Am Terminal angelangt, wurden wir sofort von einem selbsternannten "Busterminalguide" an den Ticketschalter für die Weiterreise nach "Montañita" gezerrt. Anschliessend wurden wir auch zum richtigen Busgate geführt. Selbstredend war dieser Service nicht kostenlos, aber das kleine Trinkgeld war durch die Zeitersparnis mehr als gerechtfertigt.
Im klimatisierten Bus, begleitet vom alles zerstörenden Bruce Willis in "Die Hard 4.0" (portugiesisch mit spanischen Untertiteln, welch komische Kombination), ging's also weiter der Küste entgegen. Plötzlich, nach gut zweieinhalb Stunden, war die Fahrt zu Ende und wir wurden an einer staubigen Strasse zusammen mit einer Horde feierwütiger Teenager ausgeladen.
Hostelzimmer hatten wir keines im Voraus gebucht, also musste erst einmal eine Bleibe für die Nacht gefunden werden. Die Auswahl an Backpackerhostels, in Ecuador's "Lloret de Mar" war keineswegs klein. Das grössere Problem war eher eine Unterkunft zu finden, die nicht bis morgens um fünf Uhr mit Partylärm a la Shakira und Pitbull vollgedröhnt werden würde. Ausserdem war gerade Hochsaison und viele der Unterkünfte waren entsprechend voll. Nach einigem Suchen wurden wir aber dann doch fündig und liessen uns in einem Hotel etwas abseits vom Partygeschehen einquartieren. Es sollte sich herausstellen, dass auch hier für nächtliche akustische Unterhaltung gesorgt wurde. Allerdings war diese nicht ganz so voluminös, wie die Weckrufe der nachbarschaftlichen Fauna, sprich die morgendlichen Sonnengrüsse der Hähne im Gehege gleich nebenan ;-)...
Den Hotelpool und das Jacuzzi konnten wir bei unserer Ankunft nicht mehr auskosten, da die Zimmersuche das letzte Sonnenlicht geraubt hatte.
Der abendliche Spaziergang durch das Dörflein sollte schnell zeigen, wofür "Montañita" wirklich bekannt ist. Die partyhungrigen, herausgeputzten Teenies und die wummenden Bässe, die aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig Cumbia, Regatton und westliche Popmusik zu einem ohrenbetäubenden Akustikbrei vermischten, erinnerten uns doch arg an unsere eigene Teeniezeit in "LLoret de Mar" an der spanischen Costa Brava :-)...
Nachdem das Dörflein bei Nacht durch die allgegenwärtige Beleuchtung der unterschiedlichen Restaurants, Hostels und Tanzschuppen noch einen eigenen Charme entwickelt hatte, war tagsüber die Partystadt doch eher eine triste Angelegenheit. Zusammen mit dem morgendlichen Hahnengeschrei und der Tatsache, dass wir dem Teeniealter doch schon seit einigen Monden den Rücken zugekehrt hatten, hatten sich genügend Argumente angesammelt um "Montañita" gegen eine ruhigere Umgebung einzutauschen.
Anhand der Anzahl Feriengäste in "Montañita" entschlossen wir uns die nächste Unterkunft im Voraus telefonisch zu reservieren. Ein zuvor in "Vilcabamba" eingepackter Flyer sollte uns bei der Entscheidungsfindung für die nächste Unterkunft nützlich sein und der Anruf in der Hostería "Azuluna" war schnell getätigt. Erstaunlicherweise konnten wir aus einer Auswahl an Zimmern auswählen...
Mit dem halbstündlich vorbeikommenden Bus sollte die Reise nach "Las Tunas" zur Hostería "Azuluna" lediglich 40 Minuten dauern. Wir hatten dem "Ayudante" (der Ticketkontrolleur/-verkäufer im Teeniealter, der jeden öffentlichen Bus in Ecuador begleitet), mehrere Male unsere Destination zu Ohren getragen, um sicher zu gehen, dass wir auch tatsächlich am richtigen Ort ausgeladen und nicht erst an der Endstation zum Bus rausgekickt und unserem Schicksal überlassen würden.
