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Samstag, 27. März 2010

Nicoya zum Zweiten: Surfen bis Alarmstufe "Rot"

Die Surfer-Mekkas "Mal País" bzw. "Santa Teresa" sind von "Montezuma"
Luftlinie schätzungsweise gerade mal 15-20 Kilometer entfernt, die Reise
per ÖV liess allerdings auf weit grössere Distanzen schliessen...

Da der kürzeste Landweg aus einer Rüttelpiste der Extraklasse bestand,
die nur mit einem allradgetriebenen Offroadvehikel einigermassen zu
überstehen ist, hatte sich die ortsansässige Busgesellschaft einen
kleinen Umweg über "Cóbano" ausgedacht um ihr Rollmaterial zu schonen
(wobei anhand der in rauen Mengen vorhandenen Schlaglöcher auch auf der
"besseren" Strecke mit einer verkürzten Lebensdauer der Busstossdämpfer
gerechnet werden muss...).
So warteten wir also auf den entsprechenden Bus nach "Cóbano". Die
mitwartenden Berner Touristen, die wir bereits von unserem Ausflug zum
Wasserfall her kannten, zweifelten bereits an einer möglichen Ankunft in
"Santa Teresa" am selben Tag, als geschlagene 20 Minuten nach der
geplanten Abfahrt immer noch kein Bus auf dem Wendeplatz, genannt
Busterminal, aufgetaucht war. Immerhin hatten wir in eben diesem
"Cóbano" den Anschlussbus zu erwischen...
Wir hatten bereits den Verdacht gehegt, dass sich der Fahrer des
ÖV-Busses mit dem ortsansässigen Shuttle-Dienst abgesprochen hatte, da
kurz nachdem der Shuttle einige verzweifelte Touristen für den Weg nach
"Mal País" (der Nachbarort von "Santa Teresa") aufgesammelt hatte, der
ÖV-Bus doch noch den Weg nach "Montezuma" fand.
An der Zwischenstation in "Cóbano" angekommen war dann
erstaunlicherweise auch der Anschlussbus noch nicht abgefahren und wir
konnten unsere Weiterreise relaxt in Angriff nehmen. Nach gut
einstündiger Fahrt bog der Bus in die Küstenstrasse zwischen "Mal País"
und "Santa Teresa" ein. Da aber, wie in Costa Rica bzw. Lateinamerika
üblich, keine Ortstafeln das Erreichen einer bestimmten Ortschaft
ankünden, stellte sich bald einmal die Frage, wo denn nun die Ortsgrenze
von "Mal País" erreicht und "Santa Teresa" beginnen würde oder in
anderen Worten: "Wo zum Teufel mussten wir aussteigen?"
Ganz Herdentier, schlossen wir uns den beiden Bernerinnen an als diese
ausstiegen, denn sie hatten in "Santa Teresa" bereits eine Unterkunft
reserviert und schienen deshalb einigermassen Bescheid zu wissen, wo
sich dieses Kaff befinden sollte.

Wir hatten aufgrund unserer Spontaneität darauf verzichtet eine
Unterkunft zu reservieren, also war erst einmal die Suche nach einer
Bleibe angesagt. Da das bei sengender Hitze mit 20 kg Gepäck am Rücken
eher in einer Schweissorgie enden würde, beschloss unser Reiseteam sich
aufzusplitten. Ein Teil (Teil "Rumsitzen und Eistee trinken") sollte im
nächstgelegenen Restaurant bei eisgekühlten Getränken zum Hab und Gut
Acht geben, während der andere Teil (Teil "Bettsuche") sich in der
brütenden Nachmittagssonne auf Bettensuche begeben sollte.
Ein Hostel namens "Tranquilo Backpackers" in "Santa Teresa" war uns
empfohlen worden, also sollte erstmal dieser Unterschlupf gefunden und
geprüft werden. Dass konnte doch gar nicht so schwierig sein, denn alle
Hostels hatten sich, einer Perlenkette gleich, links und rechts der
Hauptstrasse (bzw. einzigen Strasse) entlang aufgereiht. Also musste
eigentlich nur erst "Santa Teresa" gefunden werden und dann wäre quasi
das Hauptproblem gelöst.
Zwei Stunden und etliche Schweissperlen später war dann auch tatsächlich
besagtes Hostel ausfindig gemacht (keine 50 Meter vom Basislager im
Restaurant entfernt ;-)) und abgecheckt (kein Doppelzimmer mehr frei
:-(). Ausserdem war Reisegruppenteil "Bettsuche" jetzt auch über die
Dimensionen der Ortschaft "Santa Teresa" besser im Bilde :-)...
Mit dem gerufenen Taxi ging's dann im Nu (und klimatisiert) zum während
der Wanderung ebenfalls ausfindig gemachten "Hostel BeachBreak", wo für
die nächsten Tage Stellung bezogen wurde.

Nach der Ankunft im Hostel, wollte erstmal der Strand und die
unmittelbare Umgebung inspiziert werden. Es musste schliesslich
überprüft werden, ob der Titel "Surf-Mekka" zurecht vergeben worden war.
Nachdem zuerst ein Zugang zum Strand gesucht und gefunden werden musste,
bot sich unseren nach Wellen dürstenden Augen ein überaus reizender
Anblick. Auf (geschätzten) mehreren Kilometern Länge erstreckte sich vor
uns der wohl sauberste und perfekteste Strand unserer bisherigen Reise.
Kein Zivilisationsmüll in Form der sonst allgegenwärtigen PET-Flaschen
und erstaunlicherweise auch kaum Blätter, Äste oder sonstige Naturalien
"verunstalteten" das Bild des perfekten Strandes. Hinzu kamen die
ersehnten Wellenberge, die von jeder Menge Surfer-Dudes (braun
gebrannte, perfekt durchtrainierte Jungs) bzw. Surfer-Babes (dasselbe
nur in weiblicher Form) ihrem eigentlichen Zweck, dem Surfen, zugeführt
wurden. "Surf-Mekka"!!

Gleich am nächsten Tag musste natürlich die in "San José" neu erstandene
Badebekleidung gesattelt und beim nächsten Surf-Shop ein passendes
fiberglasummanteltes Stück Styropor organisiert werden. Für gerade mal
10 Dollar konnte man sich für 24 Stunden ein Wellenreit-Werkzeug
ausleihen. Also zehn "Bucks" und den Pass als Depot auf den Tisch
geknallt und mit einer über zwei Meter langen "Schwimmhilfe" Richtung
Strand abgezockelt. An unserem Traumstrand der Abmessung "Enorm", war
für jeden Typ Surfer etwas zu finden. Die surftechnisch etwas
versierteren Gesellen hatten's sich etwas weiter draussen in den
grösseren Brechern auf ihren Brettern gemütlich gemacht, während wir
Weisswasserratten in Ufernähe durch die "Waschmaschine" gespült wurden.
Wir hatten den Weg zum Strand erst am Nachmittag gefunden und wurden
daher bereits nach wenigen Stunden durch die untergehende Sonne in
unserem Bewegungsdrang gebremst. Auch gut, denn unsere untrainierten
Ärmchen waren zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Überbeanspruchung bereits
etwas lahm. Die verbleibenden Materialmietstunden konnten wir auch am
nächsten Tag einsetzen.

