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Freitag, 30. Oktober 2009

Jede Menge fallendes Wasser

Normalerweise verspannen sich die Gesässmuskeln bereits beim Gedanken an eine 16-stündigen Busfahrt. Auch die Bandscheiben ächzen bereits vor der Fahrt aus Angst vor den unbequemen Sitzen, an Schlaf wagt man nicht mal zu denken...
Dass das auch anders geht, konnten wir bei der Fahrt nach "Puerto Iguazu" feststellen. Wir hatten ja, nicht ganz absichtlich, eine Busfahrt mit "Super Cama"-Sitzen gebucht, konnten also unseren Sitz zu einem Bett umfunktionieren. So macht Busfahren richtig Spass!! Die 16 Stunden vergingen praktisch im Schlaf. Nach dem Einsteigen wurde uns bereits nach kurzer Zeit ein warmes Abendessen serviert (Wein inklusive). Kurz darauf wurde das Unterhaltungssystem hochgefahren und eine Auswahl von Videofilmen präsentiert. So konnte mit der Flimmerkiste die Zeit bis zum Erreichen der Bettschwere überbrückt werden. Kissen und Decke lagen bereits beim Besteigen des Busses bereit und das Sandmännchen schien auch zur Buscrew zu gehören. Optimale Voraussetzungen um den Grossteil der Reise im Land der Träume zu verbringen...
Morgens, vor der Ankunft am Zielort, gab's dann noch ein kleines Frühstück mit Kaffee, Tee und Gipfeli. Wie gesagt, so macht Busfahren Spass!!

In "Puerto Iguazu" erwartete uns schon der Fahrer für den Transfer zum Hostel,. Ok richtige Backpacker würden sowas selbst organisieren, aber das war halt Teil unseres "All-Inclusive-Iguazu-Wasserfälle-Package" das wir gebucht hatten. Unser "Lonely Planet"-Reiseführer pries das gebuchte Hostel als eines der besten in Argentinien an. Mit Pool, Barbeque zum Nachtessen, Bar, Billard- und Ping-Pong-Tischen, gratis Internet und einer beeindruckenden Lounge zum Rumhängen wurde der Massstab auf jeden Fall gehörig hoch gesetzt. Es wird sich zeigen, ob das noch zu toppen ist. Einen kleinen Kritikpunkt gab's allerdings doch, die Bettwäsche war etwas muffig, da unser Zimmer die Luftfeuchtigkeit des tropischen Regenwaldes von "Iguazu" simulierte. Jammern auf hohem Niveau halt...

Ausgeruht nach der langen Busfahrt war bereits am Nachmittag nach der Ankunft der Ausflug zur brasilianischen Seite der Wasserfälle angesagt. Wieder dank dem "Rundum-Sorglos-Packet" wurden wir vom Bus abgeholt und mit einer Gruppe von anderen Touristen über die Grenze zum Eingang des Parks gekarrt. Grenzübertritte in Südamerika sind ja bekanntlich nicht ganz so effizient wie anderswo. Das durften wir auch erfahren. Speziell war nur, dass die einstündige Verzögerung nicht bei der Einreise nach Brasilien verursacht wurde, sondern bei der Ausreise aus Argentinien. Man bekam beinahe den Eindruck, als dass die Argentinier ihre einmal eingesackten Touristen für sich alleine behalten wollten :-).

Die Brasilianer können zwar nur einen sehr kleinen Teil der Wasserfälle von Iguazu ihr eigen nennen, aber dieser Teil ist nicht minder eindrucksvoll. Speziell auch deshalb, weil man von der brasilianischen Seite einen hervorragenden Blick auf den argentinischen Teil der Fälle hat. Normalerweise sind die Wassermassen des "Rio Iguazu" grün, wie man sie von Postkarten her kennt. Bei unserem Besuch sollten sich aber, laut Tourguide, sieben mal mehr Wassertropfen pro Sekunde über die berühmte Kante stürzen als das normalerweise der Fall ist. Daher war braun die vorherrschende Farbe, was dem Spektakel aber keinerlei Abbruch tat. Die tosenden Wassermassen sind einfach gigantisch und lassen sich auch im wahrsten Sinne des Wortes hautnah erleben! Sich vom Wasserfall vollsauen lassen gehört zum Spektakel einfach dazu. Genauso wie der kuze Zwischenhalt beim "Duty-Free"-Shoppingcenter bei der Rückreise nach Argentinien (übrigens wieder mit einem stündigen Aufenthalt im Niemandsland, dieses Mal beim Ausreisen aus Brasilien).

Nachdem der Besuch der brasilianischen Seite bereits ein recht touristisches Unterfangen dargestellt hatte, konnten die Argentinier tags darauf noch gehörig einen drauf setzen. Laut unserem Tourguide werden durchschnittlich 3000 Leute pro Tag durch den argentinischen Teil gehetzt. Die meisten davon als Teil einer geführten Tour, wie wir das waren. Man darf allerdings getrost sagen, dass diese geführten Touren ihr Geld nicht wert sind, da sich 35 Leute einen Tourguide teilen (da wird's schon schwierig etwas von seinen Erläuterungen mitzubekommen, wenn man Spanisch versteht, für uns war's quasi unmöglich). Dieser Umstand ist aber auf Grund der atemberaubenden Umgebung auch nicht so massgebend, die Wasserfälle sprechen für sich.

