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Mittwoch, 4. November 2009

Hosen runter, elende Drogenschmuggler!!

Pünktlichkeitsverwöhnte Schweizer und südamerikanische Busgesellschaften sind zwei Dinge, die eher schlecht als recht zusammenpassen. Es kommt wohl nicht selten vor, dass Busse zur angegebenen Abfahrtszeit noch nicht mal im Busterminal angekommen sind. Als Neulinge in Sachen Busfahren in Argentinien, trieb uns dieser Umstand allerdings trotzdem den Schweiss auf die Stirn, zumal die gewählte Reisedestination nicht zwingend mit dem Endbahnhof des Busses übereinstimmen muss und somit auch nirgends auf einer Anzeige erscheint. Das kombiniert mit der Tatsache, dass der Busbahnhof "Retiro" in "Buenos Aires" an die 70 Bushaltestellen sein eigen nennt, birgt ein gewisses Potential dafür den gebuchten Bus zu verpassen. Laut Rückseite des Bustickets kann man sich in diesem Fall dann auch gleich getrost die ausgegebenen Pesos ans Bein streichen.
Wir sassen also um 19:00, notabene die Abfahrtszeit unseres Buses, im Wartesaal von Sektor D (wenigstens sind die 70 Haltestellen in Sektoren unterteilt) und starrten auf den Monitor mit den ab- bzw. einfahrenden Bussen um den unsrigen sicher nicht zu verpassen. 15 bange Minuten verstrichen, bis sich unsere Nervosität in Luft auflösen durfte und wir im "Semi-Cama"-Sitz unseres "Andesmar"-Busses platznehmen konnten. Nach der First-Class-Yuppie-Reise zu den Wasserfällen in "Iguazu" war dieses Mal die "Holzklasse" angesagt. Wir waren gespannt, wie die 19-stündige Fahrt unseren Hintern bekommen würde...

Für die Unterhaltung und den Service unterwegs war "Lucas" unser Busbegleiter zuständig. Bereits bei seiner Eröffnungsansprache wurde klar, dass dieser Job für ihn nur eine Zwischenstation auf seinem Weg zum neuen argentinischen Comedy-Superstar sein sollte. Seine gekonnt eingestreuten Pointen wurden von den Spanisch sprechenden Passagieren mit Gelächter honoriert.
Sein Service und das Unterhaltungsprogramm an Bord hielt sich dann aber anschliessend, wie sich das für die Holzklasse gehört, in Grenzen. Getränke gab's nur während dem Abend- bzw. Morgenessen und die Auswahl der Videofilme beschränkte sich auf den gerade auf den Screens gezeigten Streifen. Da waren wir uns schon etwas anderes gewöhnt... Klar, selber schuld, man sollte auch nicht mit dem absoluten Top-Class-Unternehmen seine Busreisetätigkeit beginnen, wenn man anschliessend nicht enttäuscht werden will :-).

Damit beim x-ten Mal "Matrix" angucken keine Langweile auftreten konnte, war dann die argentinische Polizei zuständig. Ihre Kontrollen kannten wir bereits von der Busfahrt nach "Iguazu", dass wir aber dieses Mal dabei nicht bloss zuschauen, sondern einen aktiven Part spielen durften fanden wir dann aber doch etwas befremdend....
Aber der Reihe nach: An gewissen Checkpoints lassen die Jungs von der argentinischen Polizei den Bus anhalten und schicken ihre vierbeinigen Partner mit der kalten Schnauze einmal von vorne nach hinten durch den Bus um allfällige versteckte Drogen aufzuspüren. In einigen Fällen werden dann auch noch die Gepäckstücke ausgeladen und beschnüffelt. Der Zufall wollte es, dass sich der Schnüffelhund an einem unserer Rucksäcke (genauer gesagt Jan's) verschluckte und zu bellen begann...
Bis zu einem bestimmten Grad kann man sich auch mit wenig Phantasie ausmalen, was dann folgte. Der Verdächtige darf sein ganzes Gepäck (natürlich nicht nur den verdächtigen Rucksack) ins wenige Meter entfernte Polizeibüro buckeln. Man würde dann damit rechnen, dass das Gepäck einmal kurz Stück für Stück ausgepackt und nach versteckten Drogen untersucht wird. Das ist auch nicht ganz falsch, allerdings wurde das erst durchgeführt nachdem der Verdächtigte sich nur mit "Reise-Stützstrümpfen" bekleidet der versammelten Polizeiwache präsentiert hatte. Zweimal kurz eine Kniebeuge ausgeführt, damit auch die allfällig in den Körperöffnungen versteckten Drogenpäckchen zum Vorschein kommen und dann wieder angekleidet. Man mache sich ein Bild ;-)...
Die Durchsuchung des Gepäcks förderte, wie zu erwarten war, keine Drogen zu Tage. Allerdings waren die anwesenden Polizisten fasziniert davon wie viele Taschen der Rucksack besass und welche Dinge da zu Tage gefördert wurden (Trekkingmahlzeiten, usw. hatten sie wohl noch nie gesehen :-)). Irgendwann war dann aber die Neugier der Jungs befriedigt und sie liessen den Verdächtigen und sein Gepäck zurück zum Bus.
Anscheinend behält das Sprichwort "mitgegangen ist mitgefangen" (oder so ähnlich) auch ins Spanische übersetzt seine Bedeutung, denn auch Cöry wurde mitsamt Gepäck zusammen mit "Teresa", einer Touristin aus Deutschland, ins Büro zitiert. Da die vorausgegangene Durchsuchung nicht von Erfolg gekrönt war, hatte das Verdachtsmoment aber wohl etwas an Gewicht eingebüsst und die Polizistin beliess es bei einer Untersuchung des Handgepäcks.
Damit war der aufregende Teil der Busreise gelaufen und die letzten, langweiligen Kilometer wurden abgepult.

1 Kommentar:

  1. Hallo ihr beiden!
    War schön euch kennengelernt zu haben, auch wenn die Umstände vielleicht etwas ungewohnter Art waren ;-)
    Viele Grüße aus Buenos Aires,
    Teresa

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