Etappe rumgeschlagen hatten, war der Eintagesausflug in den "Parque
Nacional Tortuguero" gebucht. Mit "Jungle Tom Safaris" sollte es am
nächsten Tag um 6:15 Uhr ab in den "Mini-Amazonas" gehen. Die Fahrt in
den Park sollte einige Stunden dauern, gefolgt von einer Boottour durch
die Kanäle des Parks und der wiederum einige Stunden dauernden Rückfahrt
ins Hostel. Also ein ausgewachsener Tagesausflug...
Und eigentlich geschah genau das, nur dass sich das Ganze zu einem 14,5
Stunden dauernden Ausflug auswuchs und daher einige Ausschweife
angebracht sind ;-):
Wie angewiesen standen wir um 6:15 Uhr, pünktlich wie ein Schweizer
Uhrwerk, an der Rezeption des Hostels und warteten auf unseren Tourbus.
"Roberto", der Tourguide, und "Henry", unser Fahrer, erschienen dann
auch eine Viertelstunde später. Leute einsammeln dauert halt seine Zeit.
Die Fahrt von "San José" in den Tortuguero Nationalpark führte zuerst
durch den Nebelwald eines weiteren Nationalparks, dem "Parque National
Braulio Carrillo". Seinem Namen "Nebelwald" wurde dieser auch
entsprechend gerecht, denn wir konnten leider aufgrund des stockdichten
Nebels keinen Ausblick auf den "Volcán Barva" (oder wie der auch gleich
hiess...) geniessen.
Der eigentlich im Flyer für die Tour angekündigte Besuch einer
Kaffee-Plantage entpuppte sich ausserdem als Fahrt durch eben diese. Das
war aber alles nicht so schlimm, denn wir wollten ja grundsätzlich den
Dschungel des "Tortuguero" per Boot erkunden.
"Desayuno" (also das Morgenessen) war in unserem Package eingeschlossen,
darum ging's auch gleich nach Nebelwald und Kaffee-Plantage in
"Roberto's" (laut unserem Tourguide hatte das Restaurant nichts mit ihm
zu tun, aber wer weiss ;-)...), ein Cafeteria-Style Restaurant irgendwo
im Nirgendwo. Hier gab's ein leckeres Frühstück bestehend aus Früchten,
Eiern und dem unvermeidlichen "Gallo Pinto". "Gallo Pinto", was wörtlich
übersetzt soviel wie "gefleckter Hahn" bedeutet, ist eine gebratene
Mischung aus Reis und Bohnen und für Schweizer Frühstücksgewohnheiten
eher etwas speziell. Warum das Ganze allerdings "gefleckter Hahn"
heisst, blieb uns ein Rätsel, spielt aber andererseits auch überhaupt
keine Rolle, denn es schmeckte lecker und versorgte uns mit Energie um
bis zum Mittagessen durchzuhalten.
Um die lange Fahrt in den Nationalpark etwas zu verkürzen, bzw. etwas zu
unterbrechen und unsere schmerzend gesessenen Hintern etwas zu
entlasten, wurde in einer Bananen-Plantage ein Halt eingelegt.
Faszinierend den superflinken Arbeiterinnen und Arbeitern bei der Arbeit
zuzusehen. Blitzschnell wurden hier die, auf einer Art Seilbahn
angelieferten, Bananenbündel in handlichere Büschel, wie wir sie aus dem
Supermarkt kennen, zerteilt und ausserdem anhand der Grösse und Aussehen
sortiert. Die noch grünen "Schlauchäpfel" wurden dann ebenso
blitzschnell in die bekannten Bananenkisten abgepackt und im
"Chiquita"-Lastwagen verstaut. Mittlerweile dürften die an diesem Tag
verpackten Bananen bereits ihre Farbe nach Gelb oder Braun eingetauscht
haben und entweder irgendwo auf der Welt verzehrt oder dem Kompost
zugeführt worden sein.
Wen diese fruchtigen Arbeitsschritte nicht interessierten, konnte
stattdessen einem riesigen Hornkäfer beim Zuckerrohr-Schnabulieren
zusehen (oder sich von diesem auch auf's Hemd pinkeln lassen ;-)...).