Auch die schönsten Dinge können mit der Zeit etwas von ihrem Reiz verlieren, und nach vier Stunden fallendem Wasser zugucken, wurde die ganze Sache doch langsam etwas eintönig. Da wird auf einmal das Ausgangstor interessanter als die eigentliche Hauptattraktion... Nicht falsch verstehen, die Wasserfälle sind es echt wert sich dem Touristrom zu ergeben!!

Die Rückreise nach "Buenos Aires" war dann schon fast ein wenig langweilig, denn es wurden dieselben Filme wie auf der Hinfahrt gezeigt. Also Sitz in die waagrechte verstellt und losgeschnarcht. In "Buenos Aires" angekommen mussten wir unser restliches Material, wir hatten nicht unseren ganzen Müll nach "Iguazu" mitgenommen, bei Mutschi abholen und der argentinischen Post einen Besuch abstatten um ein Packet nach Hause zu schicken.

Packete verschicken ist in Argentinien kein Unterfangen von ein paar Minuten, das war uns von Anfang an klar, da wir bereits vor Wochenfrist einen ersten Versuch unternommen hatten. Damals wollte uns die alte Schachtel vom Zoll unser Packet nicht authorisieren, da wir anstelle unserer Pässe nur Kopien dabei hatten. Beim unserem zweiten Versuch sollte alles anders kommen...
Das Zettelziehsystem kannten wir bereits aus der Schweiz und die Zahl auf unserem Zettel war von der auf der Anzeige über dem Schalter nicht weit entfernt, trotzdem dauerte es ziemlich genau eine Stunde bis der Spuk vorbei war. Erst mussten wir ein kleineres Packet erstehen, da wir nicht beabsichtigten kubikmeterweise Smogluft aus "Buenos Aires" in die Schweiz zu schicken. Dann war die Zollkontrolle fällig: Am Zollschalter sass natürlich niemand, daher wurden wir in den Nebenraum geschickt. Der Zollbeamte deutete uns, es wäre alles OK, wir sollten das Packet einfach abschicken (anscheinend sahen wir nicht wie kolumbianische Rauschgiftschmuggler aus), er wollte nichtmal reinschauen. Das war uns allerdings etwas suspekt, da wir der Dame am Postschalter in unserem gebrochenen Spanisch kaum hätten verklickern können, was abgelaufen war. Irgendwie schafften wir's dann trotzdem den Typ dazu zu bewegen unser Paket vor den Augen der Schalterbeamtin zu kontrollieren, wobei "kontrollieren" wohl der falsche Ausdruck ist. Anscheinend aus Zeitmangel, oder evtl. auch aus Unlust, hob er nur kurz den Deckel unseres Packets hoch und deutete der Beamtin, alles sei paletti. Niemand wollte auch nur den Umschlag unserer Pässe sehen!! Super, dafür mussten wir extra ein zweites Mal antanzen... Etwas tröstend war der Umstand, dass anscheinend nicht nur Touristen von den Post- und Zollbeamten schickaniert werden, sondern das auch Argentiniern passieren kann. Während wir da waren wollte ein Einheimischer ein Packet verschicken, das eine Länge von 1 Meter 10 hatte. Die Pöstler wollten aber partout keine Post grösser als einen Meter annehmen, also musste der Typ unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Nach unserem Postausflug ging's dann gegen Abend wieder an den Busbahnhof für unsere Weiterreise nach "Puerto Madryn". Aber mehr zu den Erlebnissen auf dieser sehr interessanten Reise in einem nächsten Post...

Samstag, 24. Oktober 2009

Sprachschule ade... Wie geht's weiter?

Die letzte Schulwoche begann mit einem Lehrerwechsel. "Victoria" sollte von "Juan Manuel" die Aufgabe erben uns mit Spanischwissen zu bombardieren. Nachdem die ersten beiden Wochen eher von ausschweifenden Frage- und Antwortsessions geprägt waren, gings mit "Victoria" für unsere letzte Woche noch mal richtig ans Eingemachte: Kurze und schmerzlose Repetition des Stoffes der letzten Wochen und dann los mit Grammatik! Wer, wie wir, während der Schulzeit die Umstellung vom "Tunwörtli" zum "Verb" und vom "Wiewörtli" zum "Adjektiv" verschlafen hat, wurde so richtig gefordert. Da kann's schon vorkommen, dass man vor lauter Präpositionen, Verben, Adjektiven und Substantiven die Buchstaben nicht mehr sieht. Wenn dann die Wortkategorien auch noch in einer fremden Sprache auftauchen, darf man getrost davon sprechen, dass die Verwirrung komplett ist (OK, zugegeben, die spanischen Bezeichnungen sind den unseren sehr ähnlich, aber trotzdem...). Da wünscht man sich dann ganz still und leise, man hätte doch während der obligatorischen Schulzeit etwas besser aufgepasst...

Trotzdem überstanden wir auch die letzte Woche und das damit verbundene Grammatik-Bombardement. Und durften uns beim freitäglichen "Entrega de diplomas" (salopp übersetzt Diplomübergabe) mit unserer am Vorabend "zusammengebrünzelten" Abschlussrede (die jeder Schüler beim Beenden der Schule hinter sich bringen muss) in den Mittelpunkt des Geschehens stellen. Das anwesende Publikum war übrigens mit Gratishamburgern geködert worden der Veranstaltung beizuwohnen ;-)...

