Unser "Handgepäck" war also um einige wichtige zumeist elektronische Bestandteile erleichtert worden. Ausserdem hatte sich "Räuber Hotzenplotz" bei einem unserer Rucksäcke die Mühe gemacht nicht nur den Reissverschluss aufzureissen, sondern auch noch sein Messer zu Hilfe zu nehmen, was den Rucksack verständlicherweise zur Quittierung seines Dienstes bewog. Da "Puerto Limón" bis auf Weiteres die letzte etwas grössere Stadt sein sollte, machten wir uns also daran Ersatzbeschaffungen zu tätigen.
Für den Fall der Fälle hatte sich in einem unserer tragbaren Wäscheschränke eine kleine Ersatz-Digicam versteckt gehalten. Diese wurde nun also hervorgekramt und das ebenfalls mitgeschleppte Ladegerät in Betrieb genommen. Nach einigen Stunden Stromsaugen, war die erste Ersatzbeschaffung bereits erledigt. Und dies ohne Geld auszugeben, wohlgemerkt :-)...
Visa-Karte und Handy-SIM-Karte waren bereits am Abend kurz nach der Untat telefonisch gesperrt worden, somit hatten wir uns noch mit Rucksack und Laptop zu befassen. Adäquaten Ersatz für einen emotionsgetränkten, mittlerweile weitgereisten Souvenir-Rucksack aus Kanada zu finden wäre definitiv ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, daher musste ein nach Weichmachern stinkender Billigstrucksack "Made in China" diese Aufgabe übernehmen. Damit wäre vielleicht auch der wertvolle Inhalt etwas getarnt...
Was den Ersatz der Internet-Maschine anbelangt, mussten wir unsere Gehirnwindungen mit einigem Hin- und Herüberlegen strapazieren. Auf der einen Seite waren wir's Leid halb Lateinamerika unfreiwillig mit Computern auszurüsten und wollten auf den Kauf eines weiteren Geräts, das uns womöglich unterwegs erneut stibitzt würde, verzichten. Auf der anderen Seite überwogen die erlebten Vorteile eines eigenen Computers, denn wie einfach war es doch unsere Fotos im Hotelzimmer auf dem Bett sitzend ins Internet hochzuladen und Blogeinträge nicht auf Besuche in "Locutorios" bzw. Internetcafes beschränkt zu verfassen... Ausserdem hatten wir mittlerweile schon damit begonnen unsere Bewerbungsunterlagen (irgendwann muss ja nach der Reise der Arbeitsalltag auch wieder beginnen :-() an verschiedene Firmen zu verschicken und waren daher beinahe darauf angewiesen fast jederzeit auf unsere Emailkonten zugreifen zu können (den Laptop können wir dann also als "Gewinnungskosten" von der Steuer absetzen, oder? ;-)).
Die Shopping-Meile von "Zitronenhafen" war glücklicherweise mit mehreren Elektronikläden gesegnet, die unser gewünschtes Computermodell im Angebot führten. Der Schweizer Preisüberwacher hätte vor Wut allerdings getobt, denn auch wenn mehrere Discounter die gewünschte Ware feilboten, so hatten sie sich doch anscheinend stillschweigend auf denselben Preis geeinigt. Da war auch nach hartnäckigem Nachfragen weder ein "Descuento" noch sonst irgendein Goodie herauszuholen. Da hiess es also auf die Zähne beissen, auch zu einem etwas zu hohen Preis zugreifen und sich auf den zeitaufwändigen Bezahlvorgang, wie wir ihn von unserer letzten Computerbeschaffung in "Guayaquil" her noch kannten, einstellen. Bevor wir allerdings zum Kreditkarten-Zücken kamen, wurde uns noch der Inhalt der Computerverpackung vorgeführt (irgendwie bekam man da den Eindruck, dass da früher irgendwelche krummen Dinger gedreht worden waren...). Alles da, nichts defekt, also ab zur Kasse im ersten Stock, währendem der Karton mit unserer Errungenschaft beim Ausgang auf uns warten sollte.
Das costaricanische Vertrauen in Kreditkarten scheint etwas besser entwickelt zu sein als in Ecuador, es dauerte auf jeden Fall nicht die befürchteten 30 Minuten, bis wir das OK für den abgeschlossenen Zahlungsvorgang erhielten und uns auf den Weg zum Ausgang machten. Durch die vorherige "wir-zeigen-euch-den-korrekten-Inhalt-der-Kiste"-Vorzeigerei etwas verunsichert, bestanden wir auf eine erneute Kontrolle des Packetinhalts, es wäre schliesslich genügend Zeit gewesen uns während der Bezahlung einen Bären aufzubinden und irgendwas auszutauschen. Einige Leser werden uns jetzt Paranoia attestieren und haben damit vermutlich recht, aber aus Erfahrung wird man bekanntlich schlauer und daher kontrolliert man besser einmal zu viel als dann mit irgendwelchem Schrott leben zu müssen...
