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Samstag, 27. März 2010

Nicoya zum Zweiten: Surfen bis Alarmstufe "Rot"

Die Surfer-Mekkas "Mal País" bzw. "Santa Teresa" sind von "Montezuma"
Luftlinie schätzungsweise gerade mal 15-20 Kilometer entfernt, die Reise
per ÖV liess allerdings auf weit grössere Distanzen schliessen...

Da der kürzeste Landweg aus einer Rüttelpiste der Extraklasse bestand,
die nur mit einem allradgetriebenen Offroadvehikel einigermassen zu
überstehen ist, hatte sich die ortsansässige Busgesellschaft einen
kleinen Umweg über "Cóbano" ausgedacht um ihr Rollmaterial zu schonen
(wobei anhand der in rauen Mengen vorhandenen Schlaglöcher auch auf der
"besseren" Strecke mit einer verkürzten Lebensdauer der Busstossdämpfer
gerechnet werden muss...).
So warteten wir also auf den entsprechenden Bus nach "Cóbano". Die
mitwartenden Berner Touristen, die wir bereits von unserem Ausflug zum
Wasserfall her kannten, zweifelten bereits an einer möglichen Ankunft in
"Santa Teresa" am selben Tag, als geschlagene 20 Minuten nach der
geplanten Abfahrt immer noch kein Bus auf dem Wendeplatz, genannt
Busterminal, aufgetaucht war. Immerhin hatten wir in eben diesem
"Cóbano" den Anschlussbus zu erwischen...
Wir hatten bereits den Verdacht gehegt, dass sich der Fahrer des
ÖV-Busses mit dem ortsansässigen Shuttle-Dienst abgesprochen hatte, da
kurz nachdem der Shuttle einige verzweifelte Touristen für den Weg nach
"Mal País" (der Nachbarort von "Santa Teresa") aufgesammelt hatte, der
ÖV-Bus doch noch den Weg nach "Montezuma" fand.
An der Zwischenstation in "Cóbano" angekommen war dann
erstaunlicherweise auch der Anschlussbus noch nicht abgefahren und wir
konnten unsere Weiterreise relaxt in Angriff nehmen. Nach gut
einstündiger Fahrt bog der Bus in die Küstenstrasse zwischen "Mal País"
und "Santa Teresa" ein. Da aber, wie in Costa Rica bzw. Lateinamerika
üblich, keine Ortstafeln das Erreichen einer bestimmten Ortschaft
ankünden, stellte sich bald einmal die Frage, wo denn nun die Ortsgrenze
von "Mal País" erreicht und "Santa Teresa" beginnen würde oder in
anderen Worten: "Wo zum Teufel mussten wir aussteigen?"
Ganz Herdentier, schlossen wir uns den beiden Bernerinnen an als diese
ausstiegen, denn sie hatten in "Santa Teresa" bereits eine Unterkunft
reserviert und schienen deshalb einigermassen Bescheid zu wissen, wo
sich dieses Kaff befinden sollte.

Wir hatten aufgrund unserer Spontaneität darauf verzichtet eine
Unterkunft zu reservieren, also war erst einmal die Suche nach einer
Bleibe angesagt. Da das bei sengender Hitze mit 20 kg Gepäck am Rücken
eher in einer Schweissorgie enden würde, beschloss unser Reiseteam sich
aufzusplitten. Ein Teil (Teil "Rumsitzen und Eistee trinken") sollte im
nächstgelegenen Restaurant bei eisgekühlten Getränken zum Hab und Gut
Acht geben, während der andere Teil (Teil "Bettsuche") sich in der
brütenden Nachmittagssonne auf Bettensuche begeben sollte.
Ein Hostel namens "Tranquilo Backpackers" in "Santa Teresa" war uns
empfohlen worden, also sollte erstmal dieser Unterschlupf gefunden und
geprüft werden. Dass konnte doch gar nicht so schwierig sein, denn alle
Hostels hatten sich, einer Perlenkette gleich, links und rechts der
Hauptstrasse (bzw. einzigen Strasse) entlang aufgereiht. Also musste
eigentlich nur erst "Santa Teresa" gefunden werden und dann wäre quasi
das Hauptproblem gelöst.
Zwei Stunden und etliche Schweissperlen später war dann auch tatsächlich
besagtes Hostel ausfindig gemacht (keine 50 Meter vom Basislager im
Restaurant entfernt ;-)) und abgecheckt (kein Doppelzimmer mehr frei
:-(). Ausserdem war Reisegruppenteil "Bettsuche" jetzt auch über die
Dimensionen der Ortschaft "Santa Teresa" besser im Bilde :-)...
Mit dem gerufenen Taxi ging's dann im Nu (und klimatisiert) zum während
der Wanderung ebenfalls ausfindig gemachten "Hostel BeachBreak", wo für
die nächsten Tage Stellung bezogen wurde.