Zum erfolgreichen Abschliessen unserer Spanisch-Ausbildung hat evtl. auch der Kinobesuch am Donnerstag beigetragen. Wir hatten uns eigentlich schon lange vorgenommen uns einen Spanisch gesprochenen Film im Kino anzuschauen. Die Idee war: Film Spanisch gesprochen, aber Englisch untertitelt, damit im Zweifelsfall noch eine zweite Möglichkeit zum Verstehen der Handlung vorhanden ist. Ausserdem sucht man sich normalerweise einen Film aus, der ein gewisses Interesse weckt... Soweit die Idee... Das um diese Tageszeit (kurz nach Mittag) im ausgewählten Kinokomplex angebotene Programm liess für unsere ursprüngliche Idee wenig Handlungsspielraum. Schlussendlich entschieden wir uns für "Boogie, el aceitoso", was frei übersetzt "Boogie der fettige/ölige" bedeutet. Auch ein abgebrühter europäischer Kinogänger wird sich jetzt vermutlich fragen: Boogie wer?? Nie gehört. Genau so ging's uns auch, aber da es sich um einen Spanisch gesprochenen Animationsfilm (sind ja häufig für Kinder und daher tendenziell auch sprachlich eher einfacher zu verstehen) handelte und nicht um einen Hollywood-Blockbuster mit spanischen Untertiteln, gingen wir das Risiko ein.
Also flugs an der Kasse angestanden (man kann sich vorstellen, dass die Warteschlange um diese Tageszeit im Kino ihren Namen nicht verdient) und zwei "Boletos" (spanisch für Tickets) bestellt. Auf die Bemerkung des Schaltertypen, dass der Film dann aber Spanisch gesprochen sei (auf Spanisch natürlich), wussten wir mit stolzem Kopfnicken und "si, si" zu antworten. Der Typ scheint sich anschliessend seine Sache gedacht zu haben, denn auf seine Nachfrage ob uns seine ausgewählten Plätze recht wären, konnten wir nur mit einem "No entiendo!" (was so viel bedeutet wie: "Ich verstehe nicht!") antworten. Trotzdem reagierten wir auch auf seine zweite Bemerkung, der Film sei dann aber schon auf Spanisch, nur mit energischem Kopfnicken. Er merkte wohl, dass wir uns nicht von unserem Glück abhalten lassen würden und verkaufte uns die Kinotickets (vermutlich um eine Anektote für's nächste Betriebsfest reicher).
Bereits in den ersten 5 Minuten des Films wurde klar, dass höchstens 75 Prozent des Kinopublikums mit einer positiven Meinung das Lichtspieltheater verlassen würden. Uns eingeschlossen hatten gerade mal 4 Personen den Weg in Kinosaal Nummer 4 gefunden und Curry's Abneigung gegenüber Filmen wie "Sin City" wurde doch arg strapaziert, da es sich genau um eine solche Comic-Verfilmung handelte. Wenigstens waren die, zugegeben wenigen, Dialoge recht langsam und deutlich gesprochen, so dass man dem, eher dünnen, Handlungsfaden einigermassen folgen konnte.
Fazit: Ein Erlebnis. Wenngleich nur zu 50% befriedigend.

Neben all den mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen unsere Spanischkenntnisse zu verbessern, war die vergangene Woche auch von Planungsaktivitäten für die Zeit nach Buenos Aires geprägt. Der Besuch der Wasserfälle von "Iguazu" im Norden von Argentinien war bereits beschlossene Sache, offen war allerdings noch wie dieses Unterfangen auszuführen sei. Im Reisebüro "Say Hueque" fanden wir eine kompetente und ausserordentlich freundliche Anlaufstelle (Reiseführer sei Dank). Durch den Entscheid, den Ausflug über ein Reisebüro zu buchen und nicht selber zusammenzupuzzeln, würde sich der Preis etwas erhöhen, das war uns klar, anderes wurde uns erst später bewusst...

Am Sonntag, 25. Oktober solls um 19 Uhr im Busbahnhof "Retiro" losgehen. Die Busreise dauert 16 Stunden (in Südamerika fast ein Katzensprung) und bringt uns nach "Puerto Iguazu", quasi unserem Basislager in der Nähe der Wasserfälle. Ein Tag Besuch der argentinischen Seite der Wasserfälle und ein halber Tag Besuch der brasilianischen Seite der Wasserfälle. Unterkunft in einem Doppelzimmer im Hostel für zwei Nächte (angeblich eines von Südamerika's besten Hostels, in einem ehemaligen Casino) mit Halbpension. Die Rückreise nach Buenos Aires dann wieder im Bus für 16 Stunden.
Der Preis, den wir im Reisebüro für diesen Ausflug hinblätterten, kam uns erst auf den zweiten Blick spanisch vor. Beim Durchsehen der Unterlagen fiel uns der Preis auf dem Busticket als verdächtig hoch auf. Da war eine Fahrtrichtung beinahe gleich teuer, wie die Preise, welche wir von anderen Mitschülern für Hin- und Rückfahrt gehört hatten. Verdächtig, verdächtig... Unsere Nachforschungen ergaben aber schlussendlich, dass bei unserer Buchung alles mit rechten Dingen zu und her gegangen war. Das Problem lag schlicht und einfach in der gebuchten Sitzklasse. "Super Cama", der Sitz lässt sich quasi zu einem Bett umbauen (ähnlich der First Class im Flugzeug), kostet halt etwas mehr als die "Holzklasse" mit normalen Langstreckenbussitzen (ähnlich der Economy Class im Flugi)...
Für unsere Reisekasse wäre die Budgetvariante sicherlich bekömmlicher gewesen, aber was solls! Wir werden einfach die inbegriffenen Getränke, Mahlzeiten und das Unterhaltungsangebot, sprich Kinofilme, geniessen und (hoffentlich) wunderbar ausgeruht in "Puerto Iguazu" ankommen (über die Reisekasse machen wir uns dann später Gedanken :-)).