In weiser Voraussicht hatten wir uns nach einigem Suchen in einem Laden
Sonnencreme vom Typ "extreme waterresistant" zugelegt. Wie bei
Sonnenschutz dieser Ausprägung üblich, erkauft sich die extreme
Wasserfestigkeit durch mangelnde Verstreichbarkeit. Speziell
wohlbehaarte Männerbeine benötigen für das Auftragen der Schutzschicht
etwas mehr Zeit und Aufwand. Mal ganz abgesehen vom Haartransfer vom
Bein an die Hand (igitt, igitt)...
Auf jeden Fall hatten wir uns die entsprechenden Turnübungen, um auch
die letzte Ecke Haut mit Lichtschutzfaktor 45 zu versorgen, nicht
gespart und waren dementsprechend bereit den Wellen das Fürchten zu
lehren (dieses Mal auch zu etwas früherer Stunde :-)).
Das taten wir dann auch ausgiebig. Obwohl wir zugeben müssen, dass es
auch wir das eine oder andere Mal mit der Furcht zu tun bekamen, wenn
wiedermal die Unterscheidung zwischen Unten und Oben aufgrund akuter
Orientierungslosigkeit in Neptun's Wäschetrommel etwas schwer fiel ;-).
Irgendwann waren dann sowohl unser Energievorrat als auch die Mietdauer
unserer Ausrüstung aufgebraucht und somit die Zeit für den Rückzug
gekommen. Dass dies keinen Moment zu früh geschah, stellte sich etwas
später beim ersten Kontrollblick unter neutralem Zimmerlicht heraus.
Trotz "extreme waterresistant" und mehreren Auffrischungsölungen hatten
sich Arme, Beine und Gesicht leicht in Richtung "rot" verfärbt. Das
hatte auch ambitioniertes Vorbräunen in verschiedensten Ländern und in
verschiedenen Höhenlagen nicht verhindern können. Vielleicht sollten wir
uns für das nächste Mal trotz 26 Grad Wassertemperatur den Einsatz eines
Ganzkörperneoprenanzugs mit Haube und Mundschutz überlegen oder im
Supermarkt zur Sonnencreme-Flasche mit Lichtschutzfaktor 100 greifen ;-)...

Auf jeden Fall machte "Alarmstufe Rot" das Einschalten eines
Schattentages nötig, was bei beinahe perfekten Bedingungen, Sonnenschein
und blauem Himmel, mitunter etwas schwer fallen kann. Glücklicherweise
kann man sich in solchen Fällen im airconditionierten Zimmer mit Laptop
(genau, Blog-Einträge wollen auch irgendwann verfasst werden) oder einem
guten Buch vor den bösen UV-Strahlen verstecken. In ersterem Fall hat
dann sogar die weitere Umgebung auch noch etwas davon ;-)...

Schweren Herzens entschieden wir uns nach einigen Tagen diesem
Surfer-Paradies den Rücken (möglicherweise nicht für immer, denn man
könnte ja in nicht allzu ferner Zukunft mal nur zum Surfen nach Costa
Rica rüberjetten :-)) zu kehren. Wie werden wir das Frühstück auf dem
Balkon unseres Zimmers im "Hostel BeachBreak" vermissen. Fasziniert
hatten wir die abenteuerlichsten Surfboard-Transportvarianten studiert.
Da wurden die massgeschneiderten Haltevorrichtungen an Fahr- und
Motorrädern eindeutig von den Varianten ohne technische Hilfsmittel
übertrumpft. Unser Favorit waren die Quad-Bikes (für Motorradbanausen:
vierrädrige Motorräder ;-)) beladen mit zwei Typen und zwei
Surfbrettern, wobei jeder der beiden sein Brett zwischen Oberschenkel
und Oberarmen einklemmt, so dass links und rechts vom Motorrad gut ein
Meter Surfbrett übersteht. Im Schweizer Strassenverkehr würde man
nullkommaplötzlich von der Polizei einkassiert, für verrückt erklärt und
zur Heilung in eine psychiatrische Klinik zwangseingewiesen.
Die Rückreise nach "San José" gestaltete sich etwas einfacher als die
Anreise, wobei allerdings der Unterschied lediglich darin bestand, dass
der Bus vor und nach der Fährfahrt derselbe war, da er sich mit uns
auf's Schiff quetschte.
Im bereits bekannten "Hostel Pangea" in "San José" hatten wir uns dieses
Mal nicht die "Honeymoon Suite" gegönnt, mussten aber feststellen, dass
die geringen Mehrausgaben durchaus auch einem Mehrwert entsprachen und
somit die Reisekassenstrapazierung gerechtfertigt gewesen wäre.

Da sich die Auswahl unseres nächsten Programmpunktes aufgrund unserer
akuten Unentschlossenheit und der bereits etwas fortgeschrittenen Zeit
als etwas kompliziert herausstellte, kamen wir zum Schluss nichts zu
überstürzen und weitere drei Nächte in "San José's" Superjugi zu
verbringen.
Apropos nächster Programmpunkt: dazu mehr im nächsten Eintrag...

Donnerstag, 25. März 2010

Nicoya zum Ersten: Montezuma und Cabo Blanco

Wir hatten uns "Montezuma" als ersten Stopp auf der Nicoya-Halbinsel
ausgesucht. Dies allerdings nicht wegen allfälligen Riesenwellen,
sondern weil sich das "Reserva Natural Absoluta Cabo Blanco" nur wenige
Busminuten entfernt befindet.

Eine Halbinsel hat ja bekanntlich auf beinahe allen Seiten Wasser und
ist meistens nur durch einen schmalen Streifen mit dem Festland
verbunden. Das sollte auch bei der Nicoya-Halbinsel nicht anders sein
und stellt den besuchswilligen Touristen vor die Frage der zu wählenden
Route. Die Landroute bis nach "Montazuma" hätte uns beinahe Tage an
Sitzfleischtraining eingebrockt, da war die logistisch etwas
aufwändigere Variante via "Puntarenas" per Fähre auf die Halbinsel zu
gelangen, doch einiges verlockender und zudem laut LP landschaftlich
einiges einladender.