Nach der Ankunft im Hostel, wollte erstmal der Strand und die
unmittelbare Umgebung inspiziert werden. Es musste schliesslich
überprüft werden, ob der Titel "Surf-Mekka" zurecht vergeben worden war.
Nachdem zuerst ein Zugang zum Strand gesucht und gefunden werden musste,
bot sich unseren nach Wellen dürstenden Augen ein überaus reizender
Anblick. Auf (geschätzten) mehreren Kilometern Länge erstreckte sich vor
uns der wohl sauberste und perfekteste Strand unserer bisherigen Reise.
Kein Zivilisationsmüll in Form der sonst allgegenwärtigen PET-Flaschen
und erstaunlicherweise auch kaum Blätter, Äste oder sonstige Naturalien
"verunstalteten" das Bild des perfekten Strandes. Hinzu kamen die
ersehnten Wellenberge, die von jeder Menge Surfer-Dudes (braun
gebrannte, perfekt durchtrainierte Jungs) bzw. Surfer-Babes (dasselbe
nur in weiblicher Form) ihrem eigentlichen Zweck, dem Surfen, zugeführt
wurden. "Surf-Mekka"!!

Gleich am nächsten Tag musste natürlich die in "San José" neu erstandene
Badebekleidung gesattelt und beim nächsten Surf-Shop ein passendes
fiberglasummanteltes Stück Styropor organisiert werden. Für gerade mal
10 Dollar konnte man sich für 24 Stunden ein Wellenreit-Werkzeug
ausleihen. Also zehn "Bucks" und den Pass als Depot auf den Tisch
geknallt und mit einer über zwei Meter langen "Schwimmhilfe" Richtung
Strand abgezockelt. An unserem Traumstrand der Abmessung "Enorm", war
für jeden Typ Surfer etwas zu finden. Die surftechnisch etwas
versierteren Gesellen hatten's sich etwas weiter draussen in den
grösseren Brechern auf ihren Brettern gemütlich gemacht, während wir
Weisswasserratten in Ufernähe durch die "Waschmaschine" gespült wurden.
Wir hatten den Weg zum Strand erst am Nachmittag gefunden und wurden
daher bereits nach wenigen Stunden durch die untergehende Sonne in
unserem Bewegungsdrang gebremst. Auch gut, denn unsere untrainierten
Ärmchen waren zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Überbeanspruchung bereits
etwas lahm. Die verbleibenden Materialmietstunden konnten wir auch am
nächsten Tag einsetzen.