Nach dem Ausflug in den Norden solls dann anschliessend in die andere Richtung nach "Patagonien" weiter gehen. In unserer ursprünglichen Planung war dafür zwar keine Zeit vorgesehen, aber Pläne sind ja bekanntlich dafür da geändert zu werden. An der Ostküste entlang solls via "Puerto Madryn" nach "El Calafate" zu den berühmten Gletschern im Süden Argentiniens gehen. Um diese Jahreszeit sei's zwar noch recht kühl da unten, aber dafür führt vielleicht der Touristen-Strom noch kein Hochwasser. Wir werden sehen...

Montag, 19. Oktober 2009

Zwei Wochen Sprachschule, und...?

Der erste Schultag in einer fremden Stadt beginnt meist bereits am Vortag, schliesslich will die Frage beantwortet werden: Wie kommt man am Besten zur Schule? Per Bus oder gibt's eine U-Bahn? Mit dem System des öffentlichen Verkehrs in Buenos Aires hatten wir uns bis dahin noch nicht beschäftigt und hatten darum auch absolut keinen Schimmer, wie das Kursbüchlein zu lesen sei (um ehrlich zu sein, wir haben es bis heute noch nicht vollends verstanden...). Mit Mutschi als Begleitung am Montag Morgen, war das dann aber kein Problem. Dass wir uns vorkamen wie Erstklässler, die an ihrem ersten Schultag von ihrem Mami zur Schule begleitet werden, nahmen wir ohne zu Murren in Kauf (immer noch besser als Stunden nach Unterrichtsbeginn, nach einer nicht enden wollenden Irrfahrt durch die Stadt, in der Schule anzukommen). Bus Nummer 60 brachte uns direkt bis vor die Haustüre der Schule. Ein Service, den wir ohne Mutschi's Hilfe niemals hätten auskosten können, da uns schlicht das Know-How des Busroutenplanlesens gefehlt hätte.

Erste Tage an Sprachschulen im Ausland beinhalten in den meisten Fällen auch die Durchführung eines Einstufungstests. Beim Ausfüllen dieses Tests kamen wir uns erneut etwas doof vor, konnten wir doch gerade mal die ersten beiden Seiten einigermassen mit Antworten vollkritzeln, der Rest war einfach nur Bahnhof. Die Resultate des Tests sollten uns in zwei getrennte, unterschiedliche Kurse führen. Das wäre an und für sich noch keine Sache gewesen, dass aber der eine Kurs am Morgen und der andere am Nachmittag hatte abgehalten werden sollen, lief unseren Stadtbesichtigungsplänen recht zuwider. Nach kurzer Diskussion konnte aber dieses Problem behoben und das Einstufungstest-Resultat ausgehebelt werden.

Im Klassenzimmer für den Kurs Base P1B (oder auch "Kurs für nicht mehr ganz blutige Anfänger" genannt) erwarteten uns bereits unser Lehrer Juan Manuel und unsere vier Studigspändli, bestehend aus einem Ami, einem Holländer, einem Engländer und einem weiteren Schweizer. Zusammen sollten wir die nächsten beiden Wochen die Geheimnisse der spanischen Sprache kennenlernen.
Juan Manuel hatte uns bereits nach wenigen Augenblicken in seinen Bann gezogen. Die äusserst gestenreichen, häufig mit gekonnt ans Whiteboard gezauberten Zeichnungen untermalten Erklärungen, dieses kurzgewachsenen Porteños (Porteño = Einwohner von Buenos Aires) führten uns häufig direkt, ab und zu über (mehr oder weniger lange) Ausschweifungen zur Erleuchtung.

