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Freitag, 30. Oktober 2009

Jede Menge fallendes Wasser

Normalerweise verspannen sich die Gesässmuskeln bereits beim Gedanken an eine 16-stündigen Busfahrt. Auch die Bandscheiben ächzen bereits vor der Fahrt aus Angst vor den unbequemen Sitzen, an Schlaf wagt man nicht mal zu denken...
Dass das auch anders geht, konnten wir bei der Fahrt nach "Puerto Iguazu" feststellen. Wir hatten ja, nicht ganz absichtlich, eine Busfahrt mit "Super Cama"-Sitzen gebucht, konnten also unseren Sitz zu einem Bett umfunktionieren. So macht Busfahren richtig Spass!! Die 16 Stunden vergingen praktisch im Schlaf. Nach dem Einsteigen wurde uns bereits nach kurzer Zeit ein warmes Abendessen serviert (Wein inklusive). Kurz darauf wurde das Unterhaltungssystem hochgefahren und eine Auswahl von Videofilmen präsentiert. So konnte mit der Flimmerkiste die Zeit bis zum Erreichen der Bettschwere überbrückt werden. Kissen und Decke lagen bereits beim Besteigen des Busses bereit und das Sandmännchen schien auch zur Buscrew zu gehören. Optimale Voraussetzungen um den Grossteil der Reise im Land der Träume zu verbringen...
Morgens, vor der Ankunft am Zielort, gab's dann noch ein kleines Frühstück mit Kaffee, Tee und Gipfeli. Wie gesagt, so macht Busfahren Spass!!

In "Puerto Iguazu" erwartete uns schon der Fahrer für den Transfer zum Hostel,. Ok richtige Backpacker würden sowas selbst organisieren, aber das war halt Teil unseres "All-Inclusive-Iguazu-Wasserfälle-Package" das wir gebucht hatten. Unser "Lonely Planet"-Reiseführer pries das gebuchte Hostel als eines der besten in Argentinien an. Mit Pool, Barbeque zum Nachtessen, Bar, Billard- und Ping-Pong-Tischen, gratis Internet und einer beeindruckenden Lounge zum Rumhängen wurde der Massstab auf jeden Fall gehörig hoch gesetzt. Es wird sich zeigen, ob das noch zu toppen ist. Einen kleinen Kritikpunkt gab's allerdings doch, die Bettwäsche war etwas muffig, da unser Zimmer die Luftfeuchtigkeit des tropischen Regenwaldes von "Iguazu" simulierte. Jammern auf hohem Niveau halt...

Ausgeruht nach der langen Busfahrt war bereits am Nachmittag nach der Ankunft der Ausflug zur brasilianischen Seite der Wasserfälle angesagt. Wieder dank dem "Rundum-Sorglos-Packet" wurden wir vom Bus abgeholt und mit einer Gruppe von anderen Touristen über die Grenze zum Eingang des Parks gekarrt. Grenzübertritte in Südamerika sind ja bekanntlich nicht ganz so effizient wie anderswo. Das durften wir auch erfahren. Speziell war nur, dass die einstündige Verzögerung nicht bei der Einreise nach Brasilien verursacht wurde, sondern bei der Ausreise aus Argentinien. Man bekam beinahe den Eindruck, als dass die Argentinier ihre einmal eingesackten Touristen für sich alleine behalten wollten :-).

Die Brasilianer können zwar nur einen sehr kleinen Teil der Wasserfälle von Iguazu ihr eigen nennen, aber dieser Teil ist nicht minder eindrucksvoll. Speziell auch deshalb, weil man von der brasilianischen Seite einen hervorragenden Blick auf den argentinischen Teil der Fälle hat. Normalerweise sind die Wassermassen des "Rio Iguazu" grün, wie man sie von Postkarten her kennt. Bei unserem Besuch sollten sich aber, laut Tourguide, sieben mal mehr Wassertropfen pro Sekunde über die berühmte Kante stürzen als das normalerweise der Fall ist. Daher war braun die vorherrschende Farbe, was dem Spektakel aber keinerlei Abbruch tat. Die tosenden Wassermassen sind einfach gigantisch und lassen sich auch im wahrsten Sinne des Wortes hautnah erleben! Sich vom Wasserfall vollsauen lassen gehört zum Spektakel einfach dazu. Genauso wie der kuze Zwischenhalt beim "Duty-Free"-Shoppingcenter bei der Rückreise nach Argentinien (übrigens wieder mit einem stündigen Aufenthalt im Niemandsland, dieses Mal beim Ausreisen aus Brasilien).

