damit wir zumindest eine
Idee vom angebotenen Bustransfer hatten und uns entsprechend vorbereiten
konnten. Am bereits geschlossenen Busterminal stand ein recht ordentlich
aussehender Touribus, ausgestattet mit Klimaanlage usw., so dass wir
unsere mögliche Alternativroute gleich ad Acta legen konnten.
Am Tag der Abreise hatten wir uns eigentlich rechtzeitig aus dem Reich
der Träume wecken lassen, Packen und Frühstück schienen auch zeitlich
perfekt zu laufen, aber dummerweise dauerte das Begleichen der
Hostelrechnung etwas zu lange, so dass der Zeiger unserer Uhr schon
bedrohlich nahe an die Abfahrtszeit des Buses gekrochen war. Erschwerend
kam hinzu, dass an unserem etwas abseits gelegenen Hostel um diese
Uhrzeit nur sehr wenige Mototaxis vorbeikamen...
Schlussendlich konnte uns dann der Typ von der Reception aber doch ein
Gefährt organisieren und ab ging's Richtung Terminal. Wie bereits
bekannt, sind Taxifahrer nicht um den einen oder anderen Tip verlegen.
Und auch dieses Mal war ein auf den ersten Blick nützlicher Hinweis
drin. Der Bus am Terminal sei kein direkter Bus nach "Guayaquil", er
wüsste da einen besseren. Aufgrund der bereits etwas fortgeschrittenen
Zeit blieb dann nicht viel derselben übrig um die Zweifel an der Aussage
des Taxistas zu Ende zu denken. Eine schnelle Entscheidung führte
schlussendlich dazu, dass wir den "Direktbus", eine alte Mühle natürlich
ohne Klimaanlage, bestiegen. Dass diese schnelle Entscheidung eine der
berüchtigten Fehlentscheidungen war, sollte sich wenig später
herausstellen...

Beim Betreten des Busses stand bereits ein Typ im Passagierraum, der
unsere Tickets sehen wollte. Man ging davon aus, dass es sich bei diesem
Typ also um den in jedem Bus vorhandenen "Ayudante" (sowas wie der
Kondukteur) handelte. Wortlos wies er uns die Plätze zu und war so nett
unser Gepäck im Gepäckfach über unseren Köpfen zu deponieren.
Südamerikaerfahrene werden jetzt sofort lauthals "nie dein Gepäck im
Gepäckfach deponieren" schreien. Bisher hatten wir das auch nie gemacht,
aber mit der Zeit, wenn nie etwas passiert ist, wird man nachlässig und
lässt die straffen Zügel schleifen. Das sollte sich dann auch
entsprechend rächen. Der Bus füllte sich weiter mit Leuten, der Typ half
auch anderen Touris beim Beladen des Gepäckfachs, da kam also nicht der
geringste Verdacht beim noch etwas schlaftrunkenen schweizer Touristen auf.
Der Bus setzte sich in Bewegung und nach kurzer Zeit erschien ein
anderer Typ, der wieder die Tickets kontrollieren wollte... Aha, dann
ist das hier der "Ayudante", dann musste der andere Typ sowas wie der
"Gehilfe des Gehilfen" sein. Daher kam immer noch kein Verdacht auf, als
dieser "Gehilfe des Gehilfen" zwischenzeitlich etwas im Gepäckfach
rumgrübelte um anscheinend das Material besser zu platzieren.
Nach einiger Zeit schien der "Gehilfe des Gehilfen" seine Arbeit
erledigt zu haben und stieg aus dem Bus aus. Wir fragten uns noch, warum
der richtige "Ayudante" in diesem Augenblick bei uns vorbeikam und mit
einem unserer Rucksäcke in der Hand nachfragte, ob uns ein Gepäckstück
fehlen würde. Wir hatten ja nur einen Rucksack im Gepäckfach deponiert
gehabt, den hatte "Ayudante" in der Hand, also konnte kein Gepäckstück
abhanden gekommen zu sein. So verrneinten wir seine Frage und die Reise
ging weiter.
Kurz darauf wurde die Sonneneinstrahlung und die Zugluft, die sich durch
die geöffneten Fenster den Weg ins Businnere suchte, unerträglich, die
Sonnenbrille musste her. Beim Öffnen des Rucksacks vom Gepäckfach
stellte sich dann aber heraus, dass dieser bereits offen war! Das
Vorhängeschloss, dass die beiden Reissverschlussschiffchen
zusammengehalten hatte, war zwar noch dran, aber der Reissverschluss war
gewaltsam aufgerissen worden! Schnell stellte sich heraus, dass unser
Computer samt Ladegerät, die gesuchte Sonnenbrille, ein Handyladegerät,
die Handytastatur (zum Schreiben der Blogeinträge) und eine Mütze das
Weite gesucht hatten. Der benachrichtigte "Ayudante" beschwerte sich
noch, dass er vorhin doch nachgefragt hatte, ob etwas fehle und wollte
unsere Erklärungen erst nicht recht verstehen. Später sollte sich
herausstellen, dass der "Gehilfe des Gehilfen" eben doch kein Gehilfe
gewesen war, dieser Typ aber anscheinend dem "Ayudante" bekannt war. Man
wurde den Verdacht nicht los, dass dieses Spielchen bereits andere
Reisende um wichtige Gepäckgegenstände erleichtert hatte...
Da wir seit dem Austeigen unseres "Gehilfen des Gehilfen" bereits wieder
einige Minuten unterwegs gewesen waren, konnte uns nicht wirklich
weitergeholfen werden. Man versprach uns die Polizei in "Puerto Lopez"
zu informieren und beim Beschuldigten vorbeizuschicken. Wir könnten uns
dann telefonisch beim Büro der Busgesellschaft in "Puerto Lopez"
erkundigen, ob das Diebesgut zum Vorschein gekommen sei (wer's
glaubt)... Wir konnten also die restlichen drei Stunden der Busfahrt
einfach nur mit knirschenden Zähnen und der Faust im Sack hinter uns
bringen, obwohl wir wussten wo unser elektronisches Equipment
abgeblieben war!
Abgesehen davon stellte sich nach und nach die Frage, was an diesem Bus
eigentlich genau "direkt" sei, denn es vergingen kaum fünf Minuten ohne
dass der Bus am Strassenrand angehalten hätte um weitere Passagiere
einzuladen. Wir wagten uns kaum vorzustellen, wie häufig dann ein
"indirekter" Bus zum Stehen kommen würde...