In "San José" bestiegen wir also morgens (ja, 11 Uhr gilt noch als
Morgen :-)) ein Taxi, das uns für einige hundert bis tausend Colones bis
zum Busterminal brachte. Flugs ein Ticket nach "Puntarenas" erstanden
(während neben uns ein Security-Typ sein Morgenessen halb verdaut in
einen Abfallkübel spedierte, urgs...) und im Warteraum Platz genommen.
Wir, als routinierte Traveler, hatten uns Sitzplätze ausgesucht wo wir
unsere Rucksäcke jederzeit im Blick hatten und wo keiner was unbemerkt
rausklauben konnte. Ausserdem waren wir so auch niemandem im Weg, also
der perfekte Warteplatz. Dumm nur, dass wir, kaum hatten wir uns
hingesetzt, vom Platzanweiser angewiesen wurden in der Warteschlange
aufzuschliessen. Aha, und wir hatten uns schon gewundert, ob die Leute
hier in "San José" mehr Nähe brauchten als anderswo, weil sie so nah
beieinander sassen...
Nach gut zweieinhalb Stunden wurden wir in "Puntarenas" am Busterminal
auf die Strasse gestellt. Wir hatten uns darauf eingestellt unser Gepäck
die (laut LP) knapp eineinhalb Kilometer bis zum Fährterminal zu buckeln
und machten uns dementsprechend auf den Weg. Die ersten "Taxiandreher"
schüttelten wir mit einem Lächeln gekonnt ab und liessen unsere
Schweissporen auf Stufe "Maximum" transpirieren. Irgendwann schien die
kritische Gepäckbuckel-Schwelle überschritten zu sein (oder war's die
Bemerkung, dass die Distanz zum Fährterminal ganze 3,5 anstatt der
angegebenen 1,5 km betragen sollte?) und wir liessen uns in einem roten
Gefährt vom Typ "Taxi" die letzten drei Kilometer chauffieren. Beinahe
unnötig zu sagen, dass wir unter Zuhilfenahme einer (Not)Lüge dazu
überzeugt werden mussten. Laut dem "Taxivermittler" würde die nächste
Fähre in wenigen Minuten abfahren und zu Fuss würde das auf keinen Fall
reichen. Ausserdem schien die nachfolgende Fähre auszufallen, was uns
quasi verunmöglichen würde noch am selben Tag in "Montezuma"
einzutreffen. Als Fazit: Die Distanz wäre tatsächlich zu gross gewesen,
aber die drei Uhr Fähre war weder kaputt noch sonstwie ausgefallen. Und
wir hatten dem Typ sogar noch ein Trinkgeld spendiert, ha...
Wir hatten also das ortsansässige Taxibusiness noch etwas unterstützt,
rechtzeitig ein Ticket für die Fähre gekauft und sassen im, auf
Blasenentzündungs-freundliche Temperatur runtergekühlten "Main-Salon"
der Fähre. Über die Temperatur dürfen wir uns zwar eigentlich nicht
beklagen, war immer noch besser als draussen im Sitzen Schweissränder
auf unseren T-Shirts zu produzieren.
Die Fahrt durch die malerische Umgebung des "Golfo de Nicoya" war
bereits nach einer Stunde vorüber und der Zeitpunkt gekommen um das
Schiff zu verlassen.
Am Hafen von "Paquera" wartete natürlich schon der Bus um die
ausgestiegenen Passagiere für die Fahrt nach "Montezuma" zu übernehmen.
Da aber die Anzahl an Sitzplätzen im Bus nicht ganz mit jener der Fähre
korrespondierte, war für die (wieder mal) langsamen Berner dritte
Klasse, besser bekannt als Stehplatz, angesagt. Bei einer 2,5-stündigen
Fahrt nicht gerade eine schöne Aussicht... Glücklicherweise wollten
nicht alle der ursprünglich eingestiegenenPassagiere bis zur Endstation
dabei bleiben, so wurden nach kurzer Zeit einige Plätze frei und die
Reise nur zur Schweissprobe anstatt auch noch als Stehprobe zu enden.

Wie nicht anders zu erwarten, wurden wir, kaum in "Montezuma"
angekommen, auch gleich von einem Typen wegen einer Unterkunft
angeschwatzt. Seine Cabiñas lagen mindestens einen Kilometer ausserhalb
des Dorfes am Berg. Da er uns aber versprach jederzeit als
Gratis-Taxidienst zur Verfügung zu stehen um uns ins Dorf zu
kutschieren, liessen wir uns auf die Sache ein und nahmen unser Häuschen
der "Cabiñas Colibri" in Beschlag. Es sollte sich herausstellen, dass
"Michael", wer hätte das gedacht, zu seinem Wort stehen sollte und uns
tatsächlich jeden Tag ins Dorf runter und auch wieder hinauf in unsere
Unterkunft brachte.

Das "Colibri-Package" kam mit einem Gratisausflug zum nahe gelegenen
Wasserfall. Das Aussie-Päärchen, das sich ebenfalls eine Cabiña
ergattert hatte, war des Lobes voll über diesen "amazing", zu Deutsch
"unglaublichen", Wasserfall, also musste das natürlich mit eigenen Augen
auscheckt werden. Für uns Iguazuverwöhnte wirkte der Anblick dieses, aus
drei Stufen bestehenden Wasserfalls nicht gerade superlativgenerierend,
was allerdings auch daran gelegen haben könnte, dass wir für die
10-Meter-Mutprobe, bestehend aus dem Sprung über die zweite
Wasserfallstufe, einfach zu wenig "Füdle" (auch bekannt als Mut)
aufbringen konnten. Trotzdem war der Ausflug lohnenswert, denn im "Pool"
des Wasserfalls war's temperaturmässig einiges erträglicher als anderswo
rund um "Montezuma". Dieser Temperaturunterschied kann aber durchaus
auch dazu führen, dass der Sonneneinstrahlung zu wenig Beachtung
geschenkt wird, was dann wiederum in einer rötlichen Verfärbung
bestimmter Körperoberflächen enden kann (ja, man kann sich auch im
"Schatten" verbrennen)...

Das "Reserva Natural Absoluta Cabo Blanco" mit seiner Mischung aus
Trocken- und Feuchtwald (im einen verlieren die Bäume ihre Blätter und
im anderen bleiben sie grün, ihr dürft raten in welchem was der Fall ist
;-)) war eigentlich der Hauptgrund für unsere Visite in "Montezuma".
Damit die Flora und Fauna in diesem "Garten Eden" nicht aus
Überarbeitung an einem Burn-Out abstirbt, bleibt der Nationalpark Montag
und Dienstag geschlossen (da wär man auch gleich gerne "Wald", mit der
Aussicht auf eine 5-Tage-Woche und dann während den Arbeitstagen einfach
nur so rumstehen :-)). Glücklicherweise hatten wir unseren Besuch
dahingehend getimed, dass wir am Mittwoch zu unserem Dschungel-Abenteuer
aufbrechen konnten.
Nach der kurzen, aber holprigen Busfahrt und einem ebenfalls kurzen
Spaziergang wurden wir quasi auf schweizerdeutsch in Empfang genommen.
Die "Parkplatzanweiserin" (ja klar, wir hatten kein Auto, konnten aber
trotzdem den Eingang zum Park nicht finden :-)) entpuppte sich als
Volontärin mit Herkunft Aargau. Mit Tipps und Tricks zum Thema "Cabo
Blanco" konnte sie uns allerdings nicht weiterhelfen, da es ihr erster
Tag im Park war und sie diesen noch nicht von innen gesehen hatte. Wir
versprachen ihr einen Bericht abzuliefern, sobald wir zurück wären.