In weiser Voraussicht hatten wir uns nach einigem Suchen in einem Laden
Sonnencreme vom Typ "extreme waterresistant" zugelegt. Wie bei
Sonnenschutz dieser Ausprägung üblich, erkauft sich die extreme
Wasserfestigkeit durch mangelnde Verstreichbarkeit. Speziell
wohlbehaarte Männerbeine benötigen für das Auftragen der Schutzschicht
etwas mehr Zeit und Aufwand. Mal ganz abgesehen vom Haartransfer vom
Bein an die Hand (igitt, igitt)...
Auf jeden Fall hatten wir uns die entsprechenden Turnübungen, um auch
die letzte Ecke Haut mit Lichtschutzfaktor 45 zu versorgen, nicht
gespart und waren dementsprechend bereit den Wellen das Fürchten zu
lehren (dieses Mal auch zu etwas früherer Stunde :-)).
Das taten wir dann auch ausgiebig. Obwohl wir zugeben müssen, dass es
auch wir das eine oder andere Mal mit der Furcht zu tun bekamen, wenn
wiedermal die Unterscheidung zwischen Unten und Oben aufgrund akuter
Orientierungslosigkeit in Neptun's Wäschetrommel etwas schwer fiel ;-).
Irgendwann waren dann sowohl unser Energievorrat als auch die Mietdauer
unserer Ausrüstung aufgebraucht und somit die Zeit für den Rückzug
gekommen. Dass dies keinen Moment zu früh geschah, stellte sich etwas
später beim ersten Kontrollblick unter neutralem Zimmerlicht heraus.
Trotz "extreme waterresistant" und mehreren Auffrischungsölungen hatten
sich Arme, Beine und Gesicht leicht in Richtung "rot" verfärbt. Das
hatte auch ambitioniertes Vorbräunen in verschiedensten Ländern und in
verschiedenen Höhenlagen nicht verhindern können. Vielleicht sollten wir
uns für das nächste Mal trotz 26 Grad Wassertemperatur den Einsatz eines
Ganzkörperneoprenanzugs mit Haube und Mundschutz überlegen oder im
Supermarkt zur Sonnencreme-Flasche mit Lichtschutzfaktor 100 greifen ;-)...

Auf jeden Fall machte "Alarmstufe Rot" das Einschalten eines
Schattentages nötig, was bei beinahe perfekten Bedingungen, Sonnenschein
und blauem Himmel, mitunter etwas schwer fallen kann. Glücklicherweise
kann man sich in solchen Fällen im airconditionierten Zimmer mit Laptop
(genau, Blog-Einträge wollen auch irgendwann verfasst werden) oder einem
guten Buch vor den bösen UV-Strahlen verstecken. In ersterem Fall hat
dann sogar die weitere Umgebung auch noch etwas davon ;-)...

Schweren Herzens entschieden wir uns nach einigen Tagen diesem
Surfer-Paradies den Rücken (möglicherweise nicht für immer, denn man
könnte ja in nicht allzu ferner Zukunft mal nur zum Surfen nach Costa
Rica rüberjetten :-)) zu kehren. Wie werden wir das Frühstück auf dem
Balkon unseres Zimmers im "Hostel BeachBreak" vermissen. Fasziniert
hatten wir die abenteuerlichsten Surfboard-Transportvarianten studiert.
Da wurden die massgeschneiderten Haltevorrichtungen an Fahr- und
Motorrädern eindeutig von den Varianten ohne technische Hilfsmittel
übertrumpft. Unser Favorit waren die Quad-Bikes (für Motorradbanausen:
vierrädrige Motorräder ;-)) beladen mit zwei Typen und zwei
Surfbrettern, wobei jeder der beiden sein Brett zwischen Oberschenkel
und Oberarmen einklemmt, so dass links und rechts vom Motorrad gut ein
Meter Surfbrett übersteht. Im Schweizer Strassenverkehr würde man
nullkommaplötzlich von der Polizei einkassiert, für verrückt erklärt und
zur Heilung in eine psychiatrische Klinik zwangseingewiesen.
Die Rückreise nach "San José" gestaltete sich etwas einfacher als die
Anreise, wobei allerdings der Unterschied lediglich darin bestand, dass
der Bus vor und nach der Fährfahrt derselbe war, da er sich mit uns
auf's Schiff quetschte.
Im bereits bekannten "Hostel Pangea" in "San José" hatten wir uns dieses
Mal nicht die "Honeymoon Suite" gegönnt, mussten aber feststellen, dass
die geringen Mehrausgaben durchaus auch einem Mehrwert entsprachen und
somit die Reisekassenstrapazierung gerechtfertigt gewesen wäre.

Da sich die Auswahl unseres nächsten Programmpunktes aufgrund unserer
akuten Unentschlossenheit und der bereits etwas fortgeschrittenen Zeit
als etwas kompliziert herausstellte, kamen wir zum Schluss nichts zu
überstürzen und weitere drei Nächte in "San José's" Superjugi zu
verbringen.
Apropos nächster Programmpunkt: dazu mehr im nächsten Eintrag...

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