Das Shuttle hätte uns gegen Viertel nach Eins am Hostel abholen sollen,
aber wir sassen auch 15 Minuten später noch im Garten vor der Rezeption.
Bei der telefonischen Nachfrage durch die erwähnte Österreicherin an der
Rezeption sollte sich herausstellen, dass sich der Fahrplan geändert
hatte und wir nicht vergessen worden waren (was anscheinend früher mit
anderen Gästen schon passiert war...). Eine weitere halbe Stunde später
war's dann auch soweit und wir konnten den (tatsächlich) klimatisierten
Shuttle-Minibus besteigen. Zusammen mit zwei US-amerikanischen Touristen
ging's ab in Richtung "Sixaola" zum Grenzübergang nach Panamá.
Hier war dann erstmal Schluss mit Komfort und das Gepäck musste
gebuckelt werden. Zu Fuss, von wegen im klimatisierten Shuttle sitzen
bleiben ;-), ging's zur costaricanischen Migration um den benötigten
Ausreisestempel zu ergattern. Man würde gemeinhin annehmen, dass die
Ausreise aus einem Land eine einfache und daher kurze Sache sei.
Anscheinend galt das für Costa Rica nur beschränkt. Wir stellten uns
also ans Ende der bereitstehenden Menschenschlange und warteten bei
schweisstreibenden Temperaturen mit 20 Kilogramm Gepäck am Rücken bis
wir an der Reihe waren. Es dauerte immerhin gut 30 Minuten, bis die
schätzungsweise zehn Leute (uns eingerechnet) für ausreisefähig befunden
und mit einem entsprechenden Stempel im Pass ausgerüstet waren.
Brücken sind bevorzugte Grenzübergänge in Lateinamerika und auch in
"Sixaola" sollte das nicht anders sein. Der einspurigen Stahlbrücke mit
ihren lose aneinandergelegten Holzplanken als Fahrbahn hätte wohl kaum
ein Europäer die tonnenschweren Lastwagen zugetraut, die sich hier vom
einen ins andere zentralamerikanische Land quetschten. Trotzdem schien
die rostzerfressene Konstruktion zu halten was sie anhand ihres
Aussehens wohl kaum zu versprechen wagte...
Kaum hatten wir wieder "sicheren" Boden unter unseren Füssen, wollte
auch gleich die panamesischen Einwanderungsbehörde unsere Papiere
kontrollieren und ihre Spuren in ebendiesen hinterlassen. Obwohl das
Plakat am Schalterhäuschen ausdrücklich verlangte, dass Einreisende ein
Rückreiseticket und genügend finanzielle Mittel für den Aufenthalt im
Land vorzuweisen hätten, wurden wir unausgefragt mit dem gewünschten
Einreisestempel ausgerüstet und konnten unsere Shuttle-Reise nach "Bocas
del Toro" weiterführen. Wir bestiegen allerdings ein anderes Gefährt,
denn der vorher benutzte Minibus schien keine Lust auf panamesische
Strassen zu haben und war in seinem Heimatland Costa Rica geblieben.
Eine kurze Fahrt brachte uns nach "Almirante", wo auf's Wassertaxi
umgestiegen wurde, denn "Bocas del Toro" besteht aus einer Gruppe von
Inseln, und Inseln sind ja bekanntermassen selten auf dem Landweg
erreichbar. Mit gefühlten einigen hundert Pferdestärken im Rücken ging's
recht flott an Mangrovenwäldern, vor sich hin rostenden, ausser Betrieb
gesetzten Kähnen und der einen oder anderen Stelzensiedlung vorbei nach
"Bocas del Toro". Verwirrenderweise heisst die Provinz gleich wie das
Inselarchipel und dieses auch noch gleich wie der Hauptort, nämlich
"Bocas del Toro". Wir waren also im Städtchen "Bocas del Toro" auf der
"Isla Colón" in der Inselgruppe "Bocas del Toro" in der Provinz "Bocas
del Toro" angelangt und machten uns auf den Weg das "Hostel Olas de la
Madrugada" ausfindig zu machen. Unterwegs hätten wir bereits mehrere
andere Unterkünfte beziehen, Bootstouren buchen und
bewusstseinserweiterndes Grünzeug kaufen können, die fliegenden
Verkäufer waren also auf Trab :-).