Im riesigen Busterminal in "Guayaquil" angekommen ging dann die Suche
nach einem Polizeiposten los, denn für die Versicherung musste ein
"Denuncia", eine Anzeige, gemacht werden. In einem öffentlichen Gebäude
dieser Grössenordnung würde man als Bewohner der alten Welt einen
eigenen Polizeiposten vermuten, dem schien aber nicht so zu sein.
Die unmotivierte, weil mit Telefonieren und Chatten beschäftigte Dame am
Informationsschalter liess uns ein Beschwerdeformular ausfüllen (welches
vermutlich den Umweg über den runden Ordner, sprich Papierkorb, nicht
überstehen wird) und wies uns den Weg zur Migrationsbehörde gleich
gegenüber des Busterminals, da könne man uns polizeimässig weiterhelfen.
Da diese Auskunft nicht gerade einen grossen Glaubwürdigkeitsfaktor zu
haben schien, wurden kurzerhand zwei der herumstreunenden
Sicherheitsbeamten zu Rate gezogen. Unmotiviert und mit versteinerter
Miene gaben diese zwei Gorillas dieselbe Auskunft und wiesen ebenfalls
den Weg quer über die vierspurige Fahrbahn zum Migrationsamt.
Es musste der ganze Mut zusammengenommen werden, um unter Einsatz des
Lebens den Weg über die vier Fahrspuren zu riskieren. Es war Sonntag und
beim Anblick des Gebäudes dieses Migrationsamtes wurde man den Verdacht
nicht los, dass über das Wochenende nicht gearbeitet würde. Tatsächlich
war auch die Türe des Pförtnerhauses verschlossen. Nach einigen
Augenblicken öffnete sich aber ein Fenster und ein fetter Beamter, kaum
von seiner Telenovela aufschauend, wollte wissen was los wäre. Aha, eine
"Denuncia" wolle man machen, da müsse er erst nachfragen wo das den zu
bewerkstelligen wäre. Widerwillig drehte er erst die Lautstärke seines
Fernsehers ein paar Stufen herunter, bevor er zu seinem Handy griff und
vermutlich seinen Vorgesetzten anrief (sonst hätte er kaum seine
Lieblingssendung enttont :-)). Nachdem das Telefongespärch beendet war,
musste hingegen erst wieder die Lautstärke seinem Hörvermögen angepasst
werden, bevor die Information auf einen Zettel geschrieben und an uns
weitergereicht werden konnte, es hat schliesslich alles seine Priorität.
Irgendwie wurde man den Verdacht nicht los, dass die Ecuadorianer mit
der Arbeit etwas auf Kriegsfuss stehen, vorallem wenn sie durch einen
dummen Touristen verursacht wird ;-)...
Der Polizeiposten sollte sich in der Innenstadt in der Nähe des "Malecón
2000", also der Uferpromenade befinden.

Für die Fahrt ins Zentrum wurde uns vor dem Busterminal von einer, sagen
wir mal, Taxi-Dispacherin ein uraltes Fiat-Taxi zugewiesen, dessen Alter
nur noch von seinem Fahrer durch einige Jahrzehnte überboten wurde.
Trotz hohem Alter schien zumindest das Taxi noch recht ordentlich in
Schuss zu sein, beim Fahrer waren wir uns da nicht ganz so sicher und
rechneten schon damit von der Rückbank aus einen Herzinfarkt behandeln
zu müssen ;-)...
Tatsächlich erreichten wir aber das "Hostal Suites Madrid" ohne
Herzmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung einsetzen zu müssen und konnten
einige Momente später, nach dem Deponieren des noch vorhandenen Gepäcks,
den Weg zum Polizeiposten in Angriff nehmen.
Nach den eher schlechten Erlebnissen in Punkto Dienstleistungssektor an
Busterminal und Migrationsamt hatten wir uns schon auf stundenlanges
Warten in einem schlecht belüfteten Wartezimmer auf dem Polizeiposten
und unfreundlich schnauzende, in verschwitzten, stinkigen Uniformen
steckende Polizisten eingestellt. Wir waren beinahe etwas enttäuscht,
als bei der Ankunft am Polizeiposten ein Plakat an der Tür der Wache
klebte, dass uns mitteilte Sonntags sei die Wache geschlossen...
Interessanterweise war dann aber im obersten Stock doch noch eine der
Polizeiwachen auch Sonntags geöffnet und wir nahmen im klimatisierten
Wartezimmer Platz. Wir hatten kaum den Plastiksitz mit unseren Hintern
etwas angewärmt, als sich bereits ein Beamter im Freizeitlook unserer
annahm und unsere Anzeige entgegennahm. Zehn Minuten später hatten wir
den offiziellen Bericht in Händen und waren bereits wieder auf dem
Rückweg in unser Hostel, welch angenehme Überraschung!
Ein Problem war also gelöst, wer hätte ahnen können, dass weitere,
grössere Probleme in den nächsten Tagen auf uns warten sollten...