Der Vorteil von Unterricht am Morgen ist die Möglichkeit, den Nachmittag mit Sightseeing verbringen zu können. In der ersten Woche, mit noch sehr wachem Entdeckergeist und dank Repetition von bereits bekanntem Spanischwissen noch vorhandenen geistigen Reserven, wurde von dieser Möglichkeit auch rege Gebrauch gemacht. Das Quartier "Recoletta" mit dem berühmten Friedhof, wo neben anderen wichtigen argentinischen Persönlichkeiten auch "Evita Peron" ihre letzte Ruhestädte gefunden hat, "Puerto Madero" mit der schicki-micki Hafenpromenade und die farbenfrohen Gassen des "El Caminito" im Quartier "La Boca" mussten ausgekundschaftet und abgelichtet werden. Zu einem Besuch im "Jardín Japones" waren wir auf Grund von Orientierungsdefiziten nicht fähig (wir waren tatsächlich nur gut 50 Meter vom japanischen Garten entfernt, haben ihn aber trotzdem nicht gefunden :-)).
In der zweiten Woche war's dann mit Sightseeing grösstenteils vorbei, da neben spanischer Grammatik im Unterricht nicht mehr viel Gehirnschmalz für andere Tätigkeiten übrig blieb. Das scheint mit unserem Alter zusammen zu hängen, unsere Mitstudis liessen sich auf laden Fall nicht vom Feste feiern abhalten ;-)...
Am Freitag war dann die erste Bewährungsprobe fällig: mit schweissnassen Händen sassen wir morgens um neun im Schulzimmer und warteten auf den Start des Abschluss-Tests für den ersten Kurs. Die Aufgabenblätter hatten aber den Weg in die Schule anscheinend nicht gefunden und mussten erst neu kopiert werden (das sei typisch argentinisch wurde uns versichert). Mit einigen Minuten Verspätung wurden wir dann doch noch auf den Test losgelassen. Es sollte sich herausstellen, dass unsere Zweifel unbegründet waren, da (welch Überraschung!) alle den Test bestanden und die folgende Woche den nächsten Kurs bestreiten dürfen.

Über's Essen muss natürlich auch berichtet werden, waren wir doch nach Buenos Aires aufgebrochen in der Hoffnung das "gelobte Land" für Fleischfresser zu finden. Wir dürfen bestätigen: Die Gerüchte sind wahr!! Hier fliessen zwar nicht Milch und Honig, aber dafür gibt's riesige, saftige "Bife de Lomo" (Filletsteak) und "Bife de Chorizo" (T-Bone Steak) für eine Handvoll Fränkli! Das geht sogar soweit, dass man sich teilweise schon fast quälen muss um den ganzen Fleischberg, der sich da auf dem Teller erhebt, verputzen zu können. Vegetarier sind in Buenos Aires wirklich nicht zu beneiden...
Abgesehen vom Fleisch gibt's jede Menge "Empanadas" (Teigtaschen) in allen erdenklichen Variationen, mit Fleisch, ohne Fleisch, mit Käse, ohne Käse, usw. Auch die Pizza's (hier eher Käsekuchen, da mit Unmengen von Mozarella zubereitet) sind nicht zu Verachten. Und dann sind da noch die leckeren Eintöpfe mit Linsen oder Getreide, mmmh...
Zum Dessert gibt's dann jede Variante von Süssspeisen, je süsser desto besser, und deshalb mit einer gehörigen Portion "Dulce de Leche" versehen. "Dulce de Leche" ist eine Mischung aus Caramell und "Nidletäfeli". Wie man soviel Süsse in eine dickflüssige Paste reinbringt bleibt wohl das Geheimnis der Argentinier.
Was die Argentinier beim Kochen an Zucker zu viel verwenden, sparen sie dann beim Salz wieder ein. In den meisten Fällen sind die Speisen zwar geschmacklich super, aber für den schweizer Gaumen muss noch etwas mit Salz nachgewürzt werden. Das gilt übrigens auch für Mutschi's Küche. Auch von ihr werden wir mit allerlei argentinischen Spezialitäten verwöhnt (oder manchmal auch konfrontiert ;-)). In den allermeisten Fällen können wir uns aber ganz und garnicht beklagen!

Bisher hatten wir uns mit dem Ausgang "vornehm" zurückgehalten, wir waren abends einfach zu groggi (die alte Leier mit dem Alter...). Bis auf gelegentliche abendliche Ausflüge in das eine oder andere Restaurant, zum gediegenen Fleischverzehr natürlich, war unsererseits wenig los. Gestern verspürten wir aber einmal den Drang uns ins Nachtleben zu stürzen. Gegen zwei Uhr ging uns aber der Saft aus, also etwa dann, wenn die Argentinier die Bar verlassen um weiter in die Clubs zu pilgern. Eine Überraschung erwartete uns zu Hause... Wie gewohnt schloss unser Schlüssel die Eingangstür zum Gebäude auf, verweigerte dann aber bei der Wohnungstür seinen Dienst. Trotz verschiedensten Überredungsversuchen, mal mit und mal ohne sanfte Gewalt, wollte sich die Tür nicht öffnen lassen. Da Mutschi auch nicht zu Hause war (Argentinierinnen gehen halt auch etwas länger aus), brachte auch unser verzweifeltes Klingeln und Klopfen nichts, wir mussten warten bis jemand mit funktionierendem Schlüssel auftaucht. Das wäre die beiden vorhergehenden Wochen nur ein kleines Problem gewesen, da die Wohnung vollgefüllt mit anderen Sprachstudenten war, aber wie es der Zufall wollte (streng nach Murphy's Gesetz), waren wir beiden die einzigen Mitbewohner in Mutschi's Bleibe für dieses Wochenende (alle anderen Mitbewohner waren in einer anderen Wohnung einquartiert und sowieso noch unterwegs)...
Der gewiefte Leser wird sich jetzt fragen warum wir, da wir ja alle im Kommunikationszeitalter leben (ja, auch hier läuft jeder mit Handy am Ohr rum), nicht einfach den Hosentaschenfunk hervorzaubern und Mutschi unser Problem schildern konnten. Gute Frage, simple Antwort: ohne die entsprechende Telefonnummer keine Verbindung! Wer vergisst sich die wichtigsten Nummern zu notieren, hat nichts anderes verdient als nachtens im Treppenhaus zu hocken und zu warten.
Unsere Treppenhaus-Odyssee endete aber glücklicherweise nach gut einer Stunde. Mutschi erschrak etwas, als wir ihr um drei Uhr morgens im Treppenhaus entgegenkamen, sie sagte uns nachher, dass sie schon den ganzen Abend eine Vorahnung gehabt habe, dass irgendetwas schieflaufen würde. Sachen gibts!