Das Hostel entpuppte sich als gelb-blaues Stelzenholzhaus mit
wunderbarem Ausblick aufs Wasser und den Yachthafen. Im Preis der
Übernachtung war "das beste Frühstück von Bocas" inbegriffen.
Tatsächlich konnte aus allerlei Varianten von Toast, Eiern in jeder
erdenklichen Form über Omelettes, Pancakes, Frenchtoast und Brot mit
Marmelade das gerade passende ausgesucht und mit bereits erwähnter
Aussicht schnabuliert werden. Mit der Ausserordentlichkeit des
Frühstücksangebotes konnte das Bedienpersonal auch, aber leider nur im
negativen Sinne mithalten. Wenn nach längerem hungrigen Warten dann
irgendwann doch noch die Frühstückskarte vorbeigebracht wurde, konnte
man bereits am Gesichtsausdruck der Servierdame unschwer erkennen, dass
Arbeit etwas Böses ist und speziell an der panamesischen Karibikküste
absolut keinen Spass macht. Vielleicht lag's aber auch daran, dass es
relativ schwierig ist ein Trinkgeld abzuzocken, wenn die servierte Ware
umsonst ist. Die betroffene Servierdame hatte auf jeden Fall noch nicht
herausgefunden, dass Freundlichkeit und die Höhe des erhaltenen
Trinkgeldes in einer bestimmten Relation zu einander stehen... Es sollte
sich im Verlauf unseres Aufenthaltes herausstellen, dass auch andere
Servierdüsen noch nicht hinter dieses Geheimnis gekommen waren und daher
mit versteinerten "Zwanzig-nach-Acht"-Minen den Gästen "den Frass
vorwarfen"...
Abgesehen von arbeitsunwilligem Servierpersonal hatte "Bocas del Toro"
noch weitaus erfreulichere Dinge zu bieten:
Mit dem Wassertaxi ging's zum Beispiel auf die "Isla Bastimentos" wo uns
nach einem 40-minütigen "Dschungeltreck" (in Flip-Flops natürlich :-))
die wunderschöne "Wizard Beach" erwartete. Glück für uns, dass es die
letzten paar Tage nicht geregnet hatte, denn sonst hätten sich unsere
Flip-Flops vermutlich zu den bereits zahlreich im eingetrockneten
Schlamm steckenden Fussbekleidungen gesellt und wir hätten den Rückweg
"nackten Fusses" in Angriff nehmen müssen.
"Bocas" ist ausserdem bekannt fürs Tauchen und Schnorcheln. Schnorcheln
war ja bereits auf den Galapagos Inseln schwer angesagt gewesen und
Tauchen hatten wir uns während unserem Reislein eigentlich auch
vorgenommen gehabt. Also machten wir uns auf den Weg die Tauchbasen der
Region abzuklappern (geht allerdings recht zügig, bei zwei Anbietern
;-)). Der erste Shop machte einen etwas zweifelhaften Eindruck. Zum
Einen wollte man uns gleich den teuersten Ausflug zum "Tiger Rock"
andrehen und zum Anderen schien auch hier die Arbeitsmoral eher
schlampiger Art zu sein.
Wir entschieden uns dann also der Empfehlung unseres treuen Beraters LP
zu folgen und bei "Starfleet" für einen Tauchtrip anzuheuern. Der erste
Eindruck hatte das Prädikat "sieht professionell aus" erhalten, es kann
aber bekanntlich vorkommen, dass der erste Eindruck etwas zu täuschen
vermag...