Unser Computer war uns etwas ans Herz gewachsen und Ersatz musste
gefunden werden. Beim Durchschreiten von "Guayaquil's" Hauptstrasse "9
de Octubre" schien das ein Leichtes zu werden, reihte sich doch
Elektrogeschäft an Elektrogeschäft. Nach einigem Suchen hatten wir dann
sogar ein Geschäft gefunden, dass uns ein Gerät zu einem einigermassen
günstigen Preis verkaufen wollte. Der Bezahlungsprozess per Kreditkarte
scheint in Ecuador eher etwas aussergewönliches zu sein, denn es musste
erst bei der Bank nach der Kreditwürdigkeit nachgefragt werden. Die
ganze Sache dauerte entsprechend auch mehr als eine halbe Stunde. Nach
einem ganzen Tag rumrennen schien aber dieses Problem gelöst und wir
würden am nächsten Tag das Gerät im Geschäft abholen können...
Soweit kam's dann leider nicht, da das Gerät im Lager nicht komplett
vorhanden war. Diese Nachricht und die Stornierung der
Kreditkartenbezahlung brachte uns der Verkäufer am nächsten Morgen im
Hostel vorbei.
Die Suche ging also nochmal von vorne los. Nach einem weiteren halben
Tag Suche hatten wir den halbstündigen Kreditkartenbezahlungsmarathon
nochmal durchgestanden und dieses Mal ein komplettes Gerät in der
Tasche. Mit Windows und Tastatur in Spanisch würde uns auch zu Hause
etwas an die Geschehnisse rund um "Guayaquil" bleiben ;-)...

Ein weiteres, weit grösseres Problem hatte sich auch bereits am Sonntag
angeküdigt und sollte sich in eine wahre Odyssee auswachsen. Pablo, der
Agent des Reisebüros in "Quito", wo wir unseren Galapagos-Trip gebucht
hatten, hatte uns per Mail mitgeteilt, dass unsere Überweisung noch
nicht auf ihrem Konto eingetroffen sei. Es war bereits Sonntag der 7.
Februar und unser Trip sollte am Mittwoch 10. Februar starten...

Sonntag 7. Februar:
Pablo hatte uns also per Mail mitgeteilt, dass das Geld noch nicht auf
dem Konto des Reisebüros eingetroffen sei. Da Sonntag war, konnten wir
nicht viel unternehmen als einfach bis Montag Morgen zu warten und zu
hoffen, dass sich auf dem Geldhighway noch was tun würde.

Montag 8. Februar:
Laut Pablo war das Geld immer noch nicht auf dem Konto eingetroffen. Die
Zeit würde langsam knapp, da er dem Veranstalter versprochen hatte das
Geld bis am Montag zu überweisen. Wir sollten uns doch mit unserer Bank
in Verbindung setzen. Ein Anruf bei unserer Bank konnte aber
erwartungsgemäss nicht gross weiterhelfen. Die Überweisung sei
eingeleitet und das Geld hätte über verschiedene Vermittlerbanken
bereits in Ecuador eintreffen sollen. Unser Puls war bereits einige
Schläge erhöht, da wir die Reise auf die Galapagos Inseln nicht hätten
antreten können, wenn das liebe Geld nicht doch noch rechtzeitig
eintreffen würde. Was noch schlimmer gewesen wäre, wir hätten, wie das
so üblich ist, eine Strafe für das Nichtantreten der Reise bezahlen
müssen. Annullationskosten so kurz vor der Reise sind ja bekanntermassen
beinahe 100% der eigentlichen Reisekosten, da hätten wir also einiges
Heu zum Fenster rausgeworfen...

Dienstag 9. Februar (ein Tag vor der geplanten Abreise auf die Galapagos
Inseln!):
10:37 Uhr:
Wir hatten von Pablo ein Mail erhalten und sollten uns bei ihm per Skype
melden.
11:40 Uhr:
Nachdem wir Pablos Mail gelesen und mit ihm telefoniert hatten war unser
Puls auf 200! Wir hatten noch bis Mittag Zeit, auf der Banco Pacifico
mit unserer Kreditkarte Geld abzuheben und auf das Konto des Reisebüros
auf der Banco Bolivariano einzuzahlen. Das schien schon theoretisch
unmöglich zu sein, obwohl die beiden Banken nur einige Meter von
einander entfernt ihre Bürotürme aufgebaut hatten ("Guayaquil" ist
glücklicherweise das Finanzhauptquartier Ecuador's). Trotzdem wagten wir
den Versuch, was blieb uns auch anderes übrig...
Den Schalter der Banco Pacifico hatten wir recht rasch gefunden und
tatsächlich konnten wir ohne lange zu warten gleich unser Anliegen
vorbringen. Wir waren auch schon damit beschäftigt das Formular zur
Überprüfung unserer Kreditwürdigkeit auszufüllen (wie kreditwürdig
scheint man wohl, wenn man in den Feldern für Arbeitgeber und momentanes
Einkommen garnichts eintragen kann?), als die Dame am Schalter Zweifel
äusserte, dass die Bank den von uns gewünschten Betrag momentan
überhaupt in der Kasse habe (hä?)!!!! Wir sollten doch gegen 15 oder 16
Uhr nochmals vorbeikommen, dann sei die Kasse sicher besser gefüllt. Der
Puls war mittlerweile schon ausserhalb des gesunden Bereichts...
12:10 Uhr:
Am Telefon konnte selbst Pablo kaum glauben, was da alles
zusammengekommen war. Er gab uns eine letzte Frist von 16 Uhr, wir
sollten uns aber zuerst bei ihm melden, bevor wir nochmals bei der Bank
vorbeigehen würden. Mindestens die Hälfte des geschuldeten Betrags
müssten wir bis dann aber eingezahlt haben.
15:30 Uhr:
Anruf bei Pablo. Seine erste Frage war, ob wir sein letztes Mail bereits
gelesen hätten. Das Geld war schlussendlich tatsächlich noch auf der
Bank aufgetaucht. Es war bereits letzten Freitag auf der Bank in "Quito"
eingetroffen, da es aber falsch adressiert war (E-Banking ist wohl doch
nicht so idiotensicher), hatte es den Weg auf das richtige Konto nicht
gefunden und war anscheinend auf irgendeinem Schreibtisch zur
Weiterbearbeitung gelandet. Nach mehrmaligem Nachfragen von Pablos
Seite, hatte sich anscheinend endlich jemand dazu bequemt eine
entsprechende Suche zu starten (wir kennen ja bereits die Einstellung
der Ecuadorianer betreffend Arbeit, da schien nur Pablo eine Ausnahme zu
sein...).
Unser Puls war zwar immer noch in ungesunder Höhe, jetzt allerdings
nicht mehr aus Anspannung, sondern aus Vorfreude auf die bevorstehende,
doch noch klappende, Galapagos-Tour.
18:00 Uhr:
Mitterweile hatten wir von Pablo auch Infos zum Trip am nächsten Tag
erhalten. Zwar hatte es nicht mehr gereicht um die Vouchers
auszustellen, aber wir würden dank E-Tickets auch nur mit unseren Pässen
bewaffnet am Check-in-Schalter zu unseren Boarding-Pässen kommen.
Ausserdem würde am Flughafen von "Baltra" jemand mit einem Namensschild
auf uns warten (kennen wir ja bereits, also doch noch etwas Spannung :-)).