Beim Verlassen des Geschäfts fallen Paranoia-Gefährdeten zudem allerlei komische, am Ausgang herumlungernde Gestalten als mögliche Entreissdiebe auf. Daher dreht man sich automatisch das eine oder andere Mal um, um Verfolger ausschliessen oder zumindest identifizieren zu können...
Obwohl wir ja mittlerweile auf Kosten des Hauses im "Hotel Miami" residieren konnten, waren zwei Nächte in "Puerto Limón" dann doch genug und wir machten uns auf den Weg nach "Cahuita" etwas weiter südlich. Die Busstation hatte sich gut ins Stadtbild eingefügt, daher mussten wir erst einen Einheimischen bemühen uns den Weg zu zeigen, um dann festzustellen, dass wir ja quasi schon davor standen :-)...
Der Bus hatte natürlich gerade das Weite gesucht, als wir noch am Ticketschalter gestanden hatten, darum blieb uns nichts anderes übrig als uns mitsamt Gepäck in eine der engen Sitzreihen des "Wartesaals" zu quetschen. Wir hatten ausserdem noch nicht gefrühstückt und durften so unseren Hunger nach Art "Sardinenbüchse", eingequetscht zwischen unseren Rucksäcken, stillen. Als europäische Gringos, mit riesigen Rucksäcken im Schlepptau, zieht man bekanntermassen einige Blicke auf sich. Da kommt es immer sehr gelegen, wenn sich weitere "Hellhäuter" zur Schar Wartender hinzugesellen und ihrerseits einige Blicke absorbieren...
Irgendwann tauchte dann der Bus auf und eine lange Schlange bildete sich vor der noch verschlossenen Bustür. Wir hatten uns nichts weiter gedacht, denn auf den Tickets waren Sitzplatznummern versehen. Es sollte sich etwas später zeigen, dass diese allerdings keine Bedeutung zu haben schienen... Wir waren durch eine nette Lady dazu aufgefordert worden unser Gepäck im Gepäckfach des Busses zu verstauen, hatten dies auch getan und dann mit etwas Sorge festgestellt, dass erstens das Gepäckfach nicht abgeschlossen werden konnte und zweitens, dass die Lady gar nicht zur Busgesellschaft gehörte... "Alarmstufe Rot", hatten wir schon wieder leichtfertig unser Gepäck auf's Spiel gesetzt?!
Es sollte sich herausstellen, dass alles in bester Ordnung war und wir unsere Rucksäcke komplett und in einem Stück am Zielort wiederbekommen würden. Aufgrund der allseits ignorierten Sitzplatznummern auf den Tickets war beim Besteigen des Busses auffüllen der noch verbleibenden Sitzplätze angesagt. Wir konnten uns dahingehend noch glücklich schätzen, da wir die beiden letzten Sitzplätze noch für uns beanspruchen konnten. Später zugestiegene Fahrgäste durften sich während der Fahrt von den ebenfalls zahlreich vorhandenen Snackverkäufern hin und her schubsen lassen. Die Snackverkäufer konnten mit einer speziellen Delikatesse aufwarten. Für eine Handvoll Colones gab's gekochte Schlidkröteneier als Zwischenmahlzeit, urks... Die Plastikkübel, in denen die Jungs die Eier transportierten, enthielten neben den "Beinahe"-Schlidkröten eine eklige dunkelgrüne Flüssigkeit, die nicht unbedingt sehr appetitanregend wirkte. Mal ganz abgesehen davon, dass das Einsammeln von Schildkröteneiern eigentlich verboten ist. All das liess uns dankend verzichten...
Nach gut zwei Stunden war die Strecke zwischen "Puerto Limón" und "Cahuita" abgespult und wir standen am Busterminal ebendieses "Cahuita" (dieses Mal eindeutig als Busterminal zu erkennen :-)). Eine Unterkunft war schnell gefunden, wir waren der "Hauptstrasse" folgend quasi ins "Hotel las tres Flores" reingestolpert. Von Italienern geführt und unter anderem von einem im Rollstuhl sitzenden Schweizer bewohnt, fühlten wir uns gleich wie zu Hause.
"Cahuita" wurde von LP wie folgt beschrieben: "a cool little Afro-Caribbean beach settlement" (Google Übersetzer macht daraus: "eine kühle kleine afro-karibischen Strand Siedlung") und das traf den Nagel ins Schwarze (oder so ähnlich ;-)). Neben den Einheimischen hatten sich verschiedenste Gringos unter die Einwohner gemischt. In der "In-Bar" des Dorfes "Coco's Bar" wurde zwar Reggae (zum Teil auch live) gespielt, aber mit vielen der Anwesenden konnte man sich auch im breitesten Berndeutsch verständigen. "Rico" der "berollstuhlte" Aargauer aus unserem Hotel zum Beispiel, hatte sich bereits seit mehreren Jahren während der schweizer Wintermonate (6 Monate pro Jahr :-)) nach "Cahuita" abgesetzt und hier sogar ein Haus gekauft (welches er nicht selber bewohnen konnte, weil er die Mieter nicht mehr los wurde...). "Martin" aus dem Emmental war gerade damit beschäftigt ein Baumhaus für einen Kollegen zu zimmern (obwohl man anhand seines Zustandes eher davon ausgehen musste, dass er sich mehr mit Biertrinken beschäftigt hatte anstatt Nägel ins Holz zu hämmern :-)). Einen kleinen Vorgeschmack auf die Heimat konnten wir auch bei "Bratwurst und Kartoffeln" in "Rico's" Lieblingsrestaurant, natürlich mit Schweizer Besitzer und Koch in Personalunion, erhaschen.
