Eine sehr kurze Reise später "Touch-Down" in "Lima". Wie bereits gewohnt wurden wir gleich beim Verlassen des Gates durch einen offiziellen Taxifahrer abgefangen. Die nicht ganz günstige Fahrt ins Zentrum der Stadt beinhaltete neben der eigentlichen Fahrt auch die Organisation eines Hotelzimmers und einen kurzen Zwischenhalt am Busterminal für den Kauf der Tickets für die Weiterreise am nächsten Tag und war daher den finanziellen Aufwand wert gewesen.
Das ausgesuchte Hotelzimmer war zwar preislich eher am oberen Limit (zumindest für peruanische Verhältnisse), aber dafür waren seine Ausmasse und die Masse des Bettes rekordverdächtig! Neben dieser Lustwiese hätte selbst ein King-Size-Bett lächerlich klein gewirkt :-)...
Uns blieb noch der restliche Nachmittag um der Innenstadt "Lima's" einen kurzen Besuch abzustatten und die wichtigsten Sehenswürdikeiten auf Speicherkarte zu bannen, bevor's früh in die Federn ging, da am nächsten Morgen der Bus bereits um acht Uhr das Terminal verlassen sollte.
Die gut 8-stündige Fahrt durch die wüstenähnliche Landschaft entlang der peruanischen Nordküste war nicht sonderlich aufregend gewesen, wir hatten also bis zur Ankunft in "Trujillo" nicht eben viel erlebt gehabt. Das einzig interessante war die Tatsache, dass die Security-Leute vor der Abfahrt in "Lima" per Videokamera die Reisegäste dokumentiert hatten. Eine Massnahme die bei uns Fahrgästen einen etwas zwiespältigen Eindruck in Punkto Sicherheit hinterliess, denn sollte diese Aufnahme wohl im Falle eines Unfalles als Identifikationsdokument dienen?!?!
Unser Reiseziel hatten wir mit der Ankunft in "Trujillo" noch nicht ganz erreicht, wir wollten noch ins einige Kilometer entfernte "Fischer"-Dorf "Huanchaco". Kein Problem, da natürlich bereits wieder ein Fahrer eines offiziellen Taxis am Busterminal bereitstand um uns abzufangen. Auch er hatte bereits eine Idee, wo er uns unterbringen könnte. Das erste vorgeschlagene Hotel war uns mit 150 Nuevos Soles (ca. 50.- Franken) zu teuer, also liessen wir uns im zweiten nieder, für 157 Nuevos Soles notabene :-). Für diesen Preis gab's allerdings einen eigenen Balkon mit Blick auf den hoteleigenen Pool. Ausserdem war die Anlage beinahe niegelnagel neu und mit Töggelikasten, Billard- und Tischtennistisch ausgestattet. Dass die Spieler beim Töggelikasten falsch montiert, die Billardkugeln erstens für die Löcher des Tisches tendenziell eher zu gross und farbmässig unvollständig und die vorhandenen Ping-Pong-Bälle alle defekt waren fanden wir erst etwas später heraus ;-).
Auch etwas später fanden wir heraus, dass uns der Taxifahrer über's Ohr gehauen hatte, denn eine Fahrt von "Trujillo" nach "Huanchaco" hätte eigentlich anstatt der 30 Soles (gut 10 Franken) nur die Hälfte kosten sollen. Auch die Offiziellen wirtschaften mal primär für die eigene Brieftasche... Als wir das herausgefunden hatten, hatten wir mit ihm auch bereits den nachfolgend beschriebenen Ausflug zu den verschiedenen Präinkastätten rund um "Trujillo" durchgeführt gehabt.
"Chan Chan", "Huaca Arco Iris", "Huaca Esmeralda" und "Huaca del Sol y de la Luna" waren die Stationen unseres Archäologie-Ausflugs mit Pepe unserem schlitzohrigen Taxifahrer. Auf dieser halbtägigen Geschichtslektion über die Präinkakulturen der "Chimú" und der "Moche" mit dem Untertitel "Lehmziegelsteine wohin das Auge reicht" wurden wir von Pepe geduldig von Ort zu Ort kutschiert (seine Geduld war natürlich monetär erkauft worden, klaro).
"Chan Chan", die riesige "Chimú"-Stadt sollte der erste Stopp auf unserer Tour sein. Der riesige Lehmziegelkomplex besteht aus neun königlichen Tempeln. Aufgrund der schieren Grösse der Anlage und der Anzahl der vorhandenen Ruinen konnte hier erst einer dieser königlichen Paläste, der "Tschudi"-Komplex, untersucht und restauriert werden (aha Tschudi, die "Chimú" mussten also von den Schweizern abstammen ;-)). Per privatem Führer ging's also durch dieses gigantische Bauwerk. Die bis zu 25 Meter hohen Wände mit ihren Verzierungen aus allerlei Getier, wie Pelikanen, Eichhörnchen, Fischen, usw., mit Wellen und Monden, werden von gegenwärtig mehr als 500 Mitarbeitern vor dem Zerfall gerettet. Wobei die ursprünglichen Mauern um einiges stabiler sind als die restauerierten Teile, die bereits nach wenigen Jahren vom Regen zerfressen und erneuert werden müssen.