Mittwoch 10. Februar:
Der Tag der Abreise! In der letzten Minute hatte es also doch noch
geklappt, auch das grösste Problem hatte sich schlussendlich noch in
Luft aufgelöst!
Was würde uns wohl auf den Galapagos Inseln erwarten...?

Freitag, 19. Februar 2010

Playas und Galapagos für Arme

Der Weg an die ecuadorianische Westküste führte zwangsläufig über Ecuador's grösste Stadt, "Guayaquil". Da wir geplant hatten von "Guayaquil" aus auf die Galapagos Inseln zu fliegen, würden wir vor unserem Abflug noch genügend Zeit haben diese Riesenstadt zu erkunden. Aus diesem Grund war "Guayaquil" auch nur ein kurzer Zwischenstopp auf dem Weg an die Küste. Ausser dem ultramodernen Busterminal bekamen wir dementsprechend auch nichts zu Gesicht.
Am Terminal angelangt, wurden wir sofort von einem selbsternannten "Busterminalguide" an den Ticketschalter für die Weiterreise nach "Montañita" gezerrt. Anschliessend wurden wir auch zum richtigen Busgate geführt. Selbstredend war dieser Service nicht kostenlos, aber das kleine Trinkgeld war durch die Zeitersparnis mehr als gerechtfertigt.

Im klimatisierten Bus, begleitet vom alles zerstörenden Bruce Willis in "Die Hard 4.0" (portugiesisch mit spanischen Untertiteln, welch komische Kombination), ging's also weiter der Küste entgegen. Plötzlich, nach gut zweieinhalb Stunden, war die Fahrt zu Ende und wir wurden an einer staubigen Strasse zusammen mit einer Horde feierwütiger Teenager ausgeladen.

Hostelzimmer hatten wir keines im Voraus gebucht, also musste erst einmal eine Bleibe für die Nacht gefunden werden. Die Auswahl an Backpackerhostels, in Ecuador's "Lloret de Mar" war keineswegs klein. Das grössere Problem war eher eine Unterkunft zu finden, die nicht bis morgens um fünf Uhr mit Partylärm a la Shakira und Pitbull vollgedröhnt werden würde. Ausserdem war gerade Hochsaison und viele der Unterkünfte waren entsprechend voll. Nach einigem Suchen wurden wir aber dann doch fündig und liessen uns in einem Hotel etwas abseits vom Partygeschehen einquartieren. Es sollte sich herausstellen, dass auch hier für nächtliche akustische Unterhaltung gesorgt wurde. Allerdings war diese nicht ganz so voluminös, wie die Weckrufe der nachbarschaftlichen Fauna, sprich die morgendlichen Sonnengrüsse der Hähne im Gehege gleich nebenan ;-)...
Den Hotelpool und das Jacuzzi konnten wir bei unserer Ankunft nicht mehr auskosten, da die Zimmersuche das letzte Sonnenlicht geraubt hatte.

Der abendliche Spaziergang durch das Dörflein sollte schnell zeigen, wofür "Montañita" wirklich bekannt ist. Die partyhungrigen, herausgeputzten Teenies und die wummenden Bässe, die aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig Cumbia, Regatton und westliche Popmusik zu einem ohrenbetäubenden Akustikbrei vermischten, erinnerten uns doch arg an unsere eigene Teeniezeit in "LLoret de Mar" an der spanischen Costa Brava :-)...

Nachdem das Dörflein bei Nacht durch die allgegenwärtige Beleuchtung der unterschiedlichen Restaurants, Hostels und Tanzschuppen noch einen eigenen Charme entwickelt hatte, war tagsüber die Partystadt doch eher eine triste Angelegenheit. Zusammen mit dem morgendlichen Hahnengeschrei und der Tatsache, dass wir dem Teeniealter doch schon seit einigen Monden den Rücken zugekehrt hatten, hatten sich genügend Argumente angesammelt um "Montañita" gegen eine ruhigere Umgebung einzutauschen.

Anhand der Anzahl Feriengäste in "Montañita" entschlossen wir uns die nächste Unterkunft im Voraus telefonisch zu reservieren. Ein zuvor in "Vilcabamba" eingepackter Flyer sollte uns bei der Entscheidungsfindung für die nächste Unterkunft nützlich sein und der Anruf in der Hostería "Azuluna" war schnell getätigt. Erstaunlicherweise konnten wir aus einer Auswahl an Zimmern auswählen...

Mit dem halbstündlich vorbeikommenden Bus sollte die Reise nach "Las Tunas" zur Hostería "Azuluna" lediglich 40 Minuten dauern. Wir hatten dem "Ayudante" (der Ticketkontrolleur/-verkäufer im Teeniealter, der jeden öffentlichen Bus in Ecuador begleitet), mehrere Male unsere Destination zu Ohren getragen, um sicher zu gehen, dass wir auch tatsächlich am richtigen Ort ausgeladen und nicht erst an der Endstation zum Bus rausgekickt und unserem Schicksal überlassen würden.
Der Bus hielt auch tatsächlich am Ortseingang von "Las Tunas" und der "Ayudante" half uns die Rucksäcke aus dem Gepäckfach zu klauben. Was wir allerdings nach unserem gut 30-minütigen Fussmarsch in brütender Hitze zur Hostería "Azuluna" herausfanden war, dass gleich unterhalb unserer Unterkunft ebenfalls eine "Bushaltestelle" gewesen wäre. Einige Schweissperlen hätten wir uns also sparen können, wenn uns der junge Typ richtig zugehört hätte (oder lag's evtl. doch an unseren Spanischkenntnissen?)...