Ähnlich einer Geisterbahn, wartete am Eingang zum Park bereits ein
gruseliger Spalier aus riesigen Spinnenviechern. Die gelb-schwarz
gestreiften Dinger hatten ihre Netze links und rechts vom Weg
aufgespannt und dadurch bereits für einen ersten Anflug von Ekel
gesorgt. Wie würde das wohl weitergehen?
In der Folge kamen wir während unserer Wanderung über den "Swedish" bzw
"Danish" Trail auch in den Genuss von Kapuzineraffen und Fledermäusen.
Die Brüllaffen sollten wir vorerst nur akustisch wahrnehmen. Anhand
ihres ohrenbetäubenden Gebrülls, musste man aber davon ausgehen, dass es
sich um riesige Viecher handeln musste...
Der weisse Strand, der dem Nationalpark seinen Namen "Cabo Blanco"
(Weisses Kap) gibt war dann übersät von Dutzenden Einsiedlerkrebsen,
quasi den "Wicked-Campern" der Meere, in jeder erdenklichen Grösse. Die
im Wasser rumdümpelnden Pelikane kannten wir bereits von den Galapagos
Inseln, waren also weniger interessant (wie schnell man doch abstumpft...).
Bereits bei der Wanderung an den Strand sollte sich zeigen, dass 36°
Celsius im Schatten kübelweise Schweissperlen fordern sollten. Sich dann
im weissen Sand räkelnd, startete die Transpiration bereits den
"Turbo-Booster", wenn man nur schon an den bevorstehenden zweistündigen
Rückmarsch, bergauf notabene, dachte! Glücklicherweise hatte die
Parkleitung daran gedacht eine Wasserflaschenauffüllstation in Form
eines Wasserhahns mit Trinkwasser bereitzustellen, sonst wäre der
Rückweg bestimmt mit ausgetrockneten Leichen von
"Daran-habe-ich-nicht-gedacht-Touristen" übersät gewesen
(einschliesslich uns natürlich ;-)).
Zurück am Parkeingang wurde dann auch das Geheimnis der Brüllaffen
gelüftet. Wir waren allerdings etwas überrascht, man könnte vielleicht
sogar sagen etwas enttäuscht, als sich der Urheber des
furchteinflössenden Gebrülls als Äffchen in der ungefähren Grösse einer
Hauskatze entpuppte. Welch ein Angeber!

Laut LP sei "charming", oder zu Deutsch "bezaubernd", der falsche
Ausdruck um "Montezuma" zu beschreiben. Obwohl sehr touristisch fanden
wir das Dörflein durchaus nett und hätten problemlos auch noch einige
Tage länger bleiben können. Da aber, wie bereits zu einem früheren
Zeitpunkt erwähnt, die neu erstandene Surfbekleidung getestet werden
wollte, zog es uns weiter ins Surfmekka mit dem Namen "Santa Teresa"...

Mittwoch, 17. März 2010

Rückflugticket oder Ausschaffung?

Da sassen wir also mit zittrigen Knien im COPA-Airlines Flieger, nachdem
wir die 27 Dollar 75 Cents Ausreisegebühr pro Person am "Banco de
Guayaquil"-Schalter abgedrückt hatten (wow, hier muss man sogar für's
Ausreisen in die Tasche greifen!?). Würden wir als
"Ausschaffungshäftlinge" enden oder einfach unbemerkt durchs
Kontrollnetz an der Grenze schlüpfen? Das Wettbüro war geöffnet und hohe
Einsätze waren im Spiel (z.B. zwei Flugtickets nach Barbados...).

Die erste Etappe sollte uns in gut zwei Stunden von "Guayaquil" nach
"Panamá City" bringen. Eine Stunde Umsteigezeit später würde dann der
spannende Teil der Reise beginnen, indem uns ein weiterer COPA-Flieger
in etwas mehr als einer Stunde an unseren Zielort "San José" in Costa
Rica bringen sollte. Die ganze Fliegerei funktionierte auch tatsächlich
ohne Zwischenfälle und etwas nach sieben Uhr Abends hatten wir
costaricanischen Boden unter unseren Füssen. Die Frage war nur noch:
Würden wir auch der Passkontrolle standhalten oder schlussendlich wie
Tom Hanks in "Terminal" als Terminalzigeuner enden?

Die modernen Passkontrollkabäuschen, im Stil US-amerikanischer
Flughäfen, schienen nichts Gutes zu verheissen. Die Schlange an
nordamerikanischen Touristen im Rentenalter, die sich interessanterweise
vor uns aus dem Flieger "geschlichen" hatten (Berner sind halt doch
etwas langsam ;-)...), wurde immer kürzer und der Moment der Wahrheit
kam daher immer näher.
Schlussendlich wurden wir an einen der Schalter heranzitiert und nach
unseren Pässen gefragt. Den obligaten Einreisezettel mit allerlei
Angaben zu Name, Vorname, Geburtsdatum, usw. (Kenner Schweizer Pässe
werden sich zurecht am Kopf kratzen und monieren, dass alle diese
Angaben auch maschinenlesbar im Pass stehen würden :-)) hatten wir
bereits im Flugzeug vollgekritzelt und als mitdenkende
Grenzübergang-Veteranen vorsorglich in den Pass gelegt. Der überaus
nette Grenzbeamte kontrollierte unsere Papiere, verpasste uns den
benötigten Einreisestempel und entliess uns mit einem freundlichen
"Buenas Noches" in sein wohlbehütetes, zentralamerikanisches Land. Der
Begriff "Rückreiseticket" war nichtmal ansatzweise über seine Lippen
gekrochen. All die in schlaflosen Nächten einstudierten, ins Spanische
übersetzten Erklärungsversuche, die zitternden Knie und das
stressbedingt übermässig ausgeschüttete Adrenalin waren also für die
Katz, weil absolut unnötig gewesen!
Am Gepäckband hatten unsere Rucksäcke wohl bereits einen Anflug von
Drehwurm, denn die Warterei an der Grenzkontrolle hatte doch einige
Minuten in Anspruch genommen und unseren tragbaren Wohnzimmern einige
Umgänge beschehrt. Immerhin hatte es unser Gepäck mit uns bis nach Costa
Rica geschafft, was bei einer Umsteigezeit von nur knapp einer Stunde in
"Panamá City" keineswegs als Selbstverständlichkeit angenommen werden
darf...