Montag, 12. Oktober 2009

Die ersten Tage in Buenos Aires

Für einmal hat mit den Flügen und dem Gepäck alles geklappt, unsere Rucksäcke waren sogar beinahe die ersten Gepäckstücke auf dem Band. Dazu beigetragen hat sicher, dass der Flug nach Johannesburg gut eine halbe Stunde zu früh gelandet war. So hatten die Rucksäcke genügend Zeit um den Irrweg von Flugzeugbauch zu Flugzeugbauch hinter sich zu bringen.

In "Buenos Aires" angekommen, sollten die übrig gebliebenen südafrikanischen Rand in argentinische Pesos umgetauscht werden. Das klappt natürlich nicht in jeder Bank. Wenn dann die entsprechende Bank gefunden ist, muss auch noch der Pass hervorgekramt werden (warum auch immer).
Apropos komische Sachen: Im Zollformular für die Einreise nach Argentinien gibt's neben den Feldern für die Deklaration der eingeführten Währungen und Wertgegenstände auch ein Feld, wo man Marke, Typ, Seriennummer und Zubehör seines Handys angeben muss. Höchst seltsam, vorallem auch deswegen, weil das am Zoll dann keinen interessiert. Diese Zollzettel scheinen überall auf der Welt nur dazu zu dienen die Einreisenden zu nerven und zu verunsichern...

Vom Flughafen ging's dann erstmal in einer 40-minütigen Fahrt per Taxi in die Stadt. Wir hatten uns auf gut Glück eine günstige Unterkunft aus dem Reiseführer ausgesucht (ca. 18 Franken die Nacht für ein Doppelzimmer). Das Zimmer war dann auch entsprechend... Der Name "Absteige" würde es wohl treffend beschreiben, wenn der Putz von den Wänden bröckelt und das Bett die Form einer Badewanne angenommen hat. Immerhin hatten wir ein eigenes Bad/WC, obwohl hier der Name "Nasszelle" besser passen würde. Durch die ungeschickte Innenarchitektur (Dusche ohne Wanne oder Duschvorhang und direkt neben der Kloschüssel) wurde das ganze Zimmer beim Duschen geflutet. Praktisch für die Putzfrau, aber etwas gewöhnungsbedürftig für den verwöhnten Schweizer ;-). Abgesehen davon war die Unterkunft perfekt gelegen, direkt im Künstlerquartier "San Telmo", wo am Sonntag ein lebhafter Quartiermarkt mit Tangovorführungen und Antiquitätenständen stattfindet. An den Ständen werden, so scheint es zumindest, Grosi's Tafelsilber und Mama's gute Gläser verscherbelt. Da finden sich Grammophone neben allerlei Uralt-Ramsch, echt einen Abstecher wert!

Die ersten zaghaften Schritte liessen uns auch auf "Medialunas" stossen, die überaus leckeren, aber mit viel Zucker versehenen, argentinischen "Gipfeli" (gut für den Gaumen, aber schlecht für die Figur).

Nach zwei Tagen "Freiheit" war's dann Zeit unsere Gastfamilie aufzusuchen. Wieder mit dem Taxi, an Bus oder U-Bahn wollten wir uns noch nicht heranwagen, ging's in's Quartier "Palermo". Die Gastmutter, eine kleine, lebendige, sehr nette Frau um die fünfzig erwartete uns schon. Beim Begriff "Gastfamilie" stellen sich wohl die meisten Leute eine dem Land entsprechend typische Familie mit mehreren Familienmitgliedern, darunter auch Kinder, vor. Das war auch unsere Vorstellung...
Wir sassen also in unserem Zimmer, warteten auf's versprochene Abendessen und fragten uns wie wohl die verschiedenen Familienmitglieder wären. Das Geheimnis lüftete sich beim Abendessen nur teilweise, da neben "Mutschi" (der Gastmutter) und uns lediglich vier weitere Spanischstudis am Tisch sassen, zwei davon auch aus der Schweiz, sowie eine US-Amerikanerin und ein Engländer.
Wie sich dann später langsam herausstellte, sollte unsere "Gastfamilie" etwas anders aussehen als man das gemeinhin annimmt. "Mutschi", die Gastmutter, sollte das einzige konstante argentinische Element in unserer sehr international angehauchten "Gastfamilie" sein. Konstant deshalb, weil sich mitunter manchmal auch "Mutschi's" Freundinnen an den Tisch setzen. "Mutschi" kompensiert das Fehlen von weiteren argentinischen Familienmitglieder ausserdem sehr gekonnt, da sie mit einer Art "Redezwang" gesegnet ist. Der nicht enden wollende Wortwasserfall, der da aus ihrem Mund quillt, lässt uns täglich gebannt an ihren Lippen hängen. Ohne eine gehörige Portion Konzentration ist es nämlich kaum (oder besser gesagt gar nicht) möglich als Spanisch-Anfänger auch nur Bruchstücke aus ihrem Porteño-Akzent (Porteños werden die Buenos-Aires-ianer genannt) herauszubrechen und zu verstehen. Gelegentliches, kollektives Kopfnicken täuscht über Nichtverstandenes hinweg. Vermutlich wundert sie sich ab und zu, warum auf eine Frage ihrerseits nur ein aufmunterndes Kopfnicken als Antwort zurückkommt.
Mal sehen, ob sich das von Unverständnis und etwas Peinlichkeit ausgelöste Kopfnicken im Verlauf der Zeit noch in korrekt artikulierte spanische Antworten verwandelt...