Die "Urwald-Cabaña", die fortan unsere Unterkunft sein sollte, war abgesehen vom mitunter etwas muffigen Geruch, einfach der Hammer! Mit einer Aussicht über die urwaldmässige Küstenvegetation bis zum Strand, mit Hängematte auf der kleinen Terrasse vor der Hütte, Dusche mit fliessend heissem Wasser und Moskitonetz über dem Bett, eigentlich die perfekte Relax-Atmosphäre. Wären da nur nicht die achtbeinigen Mitbewohner gewesen, die sich durch das eine oder andere Loch im Dach hätten schleichen können... Wir wären mit Sicherheit noch einige Tage länger geblieben, als bereits nach zwei Nächten das Weite zu suchen. Denn neben einem leckeren Restaurant gab's auch die Möglichkeit Surf-Boards zu mieten.
Der beinahe menschenleere, kilometerlange Strand war wie geschaffen für unsere (längst überfälligen) ersten Versuche die pazifischen Wellen zu durchpflügen. Mit dem ca. 2,5 Meter langen Long-Board unter dem Arm fühlte man sich auf dem Weg zum Strand bereits wie ein alter Surfhase...
Auf dem Wasser sah die Sache dann aber etwas weniger professionell aus ;-)! Für einige Weisswasser-Ritte reichten die Wellen und unser Können aber trotzdem aus und für weiteres Surftraining wird sich in Costa Rica, Panama und dann schlussendlich in Barbados noch genügend Zeit finden.
Unser etwas verfrühtes Auschecken hatte auch den Vorteil, dass der Hausherr zu dem Zeitpunkt gerade abwesend war. Seine Frau war mit der ganzen Rechnungsstellerei, wie sie selber sagte, etwas überfordert, was uns finanziell zu Gute kam. Neben der Surfboard- und Strandtuchmiete gingen auch einige Morgenessen vergessen, so dass sich unser Aufenthalt im eigentlich etwas teureren "Azuluna" schlussendlich doch als nicht ganz so preiskritisch herausstellen sollte.

Interessanterweise wollte uns auch der "Ayudante" im Bus nach "Puerto Lopez", trotz Nachfrage, kein Geld abknöpfen. Möglicherweise gab's für die kurze Distanz noch keinen überteuerten "Gringo-Tarif" :-).
In "Puerto Lopez" gab's wieder einmal taxifahrerische Hilfe beim Suchen einer geeigneten Unterkunft. Das vom Mototaxi-Fahrer anvisierte Hostel machte zwar von aussen einen etwas zweifelhaften Eindruck, aber das angebotene Zimmer mit Meerblick schien für den günstigen Preis recht ordentlich zu sein.
Etwas anders gestaltete sich die Sache, als wir nach einem kurzen Spaziergang durch "Puerto Lopez" unser Zimmer betraten. Dieses Mal waren zwar keine achtbeinigen Mitbewohner zu sehen, aber dafür hatte sich eine Horde von Grillen die dunkle Ecke zwischen Wand und Bett als Unterkunft ausgesucht, igitt, igitt. Mit einer einzigen Grille hätten wir uns ja noch abfinden können, aber die gegen 10 Viecher, die der Portier für uns einfing und zum Fenster herausspedierte waren dann doch des Guten zuviel! Ein Zimmerwechsel war unvermeidlich, um uns nicht um den benötigten Schönheitsschlaf zu bringen ;-)...
Auf dem Weg durchs Dorf hatten wir zuvor die Bekanntschaft mit einem Typen namens "Wiston Churchill" gemacht (ja, Wiston nicht Winston). Er hatte uns erst für eine Bootstour zum Fischen und Schnorcheln begeistern wollen, da wir aber bereits eine Tour für den nächsten Tag auf die "Isla de la Plata" gebucht hatten wurde daraus nichts. Beim nachfolgenden Small-Talk fand Wiston schnell heraus, dass seine Gesprächspartner aus der Schweiz stammen. Er hatte einen Bekannten in der Schweiz, der ihm in Sachen Finanzen Hilfe angeboten hatte. Von ihm hatte er aber nur eine Telefonnummer und keine Adresse. Wir versprachen eine kurze Internetrecherche für ihn zu starten und schon hatten wir als Dank einen Teller frische Gratis-Ceviche vor uns (obwohl wir ja eigentlich bisher mit dieser Fischspeise eher schlechte Erfahrungen gemacht hatten, konnten wir schlecht ablehnen :-)).
Die Internetsuche förderte später leider keine Resultate zu Tage, aber die Unterhaltung mit Wiston war trotzdem das Durchfallrisiko durch den rohen Fisch wert :-).