Costa Rica wird gemeinhin auch als "Schweiz Zentralamerikas" bezeichnet.
Dass dies nicht von ungefähr kommt, durften wir spätestens an der
Taxistation erfahren. Die Fahrt ins Zentrum der Stadt sollte
unglaubliche 25 Dollar kosten! Da sich die Sonne bereits vom Himmel
verabschiedet und der Dämmerung Platz gemacht hatte und "San José" nicht
unbedingt mit dem Attribut "sicher" gesegnet ist, mussten wir wohl oder
übel in den sauren Apfel beissen. Am Touristenschalter vor der
(inaktiven) Gepäckkontrolle am Ausgang des Flughafens, hatten wir uns
ein Zimmer im "Hostel Pangea" organisiert. Auch die Preisangabe der
Unterkunft liess uns etwas leer schlucken und mit wässrigen Augen an die
Zeiten in Bolivien zurückdenken, aber schlussendlich war um diese
Uhrzeit ein sicherer Liegeplatz prioritär zu behandeln. Mit den
finanziellen Schäden konnten wir uns auch am nachfolgenden Tag noch
beschäftigen :-).
Bei der Ankunft im Hostel sollte sich schnell herausstellen, warum wir
52 $ aus unserem Reisekässeli ins Hostelkässeli transferieren sollten.
Wir hatten unwissentlich telefonisch die "Honeymoon Suite" gebucht (zu
unserer Verteidigung: es war auch kein anderes Doppelzimmer mehr frei).
King-size Bett, HD-Flachbildschirm mit Satelliten-TV und eine vom Bett
aus einsehbare Dusche (oha ;-)...) kosten verständlicherweise etwas
Extra und immerhin hatten wir uns nicht die "Presidential Suite" für
sagenhafte 65 $ aufschwatzen lassen...

Das "nette" Zimmer und das auch sonst überaus coole Hostel trugen dazu
bei, dass wir nicht bereits nach einer Nacht in Costa Rica's Hauptstadt
wieder das Weite suchten. Zwar hatte die Stadt selber ausser einer
verlockenden Einkaufsstrasse (beinahe Surfshop an Surfshop...) und ihrem
zweifelhaften Ruf bezüglich nächtlicher Sicherheit wenig zu bieten, aber
dank gratis Internet, Pool, Bar und Restaurant mit Aussicht über die
"Skyline" der Stadt gleich in unserem Hostel, konnten wir uns hier
trotzdem einige Tage um die Ohren schlagen. Abgesehen davon hatten wir
sowieso noch absolut keine Ahnung, was denn in Costa Rica für
Sehenswürdigkeiten auf uns warten würden. Alleine die schiere Anzahl an
Nationalparks mit ihrer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt machte
unsere Routenplanung nicht eben einfacher.
Nach dem Motto "Stick to the highlights" oder auf Deutsch "Nur das Beste
ist gut genug" hielten wir uns vorerst an die Top-5 aus unserem
Reiseführer. Nachdem wir uns schweren Herzens von unserem, trotz seiner
kleinen Mängel und Unzulänglichkeiten, lieb gewonnenen "Lonely Planet
Südamerika" getrennt hatten durfte sich der jungfräuliche "Lonely
Planet: Central America" das erste Mal beweisen.
Die Surfshops der Einkaufsstrasse "San José's" hatten bei der Definition
des ersten Stopps auf costaricanischem Boden kräftigen Einfluss. Kein
Wunder also, dass unser erster Abstecher die Strände der
Nicoya-Halbinsel zum Ziel hatte, denn die gerade frisch erstandenen
Board-Shorts sollten so schnell wie möglich ihrem eigentlichen Zweck
zugeführt werden...

Mittwoch, 10. März 2010

Bekannte Weltenbummler zu Besuch in Guayaquil

Schon seit geraumer Zeit hatten wir gewusst, dass wir verfolgt wurden...
In "Salta" waren unsere Verfolger noch zirka drei Wochen im Rückstand
gewesen. "Arequipa" hatten sie immer noch mehr als zwei Wochen nach uns
besucht und auch in "Guayaquil" wären sie eigentlich immer noch
mindestens eine Woche nach uns zu Besuch gewesen...
Nachdem wir uns eine Woche lang mit Inselhopping und Viecher gucken
beschäftigt hatten, waren uns unsere Verfolger bei unserer Rückkehr nach
"Guayaquil" aber schon bedenklich nahe gekommen. Auf der Terrasse
unseres Hotels (oh, da gab's eine Terrasse, das hatten wir bisher noch
gar nicht gewusst...) wurden wir bereits mit Bier in der Hand von
unseren "Verfolgern" Mätu und Sofi aus der Schweiz bzw. Frankreich
erwartet! Es hatte also doch noch geklappt unsere beiden Weltgereisten
auf ihrem Südamerikaabstecher auf ein kühles Blondes zu treffen!

Da wir bisher von "Guayaquil" nur gerade die Hauptstrasse "9 de Octubre"
mit dem Finanzdistrikt und den Polizeiposten am Ende der Uferpromenade
"Malecón 2000" zu Gesicht bekommen hatten, schlossen wir uns für die
Stadtbesichtigung Mätu und Sofi an. Der "Cerro Santa Anna", das
Ballenberg-ähnlich restaurierte Quartier am nördlichen Ende des "Malecón
2000" lud mit seinem Ausblick über die Stadt zu einem Besuch ein.
Im "Parque Bolivar" mitten in der Stadt gab's ein kleines
Galapagos-Déja-vu. Auf den Bäumen und im Rasen dieses kleinen, einen
Häuserblock umfassenden Parks tummelten sich dutzende Echsen in beinahe
allen erdenklichen Farben und Grössen! Spaziergänger, die unbedacht
unter den Bäumen herumflanieren, werden nicht selten Opfer einer
Kackattacke :-)...

Mit dem Austausch von "Räubergeschichten" und der Besichtigung der
wenigen Sehenswürdigkeiten "Guayaquil's" waren die zwei Tage "Mätu und
Sofi" im Nu verflogen und unsere Weltenbummler-Wege sollten sich wieder
für kurze Zeit, bis wir uns im Mai wieder in Bern treffen, trennen. Die
beiden machten sich auf den Weg nach "Quito" und für uns wartete der
Flieger um uns nach fünf Monaten Südamerika nach Costa Rica in
Zentralamerika zu befördern.
Den Flug hatten wir per Internet gebucht, also standen wir mit unseren
ausgedruckten Flugtickets am Web-Checkin-Schalter der Copa Airlines, als
uns die Schalterdame nach dem Rückreiseticket aus Costa Rica fragte. Wir
hatten zwar im LP gelesen, dass für die Einreise nach Costa Rica
grundsätzlich ein Ausreiseticket vorzuweisen wäre, wir hatten aber auch
gelesen, dass diese Vorgabe selten durchgesetzt werden würde. Sollte
gerade in unserem Fall ein Problem damit auftreten?! Das schien genau
der Fall zu sein, denn die Schalterdame musste sich bei ihrer
Vorgesetzten informieren, wie jetzt da vorzugehen sei. Schlussendlich
bestand die "Lösung" darin, unseren Flug "Panama City - Port of Spain"
(Teil unserer Reise von Panama nach Barbados Anfang April) pro-forma in
einen Rückflug aus Costa Rica umzubuchen. Sollten wir bei der Einreise
nach Costa Rica Probleme kriegen, könnten wir also diesen Flug als
Rückflug angeben und so der "Ausschaffung" entgehen. Wir würden uns dann
lediglich einen Teil unseres Fluges nach Barbados ans Bein streichen und
neu buchen (sprich berappen) müssen.

