die karibische "easy-going" Mentalität wohl schon angenommen, bevor wir
uns überhaupt auf den Weg gemacht hatten. Auf jeden Fall waren wir
bereits etwas spät dran und wussten eigentlich noch nichts über unser
geplantes Ziel "Puerto Limón". Im Bus unterwegs füllte LP unsere
Wissenslücken und klärte uns über die Situation in dieser nicht sehr
freundlichen Stadt auf.
Noch im Bus hatten wir also den Entschluss gefasst gleich nach
"Cahuita", etwas weiter südlich, weiterzufahren. Die Fahrt in den
"Zitronenhafen" wollte allerdings kein Ende nehmen und dauerte,
wahrscheinlich wiedermal aufgrund des aufgekommenen Regens, länger als
eigentlich angenommen. Es war also bereits nach 16:00 Uhr und wir hatten
keine Ahnung wie lange die Fahrt nach "Cahuita" dauern würde. Da uns
ausserdem der Regen in die Quere gekommen war, entschieden wir uns eine
Nacht in "Puerto Limón" zu verbringen und erst am nächsten Morgen
weiterzufahren.
Grosser Fehler, denn was sich in den nächsten paar Stunden abspielen
sollte, erinnerte uns entfernt an vor nicht allzu langer Zeit bereits
Erlebtes...
Wie üblich warteten bereits am Busterminal die "Touristen-Jäger" der
verschiedenen Hotels auf fette Beute. Wir hatten uns allerdings im LP
bereits das Hotel unserer Wahl ausgesucht und daher alle Angebote
ausgeschlagen. Am Ausgang des Terminals wurden wir von einem äusserst
hartnäckigen Typ über die Transportmöglichkeiten in der Stadt
aufgeklärt. Obwohl wir seine Dienste eigentlich nicht in Anspruch
genommen hatten, war er der Meinung uns ein Trinkgeld abknöpfen zu
wollen. Damit er sich wenigstens noch etwas anstrengen musste,
überzeugten wir ihn uns zum "Hotel Miami" zu führen, unserer
ausgesuchten Unterkunft für die Nacht.
Im Hotel angekommen war die Rezeptionistin bereits mit anderen
eincheckenden Gästen beschäftigt, wir mussten also warten. Irgendwann
waren wir die Reihe dann an uns und uns wurde verkündet, dass nur noch
ein Zimmer mit drei Betten frei sei, die Nummer 29. Wir füllten also die
nötigen Zettel für das Einchecken in dieses Zimmer aus, als plötzlich
das Telefon der Rezeption klingelte und die Rezeptionistin feststellte,
dass sie dieses Zimmer für den Anrufer reserviert hatte und jetzt für
diesen benötigte. Sie hätte aber jetzt (auf einmal?) doch noch ein
Doppelzimmer für uns, die Nummer 25. Ok, auch gut (oder auch nicht so
gut, wie sich später herausstellen sollte...).
LP hatte "Puerto Limón" puncto Sicherheit nicht gerade mit Lob
überhäuft, wir waren daher erleichtert festzustellen, dass das "Hotel
Miami" mit einem massiven, elektrisch verschlossenen Tor am Eingang und
diversen Überwachungskameras ausgestattet war. Die Chance, dass sich so
jemand ungebetenes im Hotel rumtreiben konnte schien relativ klein zu
sein...
Wir hatten gerade erst unser Zimmer bezogen, als das Telefon im Zimmer
plötzlich klingelte. Der Typ am anderen Ende wollte wissen, ob wir uns
eine Cola aufs Zimmer bestellt hatten, was natürlich nicht stimmte. Kurz
nachdem wir das Telefon wieder aufgelegt hatten, klingelte es erneut.
Wieder war derselbe Typ am Apparat und dieses Mal stellte er fest, dass
wir keine "Ticos", also Costaricaner, seinen. Komisch, sehr komisch...
Es gibt Situationen in denen man von einem Gefühl beschlichen wird, dass
da irgendwas nicht ganz mit rechten Dingen zu und her geht, man aber den
Grund für diese Zweifel nicht in Worte oder konkrete Massnahmen ummünzen
kann. Dies war genau so eine Situation. Irgendwas war nicht sauber, aber
es reichte nicht ganz aus um "Alarmstufe Rot" auszulösen.
Unsere Mägen hatten mehr Erfolg mit "Alarmstufe Rot", darum machten wir
uns auf etwas Essbares aufzutreiben. "Pizza Hut" hatte nach kurzem unser
Interesse geweckt. Pizza "american-style" war angesagt.
Fast-Food hat ja bekanntlich die Eigenschaft recht schnell bestellt,
geliefert und verzehrt zu sein, also waren wir bereits nach weniger als
einer Stunde wieder auf dem Weg zurück in unser Hotel. Mehr als den
direkten Weg zum Hotel wollten wir uns in dieser Stadt zu nächtlicher
Stunde nicht zumuten, also waren wir kurze Zeit später wieder zurück im
Hotel.