Nach einer etwas lauten Nacht, irgend eine Schule hatte sich angeblich gerade diese Nacht als Prom-Night (also Abschlussfest) ausgesucht und das musste bis gegen 4 Uhr morgens mit ohrenbetäubender Cumbia-Musik gleich in der Nachbarschaft unseres Hostels zünfig gefeiert werden, ging's ab auf den Tripp zur "Isla de la Plata".
Die "Isla de la Plata" wird auch als "Galapagos für Arme" bezeichnet, obwohl die 50 Dollar pro Person für diesen Tripp kaum als Pappenstiel bezeichnet werden können. Zusammen mit 14 anderen Touris bestehend aus einer Horde französischer Schüler mit ihrer Lehrerin und drei Ecuadorianern, ging's per Boot anderthalb Stunden raus auf's Meer.
Auf der 2,5-stündigen Wanderung über die Insel gab's einen kurzen Einblick, was uns auf den Galapagos Inseln noch erwarten würde. Die Insel hat nicht grundlos ihren Übernamen erhalten. Blaufuss- und Nazcatölpel, Schlangen, Miniskorpion und Einsiedlerkrebse waren nur einige der Tiere, welche die atemberaubende Landschaft dieses Eilandes bevölkerten. Zudem hatte der Guide einige interessante Geschichten und Infos über die Flora und Fauna der Insel parat. Galapagos-like gab's auf der Rückfahrt auch noch die Möglichkeit zum Schnorcheln. Aber mit der Aussicht auf die bevorstehenden Schnorchelausflüge auf den Galapagos Inseln konnte uns dieses Angebot nicht ins kalte Wasser locken.
Der Ausflug war überraschenderweise tatsächlich jeden Cent seiner Kosten wert gewesen. Da würden sich die Galapagos Inseln mächtig ins Zeug legen müssen, um die beträchtlichen Mehrkosten rechtfertigen zu können ;-)...

Um vor dem Abflug auf die Galapagos Inseln noch einen Blick auf "Guayaquil" erhaschen zu können, war bereits nach zwei Nächten "Puerto Lopez" Zeit die Koffer, bzw. Rucksäcke zu packen und die vergleichsweise kurz Reise in die Grossstadt anzutreten. Dass sich in diesen knapp 4 Stunden Busfahrt so einiges Abenteuerliches ereignen würde, davon hatten wir beim Frühstück noch keinen Schimmer...

Von der Hölle ins Paradies

Um von "Máncora" ganz im Norden von Peru nach Ecuador zu gelangen gab's zwei verschiedene Routen. Die eigentlich kürzere Route hätte uns in kürzester Zeit in das nördliche Nachbarland gebracht. Da wir aber einen Abstecher nach "Vilcabamba" etwas weiter östlich ins Auge gefasst hatten, blieb uns nichts anderes übrig, als erst einige Stunden Richtung Süden zu rumpeln, bevor der eigentlich angepeilte Nordkurs endlich angesteuert werden konnte.
In einem Reisebüro in "Máncora" hatten wir ein Busticket erstanden und beinahe pünktlich wurden wir auch an der Haltestelle abgeholt. Hätten wir gewusst, was uns auf der zweiten Etappe unserer Reise nach Ecuador noch erwartet, wir hätten diesen ersten Teil entschieden mehr genossen und uns nicht über die fehlende Klimaanlage Gedanken gemacht, sondern einfach dankbar aufgrund der Hitze vor uns hingeschwitzt.

Auf dem zweiten Teil der Grenzquerungsreise war der Grund für schweissdurchtränkte Achselhöhlen ganz ein anderer als die etwas erhöhte Temperatur der Umgebungsluft im Bus... Man hatte uns in einem Kaff einige Stunden südlich von "Máncora" mit dem Hinweis auf den Bus nach "Loja" zu warten quasi aus dem Bus gescheucht. Die Reservation für die Weiterfahrt nach "Loja" war sogar in unserem Namen getätigt worden und wir konnten ohne unsere Improvisationskünste zu strapazieren nach gut eineinhalb Stunden Wartezeit in den weiterführenden Bus einsteigen.
Der Bus war nicht einmal bis zur Hälfte besetzt und daher auch nicht voll beladen (sprich: mehr PS pro Kilogramm Ladung). Diese Tatsache und der um diese Tages- oder besser Nachtzeit beinahe nicht vorhandene Verkehr schienen unseren überaus talentierten Buschauffeur zu ungeahnten Höchstleistungen in den Bereichen Kurventechnik, Beschleunigungs- und Bremsdynamik anzuspornen (Michael Schumacher hätte es nicht besser machen können :-)). Wer hätte gedacht, dass die Räder eines tonnenschweren Autobusses keinen Quietscher von sich geben, wenn das Gefährt mit 80 Sachen in eine scharfe Kurve manövriert wird. Ausserdem war es doch sehr überraschend, dass sich dieses Ungetüm in eben diesen Kurven nur kaum merklich zur Seite neigte. Man wurde das Gefühl nicht los, dass diesem Bus entweder ein Sportfahrwerk spendiert worden war oder dass dessen Federung derart "durchgeritten" war, dass sie selbst unter Extrembelastung in Höchstgeschwindigkeitskurven keinen Millimeter nachgab (anhand der peruanischen Fahrzeugunterhaltskünste muss wohl eher von letzterem ausgegangen werden ;-)). Auf jeden Fall war diese Tatsache und nicht der bevorstehende Grenzübertritt oder das tropische Klima im Innenraum des Busses für den Grossteil der Schweissperlen auf unserer Stirn verantwortlich.

Der Grenzübertritt selbst war ein Zuckerschlecken. Auf der peruanischen Seite gab's den Ausreisestempel und News, dass in "Machu Picchu" Sintflut herrsche und 1500 Touristen in "Aguas Calientes" festsitzen würden. Da hatten wir ja nochmal Glück gehabt, waren wir doch gerade mal eine Woche vorher noch auf den Ruinen rumgekraxelt.
Nach südamerikanischem Quasi-Standard war nach dem Einsammeln des Ausreisestempels ein kurzer Fussmarsch über die nationentrennende Brücke nötig um auf der ecuadorianischen Seite den ebenfalls standardmässigen Einwanderungszettel mit Buchstaben vollzukritzeln und den Farbklecks für den zeitlich begrenzten Aufenthalt im Land in den Pass gedrückt zu bekommen.