Für Spannung war also auch auf diesem, eigentlich recht einfachen,
Wegstück gesorgt...

Fotosession im Streichelzoo-Deluxe

Nach den etwas hektischen letzten Tagen standen wir voller Vorfreude in
der Schalterhalle des Flughafens in "Guayaquil". Wir hatten unser Gepäck
in "brauchen-wir-unbedingt-auf-dem-Schiff" und
"werden-wir-wohl-kaum-auf-dem-Luxusschiff-benötigen" aufgeteilt. Ein
Rucksack war also im Hotel eingestellt worden (im Lager zwischen
allerlei Schutt und Baumaterial) und den zweiten Rucksack hatten wir
gerade am Schalter für den Flug nach "Baltra Island" eingecheckt.
Natürlich war das erst möglich gewesen, nachdem wir eine
Immigrationsgebühr für die Galapagos Inseln von 10 Dollar am
INGALA-Schalter abgedrückt hatten. Der eine oder andere Leser wird sich
jetzt wundern, warum Immigration, wenn doch die Galapagos Inseln zu
Ecuador gehören? Etwa dasselbe haben wir uns auch (aber nur sehr kurz)
gefragt, bis wir die Tatsache unter
"ach-auf-diese-10-Dollar-kommt's-jetzt-auch-nicht-mehr-an" irgendwo im
Nirvana unseres löchrigen Kurzzeitgedächtnisses abgelegt hatten.
Nach dem Durchschreiten der Sicherheitskontrolle wurden wir, wie das auf
Flughäfen so üblich ist, gleich durch den Duty-Free-Bereich geschleust.
Die ausgestellten Sonnenbrillen riefen in Erinnerung, dass eine
derselben beim Busraub Beine bekommen hatte. Der perfekte Zeitpunkt also
um noch ein paar Augenschützer anzuschaffen um sich gegen die zu
erwartende recht intensive Sonneneinstrahlung auf den Inseln zu
schützen. "Visa, die Freiheit nehm' ich mir!" und damit war unsere
"Expeditions"-Ausrüstung quasi im letzten Moment (das wird noch zur
Gewohnheit ;-)) noch komplett geworden.

Eineinhalb Stunden nach dem Abflug im trüben "Guayaquil" setzte der
TAME-Flieger auf der Landebahn des winzigen Flughafens von "Baltra
Island" auf und wir durften über die herangekarrte Treppe in die
sengende Hitze der Galapagos Inseln treten. Umgeben von einer Horde
Touristen war dann erstmal Anstehen an der Immigration angesagt.
Natürlich durfte auch hier wieder eine Gebühr entrichtet werden (schon
wieder?!), denn man wollte ja nicht nur die Inseln besuchen, sondern
sich auch noch im Nationalpark die Viecher ansehen. Also mussten die
dafür bereitgelegten "Green-Backs" (sprich Dollarnoten) aus dem
Geldgürtel hervorgeklaubt und dem Parkranger in die Finger gedrückt
werden. Als Gegenleistung für die hundert Dollar pro Person gab's zwei
Stück Papier und die Erlaubnis sich für einige Tage im Nationalpark der
Galapagos Inseln aufzuhalten.
Bereits während dem Anstehen am Einwanderungsschalter hatten wir uns die
Hälse verrenkt, um ein Schild mit unseren Namen oder dem unseres
Schiffes zu erspähen. Anders als in "Aguas Calientes" (man erinnere sich
an unsere "Machu Picchu"-Erlebnisse) sollte das hier auch tatsächlich
klappen. Ein schlacksiger, braungebrannter Typ mit graumellierten Haaren
hatte unsere Aufmerksamkeit mit seinem Schild mit der Aufschrift "Mary
Anne" (der Name unseres Schiffes) auf sich gezogen. Und tatsächlich,
"Luis" sollte für die nächsten acht Tage unser Führer werden.
Anscheinend hatte also doch noch alles geklappt!
Wie es sich für eine "Firstclass"-Reise gehört, wurde unser Gepäck von
Crewmitgliedern des Schiffs in Empfang genommen und abtransportiert.
Etwas gewöhnungsbedürftig für uns Rucksacktouristen, unser Gepäck
irgendwelchen Fremden anzuvertrauen. Haben wir doch bisher hier in
Südamerika sonst eher die Erfahrung gemacht, dass die Kombination
"Fremde" und "unser Gepäck" eine für uns eher nachteilige Symbiose
ergeben :-)...

Da wir noch einige Minuten auf den aus "Quito" eintreffenden Flieger mit
den restlichen Gästen warten mussten, blieb noch etwas Zeit die bereits
anwesenden Touris nach möglichen Mitpassagieren zu durchforsten. Anhand
unseres klassenmässig eher gehobeneren Ausflugs, hatten wir uns schon
damit abgefunden die nächsten acht Tage mit einer Horde ignoranter Amis
der Sparte "graue Panther" an Bord der "Mary Anne" zu verbringen. Daher
waren wir sehr positiv überrascht, als sich schlussendlich die komplette
Gruppe aus einer munteren Mischung Leute jeden Alters aus
verschiedensten Teilen der Welt zusammensetzte. England, Neuseeland, die
USA, Ecuador und die Schweiz waren dabei unter den gesamthaft 15
Passagieren vertreten.

Unser Multinationenmix hatte die "Mary Anne" noch nicht betreten, da
ging's auch schon mit Tierchen gucken los. Am Pier, wo das Dinghi (das
Beiboot der "Mary Anne") auf uns wartete, hatten es sich, quasi als
Empfangskomitee, ein paar Seelöwen auf den Bänken im Schatten gemütlich
gemacht und wurden zusammen mit den paar Meerechsen (Marine Iguanas),
die sich da in der Sonne räckelten, bereits eifrig kameramässig abgeknipst.