Der Bus hielt auch tatsächlich am Ortseingang von "Las Tunas" und der "Ayudante" half uns die Rucksäcke aus dem Gepäckfach zu klauben. Was wir allerdings nach unserem gut 30-minütigen Fussmarsch in brütender Hitze zur Hostería "Azuluna" herausfanden war, dass gleich unterhalb unserer Unterkunft ebenfalls eine "Bushaltestelle" gewesen wäre. Einige Schweissperlen hätten wir uns also sparen können, wenn uns der junge Typ richtig zugehört hätte (oder lag's evtl. doch an unseren Spanischkenntnissen?)...
Die "Urwald-Cabaña", die fortan unsere Unterkunft sein sollte, war abgesehen vom mitunter etwas muffigen Geruch, einfach der Hammer! Mit einer Aussicht über die urwaldmässige Küstenvegetation bis zum Strand, mit Hängematte auf der kleinen Terrasse vor der Hütte, Dusche mit fliessend heissem Wasser und Moskitonetz über dem Bett, eigentlich die perfekte Relax-Atmosphäre. Wären da nur nicht die achtbeinigen Mitbewohner gewesen, die sich durch das eine oder andere Loch im Dach hätten schleichen können... Wir wären mit Sicherheit noch einige Tage länger geblieben, als bereits nach zwei Nächten das Weite zu suchen. Denn neben einem leckeren Restaurant gab's auch die Möglichkeit Surf-Boards zu mieten.
Der beinahe menschenleere, kilometerlange Strand war wie geschaffen für unsere (längst überfälligen) ersten Versuche die pazifischen Wellen zu durchpflügen. Mit dem ca. 2,5 Meter langen Long-Board unter dem Arm fühlte man sich auf dem Weg zum Strand bereits wie ein alter Surfhase...
Auf dem Wasser sah die Sache dann aber etwas weniger professionell aus ;-)! Für einige Weisswasser-Ritte reichten die Wellen und unser Können aber trotzdem aus und für weiteres Surftraining wird sich in Costa Rica, Panama und dann schlussendlich in Barbados noch genügend Zeit finden.
Unser etwas verfrühtes Auschecken hatte auch den Vorteil, dass der Hausherr zu dem Zeitpunkt gerade abwesend war. Seine Frau war mit der ganzen Rechnungsstellerei, wie sie selber sagte, etwas überfordert, was uns finanziell zu Gute kam. Neben der Surfboard- und Strandtuchmiete gingen auch einige Morgenessen vergessen, so dass sich unser Aufenthalt im eigentlich etwas teureren "Azuluna" schlussendlich doch als nicht ganz so preiskritisch herausstellen sollte.
Interessanterweise wollte uns auch der "Ayudante" im Bus nach "Puerto Lopez", trotz Nachfrage, kein Geld abknöpfen. Möglicherweise gab's für die kurze Distanz noch keinen überteuerten "Gringo-Tarif" :-).
In "Puerto Lopez" gab's wieder einmal taxifahrerische Hilfe beim Suchen einer geeigneten Unterkunft. Das vom Mototaxi-Fahrer anvisierte Hostel machte zwar von aussen einen etwas zweifelhaften Eindruck, aber das angebotene Zimmer mit Meerblick schien für den günstigen Preis recht ordentlich zu sein.
Etwas anders gestaltete sich die Sache, als wir nach einem kurzen Spaziergang durch "Puerto Lopez" unser Zimmer betraten. Dieses Mal waren zwar keine achtbeinigen Mitbewohner zu sehen, aber dafür hatte sich eine Horde von Grillen die dunkle Ecke zwischen Wand und Bett als Unterkunft ausgesucht, igitt, igitt. Mit einer einzigen Grille hätten wir uns ja noch abfinden können, aber die gegen 10 Viecher, die der Portier für uns einfing und zum Fenster herausspedierte waren dann doch des Guten zuviel! Ein Zimmerwechsel war unvermeidlich, um uns nicht um den benötigten Schönheitsschlaf zu bringen ;-)...