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Der Tafelberg ziert sich

Ein erklärtes Ziel in Kapstadt war die
Besteigung des Tafelbergs (es sollte bekanntlich jeder Kapstadt-Tourist einmal auf diesem eigenwiligen Berg gestanden haben). Dass sich dieses Unterfangen nicht ganz einfach gestaltete, beweist der folgende Ausschnitt aus unserem "Expeditions-Tagebuch":

Expedition Tafelberg, Tag 1:
Den gruseligen Camping-Platz verliessen wir wie abgesprochen bereits nach einer Nacht. Die letzten Nächte unter südafrikanischem Himmel wollten wir in besserer Erinnerung behalten und hielten uns daher an die Empfehlung von der Wicked-Camper-Homepage. PJ's Riverlodge wurde da als wicked-freundlich angepriesen und sollte daher neben einem Stellplatz sogar noch speziellen Rabatt gewähren. Nach der kurzen Besichtigung der Unterkunft (man wird mit der Zeit etwas vorsichtig damit, die Katze im Sack zu kaufen...) waren wir sofort überzeugt und quartierten uns gleich für die letzten verbleibenden Tage ein.
Das Basislager war also bezogen, die "Expedition Tafelberg" hatte aber bereits etwas vorher begonnen...
Wie für eine Hochgebirgs-Expedition (der Tafelberg überragt Kapstadt schliesslich um einige hundert Meter) üblilch, muss man sich erst an die Höhenluft des bevorstehenden Gipfels gewöhnen. Das wird meistens in mehreren Etappen gemacht und hiess für uns einige Stunden auf Meereshöhe Pinguine angucken. Die knuddeligen Jungs und Mädels im schwarz-weissen Kostüm waren uns von David dem Kühlschrankmagnetensammler empfohlen worden. Etwas südlich von Kapstadt an einem Platz mit dem Namen "The Boulders" befand sich der Nationalpark, der sich ganz diesen Tierchen gewidmet hat (die haben sogar sowas wie eine Pinguin-Ambulanz dort).
Die putzigen Viecher sind echt zu beneiden. Die Bucht, in welcher der Nationalpark liegt, ist wunderschön. Da möchte man direkt selber Pinguin sein.
Die frische Meeresluft machte uns etwas übermütig und liess uns bereits am ersten Tag den ersten Gipfelversucht starten. Der Weg zur Talstation der Seilbahn gestaltete sich zwar wider erwarten nicht sonderlich anstrengend (Van sei Dank), allerdings waren wir uns der Popularität unserer gewählten Route nicht bewusst. Die Warteschlange an der Kasse und dem Eingang zur Station liess uns sofort Kehrt machen und den Gipfelversuch auf den nächsten Morgen verschieben.
Um keine Langeweile aufkommen zu lassen wurde kurzerhand die "Waterfront", sprich das touristische Herz von Kapstadt, unsicher gemacht.
Restaurants, Shops, Boutiquen, Souvenirstände und Touranbieter lassen hier nichts unversucht, dem armen Touristen das Geld aus der Tasche zu zaubern. Das gelingt angesichts der sehr schön gestalteten Hafenpromenade ausserordentlich problemlos...

Expedition Tafelberg, Tag 2:
Wir hatten aus den Fehlern vom Vortag gelernt und den nächsten Gipfelversuch früh morgens angesetzt. Wie dies mit Ferienstimmung im Blut nicht anders zu erwarten war, hatte sich die Sonne bereits verdächtig nahe ihrem Zenith genähert bis wir endlich unterwegs waren. Die Warteschlange vor der Talstation war dieses Mal trotzdem entscheidend kürzer. Dies hatte aber weniger mit der "frühen" Uhrzeit zu tun, als viel mehr mit der Tatsache, dass die Bahn wegen zu heftigem Wind geschlossen war. Also erneuter unfreiwilliger Abstieg (alles per Auto natürlich) und Alternativprogramm gestartet. Wieder gings an die "Waterfront", dieses Mal trotz des schönen Wetters (schönwetterverwöhnte Südafrikareisende können sich das erlauben) ins Aquarium zum Fischeschauen. Die schöne Anlage bot allerlei Unterwassergetier, trotzdem mögen wir die Fische lieber in der freien Wildbahn, sprich beim Tauchen, gucken, da sie in ihren Aquarien doch arg in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt schienen.