Zum Empfang auf dem Schiff gab's, wie sich das gehört ;-), gleich einen
Drink der die kurze Wartezeit bis zum Bezug der Kabine etwas verkürzte.
Die Kabine, ausgestattet mit Klimaanlage (die wir bis zum Ende der Reise
nicht vollständig in den Griff bekamen ;-)), eigenem Bad, Meerblick
(durchs gusseiserne Bullauge) und Kajütenbett, war für
Segelschiffverhältnisse recht geräumig und befand sich backbordseitig im
Bug. Es sollte sich während unserer Reise noch herausstellen, dass wir
mit der Kabine im vorderen Teil des Schiffes bei der "Kabinenverlosung"
ein glückliches Händchen gehabt hatten, denn der lärmige Motorraum war
so entsprechend weit von uns entfernt. Der jeweils frühmorgens
scheppernd zur See gelassene Anker war da das eindeutig kleinere Übel :-).
Bereits nach einigen Minuten auf dem Schiff gab's bereits die erste
Kostprobe unserer Kombüsen-Crew, die sich in den nächsten acht Tagen
täglich selbst übertreffen und uns mit allerlei (Sch)Leckereien
Rettungsringe auf die Rippen zaubern sollte.
Während dem Mittagessen ging's bereits schaukelnd unserem ersten
"Expeditionsziel", "North Seymour Island", entgegen. Dieser erste
Landgang gestaltete sich als "Trockenlandung", sprich ohne nasse Füsse
beim Ausstieg. Mit dem Dinghi ging's Aussenbordmotor-getrieben an den
Landungssteg, wo zwischen roten Klippenkrabben (Sally Lightfoot Crab,
wow die deutschen Namen hören sich ja so unspektakulär an :-)...) und
faul rumliegenden Seelöwen an Land gesprungen werden musste. Auf der gut
zweieinhalbstündigen Wanderung gab's bereits verschiedenste Vögel und
andere Tiere zu bestaunen. Die am Wegrand nistenden Fregattvögel und
Blaufusstölpel (Bluefooted Boobies) schienen von den auf dem Weg
rumtrampelnden Touristen absolut keine Notiz zu nehmen, zeitweise musste
man sogar aufpassen nicht versehentlich auf einen auf seinem Ei
sitzenden Tölpel draufzutreten! Man hatte beinahe das Gefühl, die Tiere
seien entweder mit einem Beruhigungsmittel stillgelegt oder aber durch
Sigfried und Roy perfekt trainiert worden. So nahe kommt man sonst nur
im naturhistorischen Museum an die Tiere ran und auch dort nur durch
eine Glaswand getrennt und ohne Meeresbrise (manchmal auch
entsprechendem Gestank der Viecher ;-)) um die Nase.
Verständlicherweise rauchten die Digicams und wurden haufenweise Bilder
ins Silizium der Speicherkarten gebrannt (und sogar auch einige
"old-school" Filmrollen mit Bildern befüllt, man höre und staune ;-)).
Diese Bildersammelwut sollte sich natürlich über die ganzen sieben
folgenden Tage hindurchziehen, denn jeden Tag gab's Neues oder bessere
Versionen des bereits Gesehenen zu bestaunen...

Zurück auf dem Schiff wartete bereits "Martín", Barkeeper, Kellner und
Oberkellner in Personalunion, mit Häppchen und Saft um die in der Hitze
des Nachmittag verbrannten Kalorien wieder aufzufüllen und den Appetit
für das wenig später angesetzte Abendessen zu stimulieren. Das perfekt
abgestimmte Programm liess genügend Zeit um sich nach er anstrengenden
Inselbesichtigung den Schweiss abzuduschen und sich für das anstehende
Dinner fein zu machen.
Zuvor gab's aber noch die obligate Notfallübung zu bewältigen. Durch die
Alarmsirene aufgeschreckt hiess es: Schwimmweste satteln und so schnell
wie möglich auf dem Oberdeck versammeln. Befüllt mit Anweisungen für den
Notfall und der nachdrücklichen Bemerkung, dass diese Übung NICHT!!
wiederholt werden würde, sprich beim nächsten Alarm würde es ernst
gelten, wurden wir in den Salon zum Dinner entlassen.
Das äusserst leckere Mahl und das obligate Dessert liessen schon sehr
zeitig die Augenlider schwer und den Ruf des Bettes unüberhörbar werden.
Während das Sandmännchen uns Passagiere mit Träumen von Tieren, Schiffen
und Inseln versorgte, steuerte die Crew den nächsten Stopp auf unserer
Route, "Santa Cruz Island" an.

Nach einer ersten schaukelnden Nacht und einem ausgiebigen Frühstück
ging's mit einer weiteren Trockenlandung zur Besichtigung der "Charles
Darwin Station", wo die Aufzucht der berühmten Galapagos
Riesenschildkröten gezeigt wurde. Neben Schildkrötenbabies, vom Ei bis
zur Untertassen-grossen Minischildkröte, gab's auch einige ausgewachsene
über hundert Jahre alte Riesendinger, darunter auch "Lonesome George",
das Maskott(chen) der Station, zu bestaunen.
Nachdem die Tiere in der Forschungsstation in Gehegen vor hungrigen
Raubtieren geschützt gewesen waren, gab's die ausgewachsenen Viecher am
Nachmittag in den Hügeln hinter der Stadt "Puerto Ayora" in freier
Wildbahn zu entdecken. "Luis" unser "allwissender" Guide konnte uns
zudem beinahe ununterbrochen mit Informationen und Sichtungen von
anderem Getier versorgen.

Der 3. Tag sollte neben der ersten "Nasslandung" (also am Strand und mit
nassen Füssen) auch den ersten Schnorchelausflug beinhalten. Nachdem am
Morgen am beinahe schneeweissen Strand in der "Gardner Bay" auf
"Española Island" noch Seelöwen, Marine Iguanas (Meerechsen) und die
Spuren der Meeresschildkröten im Sand die Hauptrolle gespielt hatten,
gab's kurz darauf auf dem Schnorchelausflug im kristallklaren Wasser
unter anderem Pufferfische, Skorpionfische und allerlei andere schuppige
Gesellen zu sehen. Da auch gleich beim ersten Schnorchelausflug ein
Seelöwe zwischen unseren Flossen herumspielte, durfte getrost von einem
Traumstart gesprochen werden. Dazu gesellten sich am Nachmittag beim
zweiten Landgang jede Menge Blaufuss- und Nazcatölpel und deren
gefiederte Freunde (natürlich immer mit dem einen oder anderen Seelöwen
und Iguana garniert).