Nach dieser kurzen Verschnaufpause ging's in halsbrecherischem Tempo auf den ecuadorianischen Überlandstrassen weiter Richtung "Loja". Unserem Nachwuchs-Schumi dürfen wir allerdings nicht vorwerfen nicht ökonomisch unterwegs gewesen zu sein. Zum Einen achtete der Lenkradakrobat darauf, in Abfahrten die Schwerkraft auszunutzen und Treibstoff zu sparen, indem er unser Geschoss im Leerlauf um die Haarnadelkurven schlenzte und zum Anderen hatte er schon durch die Zeitersparnis seiner Schussfahrt einige Liter Sprit vor dem Verbrennungstod retten können. Dank seinem Bleifuss standen wir also bereits nach 4,5h anstatt erst nach 6h mit schlotternden Knien am Busterminal von "Loja" und waren heilfroh, dass wir diese Beschleunigungsorgie überstanden hatten.

Die Busfahrt von "Loja" nach "Vilcabamba" im Anschluss war dann wieder etwas leichter verdaulich, wäre allerdings beinahe bereits vor der halben Distanz zu Ende gewesen. Ein anderer Bus hatte anscheinend durch einen Unfall einige Stromleitungen heruntergerissen und so die Strasse blockiert. Der Fahrer oder sein Gehilfe seien betrunken gewesen, wurde uns später in "Vilcabamba" erzählt. Diese Aussage liess unser ja bereits etwas angeknacktes Vertrauen in die ecuadorianischen Transportunternehmen noch etwas weiter sinken...
Nach einigen Minuten Wartezeit war aber die Strasse wieder passierbar und wir auf dem Weg ins "Tal der Hundertjährigen".

Wir hatten von einem schweizer Päärchen, dass wir in Chile in "La Serena" getroffen hatten, die Adresse eines empfehlenswerten Hostels in "Vilcabamba" erhalten und machten uns also per Taxi zusammen mit einem argentinischen Päärchen, dass mit uns den Hochgeschwindigkeitstripp über die Grenze mitgemacht hatte, auf dieses Hostel zu suchen. Was wir nach der kurzen Taxifahrt fanden, war weniger ein Hostel, als viel mehr eine Wellness-Oase mit atemberaubender Aussicht auf das wunderschöne Tal von "Vilcabamba"!
Nach einigem Suchen im Reservationskalender, fand sich sogar noch ein Zimmer bzw. eine Cabaña für die nächsten paar Tage für uns.

Die Cabaña mit Balkon, Hängematte und Knaller-Aussicht hatte nur einen kleinen Hacken. Neben uns zweibeinigen Temporärbewohnern hatten sich auch einige achtbeinige Spinnenviecher in den Gebälken der Hütte eingenistet, nicht unbedingt jedermanns/-fraus Sache... Allerdings längstens wettgemacht durch das äusserst leckere Morgenessen, Tischtennis- und Billardtisch, Poolanlage, die Möglichkeit von Massagen und ein eigenes Wanderwegnetz durch das halbe Tal. Die "Hostería Izcayluma" war also der perfekte Ort um etwas auszuspannen und trotzdem etwas Bewegung zu kriegen.

Das Tal von "Vilcabamba" ist dafür bekannt, dass die Bewohner hier sehr alt werden. Die wunderschöne Umgebung und die sehr relaxte Lebensart der Bewohner liessen keinen Zweifel daran aufkommen, woran das wohl liegen könnte.
Dank der esoterisch angehauchten Gesundheits-Atmosphäre unserer Unterkunft waren die Horrorerlebnisse der Hinfahrt schnell vergessen. Die durch diesen Stress verlorenen Lebensjahre konnten wir dadurch hoffentlich wieder wett machen :-)...
An die mitunter recht ulkig gekleideten körnchen-pickenden pseudo Yoga-Gurus, die sich verrenkenden Beinpelz- und Achselhaarträgerinen, Neo-Hippies und klischeehaft vollschlanken Amitussen mit ihren Vollblutmakern, die uns beim ersten Morgenessen noch etwas komisch vorgekommen waren, hatten wir uns auch bereits nach Kurzem gewöhnt. Mit unseren peruanischen Billigst-Schlabberhosen konnten wir uns auch modisch recht gut integrieren ;-).

Wie bei Adam und Eva konnte aber auch bei uns der Aufenthalt im Paradies nicht ewig dauern. Nachdem wir zwei Wanderrouten, wetter- und mittlerweile auch konditionsbedingt die kürzesten :-), abmarschiert waren, der Rücken vom Faulenzen in der Hängematte bereits zu schmerzen begann und unsere mitgebrachten Bücher bereits bis gefährlich nahe ans Ende durchgelesen waren, war der Zeitpunkt für die Weiterreise gekommen (mal abgesehen davon, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt auch gar kein Zimmer mehr frei war ;-)).

"Cuenca" mit seinen Kolonialhäusern war im LP als Alternative für die Altstadt von "Quito" angepriesen worden. Da wir uns nicht bis nach "Quito" im Norden von Ecuador vorarbeiten wollten, kam uns diese Alternative gerade recht und wir machten uns auf den Weg...

Die Busfahrt nach "Cuenca" war etwas weniger spektakulär als der letzte Höllenritt. Vermutlich lag dies allerdings nicht am Fahrer, der hätte sein Gefährt wohl nur zu gerne bis an die Grenzen der Belastbarkeit geführt, sondern viel mehr am Verkehr. Genau aus diesem Grund hatten wir uns geschworen, nur noch tagsüber mit Bussen zu reisen.
"Cuenca" konnte unseren, durch LP geschürten, hohen Erwartungen bei weitem nicht gerecht werden. Die im Reiseführer beschriebenen wunderschönen Kolonialhäuser am Flussufer waren anscheinend seit dem Erscheinen des Buches entweder abgerissen oder versteckt worden. Oder aber der Autor des Reiseführers war in einer anderen Stadt mit dem gleichen Namen unterwegs gewesen... Für uns war's schlichtweg nicht möglich diese Bauten ausfindig zu machen. Ausserdem schienen auch die sonst immer sehr gepflegten Kirchen hier in "Cuenca" aus der Ferne immer besser auszusehen als aus kamerafreundlicher Distanz. Aus diesen Gründen wurde "Cuenca", trotz der leckeren Torten in den Bäckereien und den unzähligen Läden zum kurzen Zwischenhalt degradiert. Die Strände der ecuadorianischen Küste sollten unser nächstes ernsthaftes Ziel werden.