Expedition Tafelberg, Tag 3:
Durch die Vorkommnisse vom Vortag wieder etwas reicher an Erfahrung wurde dieses Mal erst die Info-Hotline der Bergbahn abgecheckt. Allerdings kann man in Südafrika nicht erwarten, bereits vor der offiziellen Ticketschalteröffnung eine aktualisierte Wetterauskunft zu erhalten (ok, zugegeben in der Schweiz würde das auch nicht wirklich funktionieren :-)), daher wurden wir mit Informationen vom Vortag und der Mailbox des Ticketoffice abgespeist. Wenn schon am Telefon, sollte auch gleich der Weiterflug nach "Buenos Aires" bestätigt werden. Wer diese Prozedur schon mal selber hinter sich gebracht hat, weiss vielleicht wie umständlich das sein kann. Das erste Problem, das sich meistens stellt ist, dass die angegebene Telefonnummer nicht die richtige ist. Nach zwei falschen Verbindungen war dann aber auch dieses Problem gelöst. Das Gefühl beim darauf folgenden Telefonat mit dem Flugbestätigungssystem der Southafrican Airways, weiss nur nachzufühlen, wer sich beim Hinterlassen einer Nachricht auf einem Anrufbeantworter bereits doof vorkommt, weil er mit einer Maschine spricht. Flugnummer und Datum mussten einer Maschine zugesprochen werden, also fühlt man sich nicht nur einmal doof, sondern im besten Fall gleich 2-3 Mal...
Aber zurück zum erneuten Gipfelversuch:
Ohne grosse Hoffnungen gings wieder zum Lager 1, sprich Talstation der Seilbahn, hoch. Den Weg kannten wir bereits im Schlaf und die Aufschrift "Closed" hatten wir auch schon vorher mal gesehen, also weiter zum Alternativprogramm.
Diesmal gings nach "Camps Bay". "Camps Bay" sei regelmässiger Schauplatz von Foto- und Filmshootings mit allerlei prominenter Beteiligung, da der direkt an der Promenade, mit ihren Cafes und Restaurants, gelegene Strand einer Kulisse wie zum Beispiel Miami in nichts nachsteht. Wir wurden nicht enttäuscht, grandios! Wenn da nicht die steife Brise das Sonnenbad vereitelt hätte. Aber dafür war der Besuch im Schicki-micki-Strandrestaurant auch nicht zu verachten...
Durch die frische Meeresluft bereits wieder vom Übermut gepackt, machten wir uns anschliessend zum bereits 4. Gipfelversuch auf (quasi auf dem Heimweg). An der Wettersituation hatte sich aber bis dahin noch wenig geändert und daher war die Bahn immer noch geschlossen.

Expedition Tafelberg, Tag 4:
Die Basislagerabbrucharbeiten standen an, das heisst der Rückgabetermin für unseren liebgewonnenen Wicked-Camper war angebrochen. Wir hatten schon am Vorabend jeden Handgriff zum Herrichten unseres Schlafgemachts mit Tränen in den Augen wehmütig gefeiert und jetzt war's definitiv soweit. Kurz durch die Autowaschanlage, besteht hier übrigens aus zwei eifrigen Autoputzern aus Fleisch und Blut, einmal saugen (auch durchgeführt durch die eifrigen Autoputzer) und dann ab auf die Suche nach dem Abgabeplatz. Nach einigem Suchen und Nachfragen wurde sogar die entsprechende Adresse gefunden. Die Überraschung folgte, als uns der Typ von der Abnahmestelle mitteilte, dass der Motorraum des Vans auch gesäubert werden müsse, damit die Reinigungsgebühr nicht verrechnet wird. Obwohl der Motorraum ziemlich genau gleich aussah, wie bei der Entgegenname anfang September, machten wir uns also nochmal auf den Weg eifrige Autoputzer zu suchen. In diesem Teil der Stadt gestaltete sich das aber dann nicht so einfach. Die Garage, die uns der Typ von der Abnahmestelle angegeben hatte, war nicht dafür eingerichtet, gab uns aber eine weitere Garage an. Doch auch bei dieser Garage waren die Autoputzer nicht ganz so eifrig und kannten sich mit der Reinigung von Automotorräumen anscheinend nicht aus. Da uns auch die dritte Tanke nicht weiterhelfen konnte, gings zurück zur Abgabestelle und erstaunlicherweise erklärte sich der Abgabestellentyp bereit unseren Van trotzdem so anzunehmen. Im Eifer des Gefechts ging sogar der Knacks in der Windschutzscheibe, welcher durch unsere Versicherung nicht gedeckt war, unter. Da hatten wir also nochmal Glück gehabt, sonst wäre möglicherweise noch der Austausch der Windschutzscheibe fällig geworden.
Mit dem Taxi zurück in der Stadt gings auf die Sightseeing-Bustour (das absolute "Must" für den überzeugten Individualtouristen ;-)). Zu den 17 angefahrenen Sehenswürdigkeiten zählte natürlich auch der Tafelberg, somit also Gipfelversuch Nummer 5 anstand. Aber wie nicht anders zu erwarten, war uns auch dieses mal Petrus in dieser Hinsicht nicht gnädig gestimmt. Die Bahn war wiederum geschlossen und wir mussten unsere "Expedition Tafelberg" erfolglos und mit hängenden Köpfen abbrechen (dadurch haben wir aber eine Ausrede um Kapstadt irgendwann einmal einen erneuten Besuch abzustatten...).

Nach einer seit langem ersten Nacht in einem normalen Bett, gings bereits frühmorgens um 5 los Richtung Flughafen. Unsere Flugroute sollte uns in gut 16 Stunden von Kapstadt über Johannesburg nach Buenos Aires führen. Wer weiss, dieses Mal vielleicht sogar mitsamt Gepäck...