Am "Punta Cormorant" auf "Floreana Island" stelzten am Tag darauf die
pinkigen Flamingos kopfunter wasserfilternd durch die Salzwasserlagune
und liessen beim Schnorcheln die entdeckten Weissspitzenriffhaie den
Puls des einen oder anderen Röhrchenatmers etwas schneller schlagen.
Jedem "Steve Irwin"-Fan wurde beim Anblick der schwerelos
dahinschwebenden Stachelrochen "warm ums Herz" (für Nichtaustralier:
Steve Irwin ist der australische Krokodiljäger/Dokumentarfilmer, der
beim "Betatschen" eines Stachelrochen durch dessen Stachel getötet wurde).
Beim Besuch an der "Post Office Bay" wurden nach alter
Seefahrertradition, Briefe bzw. Postkarten für die Leute zu Hause im
Briefkasten deponiert und dieselbe Anzahl Postkarten für die
Auslieferung am Zielort eingepackt. Dass dieser Service mittlerweile
fast ausschliesslich für Touristen aufrechterhalten wird, tut hierbei
dem Spass keinen Abbruch...
Der Nachmittag, der Abend und die Nacht waren dann von der etwas raueren
See auf dem 14-stündigen Teilstück zur "Isabela Island" geprägt. Obwohl
die beinahe komplett gesetzten Segel dem Schiff etwas Stabilität
verliehen, konnte einem der Schiffskoch schon etwas Leid tun, wenn
beinahe das ganze, überaus leckere Abendessen aufgrund etwas
durcheinandergeschaukelter Mägen unangetastet wieder zurück in die
Kombüse geschickt wurde...

Beim Besichtigen der Lavafelder auf "Isabela Island" gab's Unterricht in
Hawaiianisch. "A'a" (ah ah) und "Pahoehoe" (pa-hoy-hoy) sind die
hawaiianischen Ausdrücke für die unterschiedliche Beschaffenheit der
ausgekühlten Lavafelder. "Pahoehoe" sieht dabei aus wie geschmolzene,
zusammengeschobene Schokolade und "A'a"-Lava dürfte mit seinen scharfen
Kanten und Spitzen der Vorstellung der Beschaffenheit der Hölle recht
nahe kommen (man möchte auf keinen Fall mit nackten Füssen über diese
Nagelbretter spazieren :-)). Falls wir also demnächst einmal die
Polynesier auf den hawaiianischen Inseln besuchen sollten, können wir
uns mit unserem erlernten "Insel-Slang" einige erstaunte Gesichter
sichern...
Beim obligaten Schnorchelausflug gab's diesmal neben den elegant
dahingleitenden Meeresschildkröten auch Pinguine beim Fischfangen zu
bestaunen. Die eigentlich sehr flinken Frackträger stellten sich beim
Fangen der (dummerweise noch flinkeren) Fische erstaunlich ungeschickt
an. Man war beinahe versucht den armen Tierchen zu Hilfe zu eilen (ein
paar plumpe Röhrchenatmer wären auch sicher eine grosse Hilfe gewesen ;-)).
Um keine Langeweile mit den dauernden Landausflügen aufkommen zu lassen,
stand am Nachmittag ausnahmsweise ein Bootsausflug in einen
Mangrovenwald auf dem Programm.

Auch beim hartnäckigsten Langeweiler konnte beim äusserst durchdachten
Trip-Programm einfach nicht langweilig werden. Am sechsten Tag galt es,
immer noch auf "Isabela Island", Galapagos-Landleguane vom Typ "gelb"
und "riesig" fotographisch festzuhalten. Ausserdem führte der Wander-
bzw. Spazierweg über ein erst vor knapp 50 Jahren bei einem Erdbeben an
die Oberfläche geschobenes Korallenriff (innerhalb von weniger als 2
Stunden hatte sich hier die Erde um 5 Meter erhoben!). Recht skurril,
anstatt mit Pressluftflasche, Tauchermaske und Flossen ausgerüstet,
trockenen Fusses durch einen Korallengarten zu schlendern (da fehlen
doch irgendwie die Fische :-))...
Nachdem der morgendliche Röhrchenausflug aufgrund der schlechten Sicht
keine grosse Euphorie auszulösen vermochte (man war ja mittlerweile auch
schon etwas verwöhnt), gab's am Nachmittag vor "Fernandina Island" doch
noch etwas zu sehen. Neben Stachelrochen, Weissspitzenriffhaien und
Seesternen "en Masse", gab's auch den einen oder anderen Seelöwen und
Lobster zu bestaunen.

Tag 7: Was war da noch? Ach ja, "Puerto Egas" auf "Santiago Island".
Hier gab's, im wahrsten Sinne des Wortes, haufenweise Marine Iguanas zu
bestaunen. Da die Viecher für ihre Verdauung auf die Wärme der Sonne
angewiesen sind (laut "Luis" können diese Tiere mit vollem Magen
verhungern, wenn die Sonne zu lange ausbleibt, wie grausam...), legen
sie sich alle zur hin Sonne ausgerichtet auf die Felsen. Während der
Verdauung müssen sie das Salzwasser, das sich in den gefressenen Algen
gesammelt hatte loswerden. Aus diesem Grund wird in unregelmässigen
Abständen "rumgespuckt". Man stelle sich hunderte dieser spuckenden
Tiere auf einem Haufen vor ;-)...
Am Nachmittag stand dann noch die "Mondwanderung" auf "Bartolomé Island"
auf dem Programm. Über einen Holzsteg ging's durch die unwirkliche
Umgebung aus Lavatunnels, Kratern und "A'a"-Lavafelder (die spitzen
Lavafelder, der Hölle gleich, man erinnere sich). Am höchsten Punkt
gab's das bekannte Panorama über die Galapagos Inseln, was zum Zuhause
rumzeigen :-)...

Um auch am letzten halben Tag noch das Maximum an Tierwelt von den
Inseln einsaugen zu können (und vermutlich auch, damit die Crew auf dem
Schiff genügend Platz zum Deckschrubben hatte :-)) ging's frühmorgens
nochmal mit dem Dinghi in die Mangrovenwälder am "Black Turtle Cove" auf
"Santa Cruz Island". Die jungen Galapagos Haie waren glücklicherweise
noch zu klein um uns in "Weisser Hai"-Manier als Zwischenmahlzeit zu
verputzen und so war nach Weisspunkttigerrochen (Whitespotted Tigerray)
und einer Horde Pelikane beim Sardellenfischen das Ende unserer Zeit im
Nationalpark der Galapagos Inseln gekommen. "Luis" hatte
glücklicherweise alle Informationen bezüglich unserem Rückflug (wir
hatten ja keine Ahnung, da wir aufgrund der etwas knappen
Vorbereitungszeit kein komplettes Programm erhalten hatten), so konnten
wir's uns bis zum Abflug in der VIP-Lounge des Flughafens von "Baltra",
bei Gratis-Softdrinks gemütlich machen.

Fazit: Der Trip auf die Galapagos Inseln hat zwar viel Nerven und "mucho
Dinero" gekostet, war aber im Nachhinein jeden Cent und jede (beinahe)
schlaflose Nacht mehr als wert! Dieses Erlebnis hat einen Spitzenplatz
in unserer Top-5-Liste sicher mehr als verdient :-)!