Der ans Dörflein angrenzende "Parque Nacional Cahuita" beschäftigte uns mit seinen malerischen Stränden und seinem tropischen Regenwald problemlos für einen ganzen Tag. Nachdem wir Kapuzineraffen bei einer der beiden Flussdurchquerungen beinahe hatten unsere Tasche klauen lassen, von einem davonhuschenden Waschbären nur noch den zebramässig geringelten Schwanz gesehen und einem faulen Ameisenbär bei seinem Mittagsschlaf zugesehen hatten, wollte sich auch Petrus wiedermal bei uns bemerkbar machen und öffnete seine Schleusen. Glücklicherweise waren wir zu diesem Zeitpunkt bereits am Ende unserer Entdeckungsreise angelangt und konnten uns vor der Rückfahrt mit dem Bus ein "kühles Blondes" in einer nahe gelegenen Bar (mit ausgestellter Tarantel) genehmigen. Obwohl der "Parque Nacional Cahuita" laut LP einer der meistbesuchten Parks in Costa Rica sei, waren wir die meiste Zeit alleine unterwegs gewesen. Die paar angetroffenen Mittouristen hatten das Urwald-Feeling glücklicherweise keineswegs beschädigt.
Nachdem wir uns die "Playa Negra", also den schwarzen Strand, angesehen und uns im "Kino" von "Cahuita", einem Restaurant mit Grossleinwand wo illegal vom Internet heruntergeladene Hollywood-Blockbuster gezeigt wurden, auch "avatarmässig" auf den neusten Stand gebracht hatten, wurde es langsam Zeit einen weiteren Schritt Richtung Panama unternehmen und "Puerto Viejo de Talamanca" anzusteuern...
Der Schritt bestand aus einer kurzen, einstündigen Busfahrt (dieses Mal wanderte das Gepäck mit uns in den Bus) und liess uns für einige Nächte im Hostel "Pura Vida" Unterschlupf finden. Nachdem "Cahuita" quasi die Schweizer Hochburg gewesen war, hatten in "Puerto Viejo" die Germanen die gringotechnische Überhand. Neben unserem Hostel wurde in allerhand anderen Unterkünften und Restaurants Deutsch gesprochen (durchaus zwischendurch eine nette Abwechslung zum Spanischen :-)).
"Puerto Viejo" dürfte sich angesichts der von jedem benutzten Fahrräder durchaus als "Veloville" bezeichnen (ganz im Gegensatz zu "Münsingen" im Berner Aaretal, das zwar mit diesem Slogen wirbt, aber eher für seine Staus bekannt ist ;-)). Wir mussten uns also quasi auch eines dieser Gefährte vom Typ "Beach Cruiser" ausleihen und machten uns entlang der Küstenstrasse auf nach "Manzanillo". Die eineinhalb Stunden Strampeln entlang der malerischen karibischen Strände machten sich trotz fettem Komfortsattel als Popo-Schmerz bemerkbar. Aber da half auch Jammern nichts, denn der Weg zurück musste wohl oder übel auch noch unter die Pobacken bzw. Räder genommen werden :-)...
Der am nächsten Tag, ebenfalls per Beach-Cruiser, unternommene Schnorchelausflug sollte sich hingegen als nicht allzu lohnenswert herausstellen. Zwar war der ausgesuchte Strand am "Punta Uva" wie seine Nachbarn malerisch, aber mit unserer vom Hostel ausgeliehenen, sich in einem Zustand von beinahe unbrauchbar befindenden Schnorchelausrüstung machte das Rumpaddeln in der trüben Brühe (wir neigen etwas zur Übertreibung :-)) wenig Spass (ach wir sind aber auch verwöhnt vom Schnorcheln auf den Galapagos Inseln, seufz :-)).
Panamá wartete auf uns und von "Puerto Viejo" sollte es eigentlich nicht allzu weit sein bis zu unserem nächsten Ziel, "Bocas del Toro" ganz im Nordwesten von Panamá. Wir hatten uns erst überlegt, die Strecke auf eigene Faust mit dem ÖV hinter uns zu bringen, wurden aber an der Rezeption unseres Hostels darauf hingewiesen, dass die Shuttles nach "Bocas" nur unwesentlich mehr kosten und um einiges angenehmer seien. Man müsse nicht einmal am Zoll aussteigen um sich die Stempel zu besorgen, das würde unser Fahrer erledigen, während wir im klimatisierten Bus, ganz König Kunde, gemütlich warten würden.
Dass man auch österreichischen Rezeptionistinnen nicht immer alles glauben darf, sollte sich noch herausstellen...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen