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Mittwoch, 20. Januar 2010

Fiesta de escarabajos (Chäferfescht)

Jesus, der uns den Bus-Trip nach "Arequipa" verkauft hatte (und auch zuvor schon den Ausflug auf die "Islas Flotantes"), hatte uns für den 2. Januar um 7:45 Uhr aufgeboten. Daher waren wir etwas erstaunt, als eben dieser Jesus um 6 Uhr morgens an unsere Zimmertüre klopfte, um uns die Bustickets in die Hand zu drücken und sich verabschiedete indem er uns mitteilte, dass wir bereits um 7:30 Uhr am Busbahnhof zu sein hätten da der Bus "Puno" bereits um acht Uhr Richtung "Arequipa" verlassen würde. Unser Reiseprogramm hatte sich also bereits vor Beginn etwas nach vorne verschoben und wir hatten es glücklicherweise sogar mitbekommen :-). Zwei Stunden später sassen wir auch schon im Bus der Gesellschaft "Julsa" und liessen den "Lago Titicaca" hinter uns.

Nach gut sieben Stunden Sitzleder-Training kämpfte sich unser Bus durch die ersten Häuserreihen von "Arequipa", auf den ersten Blick kein allzu schöner Anblick. Dass man nicht immer dem ersten Blick trauen darf, stellte sich dann allerdings etwas später heraus.
Das Busterminal befand sich, wie das in den meisten Städten üblich ist, etwas ausserhalb des Stadtzentrums in einem eher ärmlichen Quartier. Per Taxi ging's also für einige Soles Richtung Stadtzentrum. Praktischerweise befand sich am Ausgang des Busterminals neben dem Taxistand ein Plakat mit den ungefähren Fahrpreisen für die Taxis, sowas hilft doch ungemein beim Verhindern von ungewolltem und unnötigem Geldverlust. Der Taxifahrer konnte uns ausserdem gleich mit einem Hoteltip versorgen. Irgendwie scheint in Peru jeder Taxifahrer Verwandte oder Freunde im Hotelgewerbe zu haben, konnten wir doch bisher schon einige Male von einem guten Angebot profitieren... Das picco-bello Zimmer im nigelnagel neuen Hotel "Arequipa Central" konnten wir auf jeden Fall zu einem sehr günstigen Preis für die nächsten Tage bewohnen. Dass neben einem bequemen Bett und einem eigenen Bad/WC auch Satelliten-TV zur Zimmerausstattung gehörte, sollte sich im Verlauf unseres Aufenthaltes noch als praktisch erweisen...

Beim ersten kurzen Spaziergang durch die Stadt zeigte sich, dass manchmal ein zweiter Blick ein anderes Gesicht einer Stadt offenbart. Die Innenstadt rund um die "Plaza de Armas" (natürlich, was sonst ;-)) bestand aus etlichen aus dem weissem Vulkangestein "Sillar" gefertigten Kolonialhäusern und war, was für Peru eher untypisch ist, sehr sauber und gepflegt.
Wir waren in einem mexikanischen Restaurant hängen geblieben als uns der Hunger zittrige Knie beschert hatte und hatten uns entsprechend mittelamerikanische Spezialitäten bestellt. Wären wir mal besser bei peruanischer Kost geblieben, denn das Hühnchengericht schien nicht nur gut gewürzt, sondern noch mit einer Portion unerwünschter Mitbewohner garniert gewesen zu sein. Auf jeden Fall stellte sich am nächsten Tag die (eigentlich) längst überfällige Durchfallerkrankung bei der einen Hälfte unserer Reisegruppe ein.
Die übermässige Darmaktivität liess sich durch die selbstverordnete Bananen-Zwieback-Imodium-Diät nicht hinreichend kurieren, also musste den hartnäckigen Bazillen mit gröberem Geschütz zu Leibe gerückt werden. Der 500 mg Antibiotika-Chemiecocktail verfehlte dann seine Wirkung allerdings nicht und nach einigen Tagen unkontrolliertem Satelliten-TV-Konsum in Form von sich abwechselnden Episoden vom Typ Criminal Intent, CSI Miami, CSI Las Vegas, Lost, Las Vegas, Life, Grey's Anatomy, Raising the Bar, Navy CIS, Third Watch, Two and a half Men, Smallville, Friends und Criminal Minds (um nur einige zu nennen) waren die letzten Schädlinge aus dem kontaminierten Verdauungssystem entfernt und wir konnten uns wieder mit etwas anderem als der Flimmerkiste und der Klo-Schüssel beschäftigen :-)...

In "Arequipa" gibt's zum Beispiel ein riesiges Kloster, dass einen ganzen Block der Stadt in Anspruch nimmt. Für die Besichtigung dieser perfekt Instand gestellten Anlage wird dem gewillten Tourist zwar gehörig in die Brieftasche gelangt, aber die beeindruckende Stadt in der Stadt ist die finanziellen Umtriebe wert. Faszinierend zu sehen, wie die Nonnen bis vor wenigen Jahren in diesen verwinkelten, mit zahlreichen Gässchen und Kammern versehenen Labyrinth ihren frommen Tätigkeiten nachgegangen sind.

Die Besichtigung und Ablichtung der zahlreichen Gotteshäuser der Stadt hatten wir noch vor unserem medizinischen Zwischenstopp hinter uns gebracht. Im Nachhinein betrachtet scheinen diese Kirchen alle beinahe gleich auszusehen. Vielleicht hätte ein Blick ins Innere noch einige Unterschiede zu Tage gefördert, aber es ziert sich nicht sonderlich die katholischen Tempel in Shorts und Flip-Flops zu besuchen. Anstatt die luftige Kleidung gegen ein passenderes Outfit einzutauschen und entsprechend Schweissränder am T-Shirt zu riskieren, verzichteten wir lieber auf besagtes Detailstudium und schlurften in unseren Fusstangas durch andere Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Im "Museo Santury" gab's yum Beispiel ein weiteres Mal mumifizierte 500-jährige Inka-Kindsopfer und deren zahlreiche Grabbeigaben zu sehen. Zwar war die berühmte "Juanita" gerade in ihrem wohlverdienten Konservations-Schönheitsschlaf und somit indisponiert, aber ihre Stellvertreterin zeigte uns auch recht beeindruckend die kalte, weil tiefgefrorene Schulter und liess uns erneut einen Schauer über den Rücken kriechen.

Die Kameltiere wie Llama und Alpaca hatten wir uns bereits visuell und kulinarisch zu Gemüte geführt und als einerseits niedlich und andererseits lecker kennengelernt. Ein anderer Vertreter der südamerikanischen Tierwelt wartete noch darauf entdeckt zu werden. In freier Wildbahn hatten wir noch keine Meerschweinchen sehen können, daher musste die zu einer kulinarischen Delikatesse verarbeitete Meerschweinchen-Variante, "Cuy Chactado" (fritiertes Meerschweinchen) dran glauben. Wer sich die niedlichen kleinen Viecher genauer anschaut, kann sich nur zu gut vorstellen, dass neben einer Menge Knochen nicht all zu viel an diesen Nagetierchen dran ist. Vom Teller lachte also ein plattgedrücktes, mit Beinchen und Kopf komplettes, fritiertes Haustier entgegen, ein Anblick der möglicherweise nicht jedermanns Geschmack trifft. Auch die kulinarische Erfahrung, eine geschmackliche Mischung aus Kaninchen und Hühnchen trifft's wohl einigermassen, kann nicht jedem kritischen Gaumen stand halten. Einen Versuch war's aber allemal wert ;-)...

Nach mehr als einer Woche am selben Ort, war die Zeit überreif für einen Standortwechsel. Wir hatten uns Tickets von der Busgesellschaft "Cruz del Sur" für die Fahrt von "Arequipa" nach "Cusco" organisiert. Da es sich um eine Nachtfahrt handelte kam es uns ausserordentlich gelegen, dass LP (Lonely Planet) dieses Unternehmen als das beste und sicherste in Peru bezeichnete. Dass dadurch auch der Preis entsprechend etwas höher ausfiel, nahmen wir anhand des zweifelhaften Rufs des peruanischen Strassensystems ohne zu Murren in Kauf.
Wir hatten von anderen Reisenden bereits Geschichten über die Sicherheitsvorkehrungen beim Check-In für Busfahrten in Peru gehört, waren dann aber trotzdem überrascht, als unser Gepäck wie am Flughafen nach irgendwelchem unerlaubtem Inhalt durchsucht wurde. Ausserdem fanden wir uns nach dem Einchecken in einer "Departure Lounge" wieder, die jeder Business- oder Firstclass Lounge im Flughafen alle Ehre gemacht hätte. Nur zu dumm, dass wir zeitlich etwas knapp dran waren und nicht länger davon Gebrauch machen konnten. Beinahe auf die Minute pünktlich bog der gigantische vierachsige Bus aus dem Busterminal von "Arequipa" auf die Strasse Richtung "Cusco" ein...

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