Die "Chimú" hatten ihre Gebäude mit einer Technik erdbebensicher gemacht, die später die Inka von ihnen abkupferten. Die Mauern halten Erdbeben bis zu einer Stärke von 7.0 stand, unglaublich! Leider waren alle Schätze der Stadt von den Inka und später von den gierigen Spaniern geplündert worden, daher gab's ausser den beeindruckenden, verzierten Lehmziegel-Wänden nichts mehr zu sehen. Das war trotzdem eine äusserst interessante Führung und das Trinkgeld für den Guide allemal wert!
Die "Chimú"-Lehmziegeltempel "Huaca Arco Iris" und "Huaca Esmeralda" waren nach der gigantischen Stadt schon beinahe etwa enttäuschend. Beeinduckend nur, dass diese Bauwerke innerhalb der Stadt "Trujillo" so gut erhalten geblieben sind. Beinahe interessanter waren da die peruanischen haarlosen Hunde, die hier herumspazierten. Kaum zu glauben, dass sich früher die Leute diese hässlichen Tiere, ihrer erhöhten Körpertemperatur wegen, zur Behandlung von Arthritis als Körperwärmer an die schmerzenden Glieder gedrückt haben, igitt, igitt :-)...
Von der "Huaca del Sol", dem absolut gigantischen "Moche"-Tempel gab's leider nur eine Aussenansicht. Bisher hat sich noch kein Geld gefunden, womit sich die archäologische Behandlung dieser schätzungsweise 140 Millionen Lehmziegelsteine hätte bezahlen lassen können.
Stattdessen wurden Ausgrabungen an der etwas kleineren Pyramide "Huaca de la Luna" vorgenommen. Dank dem Brauch der "Moche" ihre alten Tempel durch die neuen Tempel zu "begraben", konnten die Archäologen die mehrfarbigen Verzierungen beinahe perfekt erhalten ausgraben. Auch hier sind immer noch dutzende Leute mit weiteren Ausgrabungen beschäftigt. Überaus beeindruckend, was da bereits hunderte von Jahren vor den Inkas für architektonische Meisterleistungen vollbracht worden sind.
Anhand dieses überaus reichen architektonischen Wissens, dass in Peru ohne Zweifel vorhanden gewesen sein muss, erstaunt es umso mehr, dass die Peruaner heutzutage mehrheitlich nur noch wüste, wacklige Bruchbuden zustande bringen...
Nachdem bei unserer Ankunft am Sonntag "Huanchaco's" Strandpromenade noch brechend voll gewesen war und der Hochsaison alle Ehre gemacht hatte, war an den nachfolgenden Tagen beinahe Ruhe eingekehrt und der Strand in der Nähe unseres Hotels schon fast menschenleer.
Die zahlreichen Surfer mussten sich die Wellen mit den Fischern auf ihren "Caballitos de Totora" (Schilfpferdchen, zigarrenförmige Boote aus Schilf) teilen. Da wollten wir uns als Anfänger nicht auch noch dazwischen quetschen und verschoben unser geplantes Surfabenteuer auf einen späteren Küstenstopp.
Im äusserst leckeren und zudem noch ausgesprochen günstigen Restaurant unseres Hotels machten wir eines Abends die Bekanntschaft mit "Carlos". Dieser geschwätzige, bereits etwas angetrunkene Peruaner war der festen Überzeugung er müsse seine missionarischen Qualitäten an uns testen und uns zu einer "Beziehung zu Gott", wie er es nannte, verhelfen. Stunden nachdem er sich zu uns an den Tisch gesetzt und einige weitere Biere den Weg in Richtung seiner Blase angetreten hatten, schien er mit unseren mit gespielter Anerkennung nickenden Köpfen und seiner Mission zufrieden zu sein und mache sich endlich auf den Weg in sein Quartier. Wäre er nicht dauernd wieder zu seinen Gotteserscheinungen abgeschweift, wir hätten noch viel mehr von seinen ansonsten sehr interessanten Geschichten erfahren, denn Carlos schien einiges erlebt gehabt zu haben.
Nach einigen Tagen wurde uns das kleine "Huanchaco" dann doch etwas zu eintönig und wir traten die Weiterreise Richtung Norden an. "Máncora" sollte unser nächster Stopp und unser nächster Versuch mit Surfbrett bewaffnet in die Fluten zu stürzen werden.
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