Nachdem der Besuch der brasilianischen Seite bereits ein recht touristisches Unterfangen dargestellt hatte, konnten die Argentinier tags darauf noch gehörig einen drauf setzen. Laut unserem Tourguide werden durchschnittlich 3000 Leute pro Tag durch den argentinischen Teil gehetzt. Die meisten davon als Teil einer geführten Tour, wie wir das waren. Man darf allerdings getrost sagen, dass diese geführten Touren ihr Geld nicht wert sind, da sich 35 Leute einen Tourguide teilen (da wird's schon schwierig etwas von seinen Erläuterungen mitzubekommen, wenn man Spanisch versteht, für uns war's quasi unmöglich). Dieser Umstand ist aber auf Grund der atemberaubenden Umgebung auch nicht so massgebend, die Wasserfälle sprechen für sich.

Auch die schönsten Dinge können mit der Zeit etwas von ihrem Reiz verlieren, und nach vier Stunden fallendem Wasser zugucken, wurde die ganze Sache doch langsam etwas eintönig. Da wird auf einmal das Ausgangstor interessanter als die eigentliche Hauptattraktion... Nicht falsch verstehen, die Wasserfälle sind es echt wert sich dem Touristrom zu ergeben!!

Die Rückreise nach "Buenos Aires" war dann schon fast ein wenig langweilig, denn es wurden dieselben Filme wie auf der Hinfahrt gezeigt. Also Sitz in die waagrechte verstellt und losgeschnarcht. In "Buenos Aires" angekommen mussten wir unser restliches Material, wir hatten nicht unseren ganzen Müll nach "Iguazu" mitgenommen, bei Mutschi abholen und der argentinischen Post einen Besuch abstatten um ein Packet nach Hause zu schicken.

Packete verschicken ist in Argentinien kein Unterfangen von ein paar Minuten, das war uns von Anfang an klar, da wir bereits vor Wochenfrist einen ersten Versuch unternommen hatten. Damals wollte uns die alte Schachtel vom Zoll unser Packet nicht authorisieren, da wir anstelle unserer Pässe nur Kopien dabei hatten. Beim unserem zweiten Versuch sollte alles anders kommen...
Das Zettelziehsystem kannten wir bereits aus der Schweiz und die Zahl auf unserem Zettel war von der auf der Anzeige über dem Schalter nicht weit entfernt, trotzdem dauerte es ziemlich genau eine Stunde bis der Spuk vorbei war. Erst mussten wir ein kleineres Packet erstehen, da wir nicht beabsichtigten kubikmeterweise Smogluft aus "Buenos Aires" in die Schweiz zu schicken. Dann war die Zollkontrolle fällig: Am Zollschalter sass natürlich niemand, daher wurden wir in den Nebenraum geschickt. Der Zollbeamte deutete uns, es wäre alles OK, wir sollten das Packet einfach abschicken (anscheinend sahen wir nicht wie kolumbianische Rauschgiftschmuggler aus), er wollte nichtmal reinschauen. Das war uns allerdings etwas suspekt, da wir der Dame am Postschalter in unserem gebrochenen Spanisch kaum hätten verklickern können, was abgelaufen war. Irgendwie schafften wir's dann trotzdem den Typ dazu zu bewegen unser Paket vor den Augen der Schalterbeamtin zu kontrollieren, wobei "kontrollieren" wohl der falsche Ausdruck ist. Anscheinend aus Zeitmangel, oder evtl. auch aus Unlust, hob er nur kurz den Deckel unseres Packets hoch und deutete der Beamtin, alles sei paletti. Niemand wollte auch nur den Umschlag unserer Pässe sehen!! Super, dafür mussten wir extra ein zweites Mal antanzen... Etwas tröstend war der Umstand, dass anscheinend nicht nur Touristen von den Post- und Zollbeamten schickaniert werden, sondern das auch Argentiniern passieren kann. Während wir da waren wollte ein Einheimischer ein Packet verschicken, das eine Länge von 1 Meter 10 hatte. Die Pöstler wollten aber partout keine Post grösser als einen Meter annehmen, also musste der Typ unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Nach unserem Postausflug ging's dann gegen Abend wieder an den Busbahnhof für unsere Weiterreise nach "Puerto Madryn". Aber mehr zu den Erlebnissen auf dieser sehr interessanten Reise in einem nächsten Post...

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