Interessanterweise hatte sich die Rezeptionistin unsere Zimmernummer
merken können und streckte uns bereits bei der Annäherung zur Rezeption
den Schlüssel zum Zimmer 25 entgegen (wieder etwas komisch...). Nachdem
wir die Tür zu unserem Zimmer geöffnet hatten war sofort klar, dass sich
jemand an unseren Sachen zu schaffen gemacht hatte, denn unsere beiden
kleinen Rucksäcke waren offen!!
Es sollte sich herausstellen, dass die ungebetenen Gäste in unserem
Zimmer ganze Arbeit geleistet hatten. Unser erst vor drei Wochen
erstandener Laptop (man erinnere sich an die erste "Raubepisode" und das
Beschaffungstheater in "Guayaquil"), Cöry's Digicam (zum Glück nur mit
einigen wenigen Bildern vom "Parque Nacional Tortuguero") und Handy,
sowie unsere, bis auf diverse Karten, leeren Portemonnaies waren weg.
Die Einbrecher schienen genau zu wissen, wonach sie suchten, denn
glücklicherweise liessen sie unsere Pässe unbehelligt. Sie hatten sich
ausserdem lediglich unsere kleinen Rucksäcke vorgenommen. Anscheinend
wussten sie ganz genau, dass nur da etwas wertvolles zu finden war.
Erst kam der Verdacht auf, dass die Rezeptionistin etwas mit dem
Verschwinden unserer Sachen zu tun haben könnte, sie war dann allerdings
erstaunlich kooperativ, so dass dieses Verdachtsmoment etwas an Gewicht
verlor. Sie hatte ausserdem von drei Gästen berichtet, die ihr etwas
verdächtig vorgekommen waren, da sie allesamt mit Rucksäcken
ausgestattet das Hotel für's Abendessen verlassen hatten (und natürlich
nicht zurückgekehrt waren). Interessanterweise waren diese Typen der
Grund, warum wir noch beim Einchecken von Zimmer 29 nach Zimmer 25
wechseln mussten.
Der "Zufall" (?) wollte es, dass der chinesische Manager des Hotels
gerade für eine Woche unterwegs und daher abwesend war. Ausserdem hatte
auch unsere Rezeptionistin am nächsten Tag ihren freien Tag... Sie
erlaubte uns allerdings das Video der Überwachungskamera am Eingang des
Hotels anzuschauen. So konnten wir uns ein Bild von den drei
Verdächtigen, die sie erwähnt hatte, machen. Und tatsächlich schien es,
dass einer dieser Typen uns gefolgt war, als wir das Hotel für's
Abendessen verlassen hatten. Sobald wir uns im Restaurant hingesetzt und
bestellt hatten, war er zurückgekehrt und die "Ausräumaktion" war
gestartet worden. Dummerweise war es nicht möglich unseren Zimmereingang
auf den Überwachungskameras zu sehen. Zum Einen war die Kamera
entsprechend schlecht positioniert und zum Anderen hatte die
Rezeptionistin keine Ahnung wie das Programm der Überwachungskameras zu
bedienen sei und konnte uns daher nur die Bilder der Eingangskamera
zeigen. Trotzdem konnten wir uns damit einen groben Ablauf der
Geschehnisse zusammenschustern.
Mit dieser Information machten wir uns auf zum Polizeiposten, um nach
Ecuador bereits zum zweiten Mal eine "Denuncia" aufzugeben. In diesem
Fall wurde die Anzeige etwas seriöser genommen und nach gut einer Stunde
war der vierseitige Bericht abgefasst. Der Polizist versprach noch am
selben Abend seine Kollegen vorbeizuschicken um unser Zimmer zu auf
Spuren zu untersuchen und mit der Rezeptionistin zu sprechen. Mit einem
weiteren Polizeibericht für unsere Versicherung unter dem Arm machten
wir uns also wieder auf den Rückweg zurück zum Hotel.
Gegen Mitternacht, wir waren mittlerweile zu einer Art VIP-Gästen
aufgestiegen, die nicht für ihre Übernachtungen bezahlen müssen (der
Manager schien sich etwas zu genieren, dass sowas in seinem Hotel
passieren konnte), trafen die "Freunde und Helfer" in unserem Hotel ein
und untersuchten den Tatort. Es stellte sich heraus, dass die Einbrecher
die Tür mit einem Schraubenzieher oder Messer aufgehebelt hatten (sehr
einfach, bei der Qualität der costaricanischen Türen und Schlösser). In
ihrem Zimmer fanden die Ermittler zudem eine weggeworfene
Identitätskarte eines der Typen. Laut der ID handelte es sich um
Panamesen (obwohl die Echtheit des Ausweises natürlich bezweifelt werden
darf).
Es ist anzunehmen, dass mit diesem Besuch der Polizei der Fall "Robo en
la habitation 25 del hotel Miami", oder zu Deutsch "Raub im Zimmer 25
des Hotels Miami", ad acta gelegt und in einem Aktenschrank den
Verstaubungstod sterben wird. Aber wenigstens wurde den betroffenen
Touristen der Eindruck gegeben dieser Vorfall würde ernsthaft bearbeitet.
Wir werden sehen, ob wir dazu irgendwann mal irgendwas erfahren werden
(Zweifel sind angebracht)...
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