In den eineinhalb Stunden, die diesem kurzen "Beine vertreten" folgten,
wurde auch der Hintergrund des "Beine vertretens" klar. Bis zum
Erreichen der Anlegestelle für den Umstieg auf das "Amazonas"-Boot,
wurden wir über eine Schotterpiste bestehend aus "Kieselsteinen" mit der
gefühlten Grösse von "Unspunnensteinen" gequält. Erstaunlicherweise war
nach diesen knapp 90 Minuten Waschbrett sogar der Anhänger noch da, wo
er beim Start der Fahrt angebracht worden war, wer hätte das gedacht...
Unsere durchgeschüttelten Knochen wurden an der Anlegestelle
zusammengepackt und ins wartende Boot verfrachtet. Mit einer gehörigen
Portion Wind in den Haaren ging's anschliessend durch die
"tortuguesischen" Kanäle. Faultiere, Brüllaffen und jede Menge Vögel
hatten sich entlang der Kanäle quasi aufgereiht um von uns abgelichtet
zu werden. "Roberto" hatte seinen Feldstecher ausgepackt und konnte uns
jeweils die schwarzen Punkte in den vorbeiziehenden Bäumen entweder als
Brüllaffe oder Faultier bekannt machen. Eigentlich hatte "Roberto" als
unser Guide seine Sache gar nicht so schlecht gemacht, wir waren
allerdings durch unsere Erfahrungen mit "Luis" auf den Galapagos Inseln
etwas voreingenommen :-)...
Nach dem Mittagessen, nach dem "gefälschten" Hähnchen vom Frühstück
gab's dieses Mal richtiges Hähnchen mit Reis, ging's zusätzlich mit
Kaimanen, riesigen Krokodilen, Spinnen und hochgiftigen Schlangen weiter.
Die Spinnen und Schlangen konnten allerdings erst auf dem kurzen
Spaziergang durch den Dschungel gesichtet werden. "Roberto" wurde
während diesem knapp einstündigen Gänse-Marsch nicht müde seine
Schützlinge auf dem richtigen Pfad zu halten, sprich in der Mitte des
Wegs, denn die Schlangen (also eigentlich diese einzige, die wir zu
Gesicht bekamen) am Wegrand waren äusserst giftig und hätten einem
seiner "Schäfchen" innerhalb weniger Stunden (bei fehlender Behandlung
in einem Spital) das Lebenslicht ausgeblasen. Man wurde zwar irgendwie
den Verdacht nicht ganz los, dass hier ein kleiner Hang zur Übertreibung
seitens des Guides vorhanden war, trotzdem war der Rückweg über den
Strand für alle Seiten eine Erleichterung :-)...
Apropos Rückweg: Die Rückfahrt zog sich etwas in die Länge. Zum Einen
hatte der jetzt voll beladene Anhänger unseres Minibusses keine Lust
mehr sich richtig an der Anhängerkupplung festzuhalten (nein, er sprang
nicht ab, aber "Henry" und "Roberto" hatten von Zeit zu Zeit was daran
rumzubasteln) und zum Anderen hatte sich Petrus einen Spass daraus
gemacht seine Wasserkübel auszuschütten und den zu durchquerenden
Nebelwald im "Parque National Braulio Carrillo" in einen ausgewachsenen
Regenwald zu verwandeln.
Gegen 21:00 Uhr hatten wir dann endlich doch noch unser Hostel erreicht
und ein weiteres Mal herausgefunden, dass eintägige Touren zu weit
entfernten Sehenswürdigkeiten nicht der Weisheit letzter Schluss sein
konnten. Wir hätten uns doch besser für die zweitägige Variante entschieden.
Für den nächsten Tag war die Weiterreise an die Karibikküste vorgesehen.
Wir hatten uns noch nicht so recht festgelegt, in welcher Ortschaft wir
unsere Zelte aufschlagen wollten, aber "Puerto Limón" würden wir auf
jeden Fall durchqueren müssen. Wir konnten ja noch nicht ahnen, was sich
da so alles ereignen sollte...
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