Auf dem Weg durchs Dorf hatten wir zuvor die Bekanntschaft mit einem Typen namens "Wiston Churchill" gemacht (ja, Wiston nicht Winston). Er hatte uns erst für eine Bootstour zum Fischen und Schnorcheln begeistern wollen, da wir aber bereits eine Tour für den nächsten Tag auf die "Isla de la Plata" gebucht hatten wurde daraus nichts. Beim nachfolgenden Small-Talk fand Wiston schnell heraus, dass seine Gesprächspartner aus der Schweiz stammen. Er hatte einen Bekannten in der Schweiz, der ihm in Sachen Finanzen Hilfe angeboten hatte. Von ihm hatte er aber nur eine Telefonnummer und keine Adresse. Wir versprachen eine kurze Internetrecherche für ihn zu starten und schon hatten wir als Dank einen Teller frische Gratis-Ceviche vor uns (obwohl wir ja eigentlich bisher mit dieser Fischspeise eher schlechte Erfahrungen gemacht hatten, konnten wir schlecht ablehnen :-)).
Die Internetsuche förderte später leider keine Resultate zu Tage, aber die Unterhaltung mit Wiston war trotzdem das Durchfallrisiko durch den rohen Fisch wert :-).
Nach einer etwas lauten Nacht, irgend eine Schule hatte sich angeblich gerade diese Nacht als Prom-Night (also Abschlussfest) ausgesucht und das musste bis gegen 4 Uhr morgens mit ohrenbetäubender Cumbia-Musik gleich in der Nachbarschaft unseres Hostels zünfig gefeiert werden, ging's ab auf den Tripp zur "Isla de la Plata".
Die "Isla de la Plata" wird auch als "Galapagos für Arme" bezeichnet, obwohl die 50 Dollar pro Person für diesen Tripp kaum als Pappenstiel bezeichnet werden können. Zusammen mit 14 anderen Touris bestehend aus einer Horde französischer Schüler mit ihrer Lehrerin und drei Ecuadorianern, ging's per Boot anderthalb Stunden raus auf's Meer.
Auf der 2,5-stündigen Wanderung über die Insel gab's einen kurzen Einblick, was uns auf den Galapagos Inseln noch erwarten würde. Die Insel hat nicht grundlos ihren Übernamen erhalten. Blaufuss- und Nazcatölpel, Schlangen, Miniskorpion und Einsiedlerkrebse waren nur einige der Tiere, welche die atemberaubende Landschaft dieses Eilandes bevölkerten. Zudem hatte der Guide einige interessante Geschichten und Infos über die Flora und Fauna der Insel parat. Galapagos-like gab's auf der Rückfahrt auch noch die Möglichkeit zum Schnorcheln. Aber mit der Aussicht auf die bevorstehenden Schnorchelausflüge auf den Galapagos Inseln konnte uns dieses Angebot nicht ins kalte Wasser locken.
Der Ausflug war überraschenderweise tatsächlich jeden Cent seiner Kosten wert gewesen. Da würden sich die Galapagos Inseln mächtig ins Zeug legen müssen, um die beträchtlichen Mehrkosten rechtfertigen zu können ;-)...
Um vor dem Abflug auf die Galapagos Inseln noch einen Blick auf "Guayaquil" erhaschen zu können, war bereits nach zwei Nächten "Puerto Lopez" Zeit die Koffer, bzw. Rucksäcke zu packen und die vergleichsweise kurz Reise in die Grossstadt anzutreten. Dass sich in diesen knapp 4 Stunden Busfahrt so einiges Abenteuerliches ereignen würde, davon hatten wir beim Frühstück noch keinen Schimmer...
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