Mittwoch, 10. Februar 2010

Schöggeler auf dem Weg nach Máncora

Über die wohl einzige Reiseagentur im winzigen "Huanchaco" hatten wir uns ein Busticket organisieren lassen, das uns zu einer Reise nach "Máncora" verhelfen sollte. Nach mehrmaligem Nachfragen bei der Agentur, war dann auch beiden Seiten klar, dass der Taxitransfer nach "Trujillo" ebenfalls organisiert war. Der Fahrpreis hätte laut Reisebüro 15 Nuevo Soles (also knapp 5 Franken und damit rund die Hälfte von dem, was uns Schlitzohr Pepe abgekonöpft hatte, man erinnere sich...) kosten sollen. Unnötig zu erwähnen, dass auch dieser Taxista seine Rente aufzubessern versuchte, dieses Mal allerdings mit mässigem Erfolg...

Im Terminal der Busgesellschaft "Emtrafesac" wuselten unzählige Einheimische geschäftig umher, etwas erstaunlich für die doch schon etwas fortgeschrittene Uhrzeit. Wir als bleichgesichtige Gringos fielen in diesem Trubel anscheinend etwas auf, denn es schienen sich zwielichtige Gestalten um uns zu positionieren. Wir hatten uns absichtlich eine Sitzbank etwas abseits, in der hintersten Reihe zum Warten ausgesucht, um den Überblick zu behalten. Es dauerte nicht lange, bis sich ein junger Mann mit Telefon genau vor uns setzte. Ungelenk wie der arme Schussel war, fiel ihm prompt sein Handy zwischen unsere Rucksäcke. Freundliche Schweizer heben natürlich das verlorene Ding auf und geben es dem Besitzer zurück. Etwas später wollte dieser nette Herr von der Bank VOR uns gesehen haben, dass Schokolade am RÜCKEN eines unserer T-Shirts kleben sollte und uns freundlicherweise gleich den Weg Richtung Klo angedeutet, wo sich der Schaden begeben lassen sollte. Natürlich war das korrekt, aber wie er derart um die Ecke schauen konnte war schon beeindruckend, blieb aber nur kurze Zeit ein unlösbares Rätsel. Er oder sein Kumpel hatten den Schokofleck wohl da platziert (der Handyverlust war wohl doch kein Zufall gewesen), um uns abzulenken und sich an unseren Rucksäcken zu schaffen machen zu können. Der junge Mann machte sich ganz unauffällig, aber durchaus hurtig aus dem Staub, als sein Plan mangels Reaktion unsererseits zu scheitern drohte. Hinterlistiges Gesindel!!!

Nach dem unausweichlichen Shirtwechsel auf dem stinkenden Sche...haus des Busterminals war's dann auch Zeit das Gepäck einzuchecken und den Bus zu besteigen. Die Fahrt, der Küste nach Norden folgend, konnte beginnen und war 8 unspektakuläre Stunden später um 5 Uhr in der Früh in "Máncora" zu Ende.

Glücklicherweise wartete bereits eine Horde Mototaxis, thailändischen Tuktuks gleichende Motorradrikschas, auf übermüdete Beute. Der Fahrer unserer Wahl hatte praktischerweise einige Hotelvorschläge parat. Nach einer 20-minütigen Holperfahrt über staubige Sandpisten lud er uns im Hotel "Costa Blanca" ab. Der etwas weite Weg sollte sich, wie der Morgen zeigen sollte, gelohnt haben, denn der Meerblick vom Zimmer aus war herrlich! Ausserdem war mit Pool, Töggelikasten (dieses Mal waren auch die Mittelfeldspieler keine Tischfussballanalphabeten und richtig montiert :-)) und einem leckeren, relativ günstigen Restaurant auch sonst für unser Wohl gesorgt.

Nachdem wir es in "Huanchaco" verpasst hatten unsere ersten Surfschritte in pazifischen Gewässern zu versuchen, war "Máncora" entsprechend die nächste Möglichkeit die Wellen zu durchpflügen. Die 20-minütige Fahrt mit dem Mototaxi liess sich durch einen anderthalb stündigen Strandspaziergang ersetzen. Die perfekte Aufwärmphase...
In laut LP "Peru's am schlechtesten gehüteten Geheimtipp" drängten sich tatsächlich "Surfer und andere Ausländer braun gebrannte Schulter an braun gebrannte Schulter". Ausserdem waren die Wellen für unsere doch eher als bescheiden zu bezeichnenden Surfkünste etwas zu hoch. Wir zogen also den Schwanz ein und begnügten uns mit zugucken, staunen und vor Neid grün anlaufen ;-)...

Grün anlaufen war auch bei einigen kulinarischen "Köstlichkeiten" der Region beinahe angesagt. Wir hatten zwar "Ceviche", rohen Fisch mit Zwiebeln, Tomaten und Koreander in Zitronensaft, bereits in Chile versucht, da aber die peruanische Variante, laut verlässlichen Quellen, um Welten besser schmecken sollte, konnten wir der Versuchung nicht widerstehen...
Fazit: "Ceviche" schmeckt auch in der peruanischen Version scheusslich (vorallem wenn man den metallischen Geschmack von Koreander nicht ausstehen kann) und verdreht einem zudem den Magen, so dass für ein, zwei Tage die Kloschüssel in kurzer Zeit erreichbar sein sollte. Das war definitiv der letzte freiwillige Ceviche-Versuch!

Mangels sportlicher Ablenkung durch's Wellenreiten, drohte uns die Decke in "Máncora" trotz Meerblick und Tosen der Brandung, trotz Palmenstrand und Töggelikasten, bereits nach wenigen Tagen beinahe auf den Kopf zu fallen und es zog uns weiter Richtung Norden, nach Ecuador.