Bereits die Materialvergabe darf getrost in die Schublade "Chaos"
eingeordnet werden. Kunden und Personal liefen auf der Suche nach
passendem Material wie die Hühner auf dem Hof kreuz und quer
durcheinander. Es war "zum-sich-in-den-Allerwertesten-beissen"! Es
grenzte beinahe an ein Wunder, dass schlussendlich tatsächlich jeder mit
entsprechendem Gerümpel ausgestattet war. Gerümpel ist im Bezug auf die
Qualität des Materials auch keineswegs das falsche Wort. Die Flossen
schienen vor Alter bereits keinen Jahrgang mehr zu haben und die Löcher
der Tauchanzüge hätten einem Emmentaler Käse bedeutend besser zu Gesicht
gestanden als der isolierenden Neoprenhaut.
Auch der Divemaster schien entweder mit dem falschen Fuss aus dem Bett
gestiegen zu sein oder aber das Problem der fehlenden Arbeitsmotivation
seiner servierenden Landsfrauen zu teilen. Er hatte dem hirnrissigen
Materialverteiltreiben anteilnahmslos zugeschaut und sich stattdessen
seiner eigenen Ausrüstung gewidmet. Zwar hatte er noch bemerkt, dass wir
nach mehr als einjähriger Tauchpause eigentlich mit einem Check-Dive
hätten starten sollen, das schien ihm dann aber trotz allem ziemlich
egal zu sein (uns war's auch egal, wir hätten uns schon zur Wehr
gesetzt, wenn wir einen Tauchauffrischer benötigt hätten :-)). Ein
kurzes Briefing vor der Abfahrt liess er gekonnt bleiben und schaffte es
dann aber tatsächlich doch noch sich mit Namen vorzustellen, bevor der
Motorenlärm überhand nahm.
"Sha She" war der Name des ersten Tauchplatzes, den wir nach gut 10
Minuten Fahrt erreichten, nachdem unser "Hilfskapitän" kurz den Motor
beim Überfahren einer Boje gekillt hatte. Nach einem kurzen Briefing
über den Tauchgang (ja, der Divemaster hatte sich tatsächlich dazu
durchringen können :-)) wurde das Material angeschnallt und los ging's
mit der Erkundung der Unterwasserwelt von "Bocas del Toro". Es sollte
sich herausstellen, dass "Bocas del Toro" (oder zumindest die besuchten
Tauchplätze) nicht unbedingt mit übermässigem Fischreichtum gesegnet
ist, allerdings wurden wir mit allerlei Korallen in allen erdenklichen
Farben und Formen verwöhnt. Staunend pressluftatmend paddelten wir also,
wie die Entlein ihrem Entenmami, knappe 50 Minuten unserem Divemaster
hinterher bis es Zeit wurde die leergekeuchten Tauchflaschen
auszutauschen und den zweiten Tauchplatz anzufahren.
Beim "Hospital Point" wurde nach einer kurzen Wartezeit das ganze
Programm von vorne gestartet und erneut knapp 50 Minuten im recht klaren
Blau herumgestaunt.
Zurück an der Tauchbasis war dann erneut Initiative gefragt, denn
"Tauchmeister" hielt es nicht für nötig die Rückgabe des Materials zu
organisieren. Eigentlich hätten wir alles irgendwo auf einem Haufen
deponieren und uns davon stehlen sollen, aber unsere Kinderstube verbot
uns das ;-). Nach bestem Wissen und Gewissen verstauten wir also das
verwendete Material und machten uns aus dem Staub, nachdem wir vom
Divemaster tatsächlich noch die Infos zu den Tauchgängen für's Logbuch
erhalten hatten.
Fazit: Tauchgänge Ok, Tauchbasis mangelhaft! "Starfleet" in "Bocas del
Toro" werden wir auf keinen Fall irgendwem weiterempfehlen!
Unser letzter Tag in "Bocas" war angebrochen und wir hatten uns dafür
entschieden an einer der unzähligen angebotenen Bootstouren
teilzunehmen. Dumm nur, dass wir uns nicht zuvor über den Beginn dieser
Touren informiert hatten... Gegen Mittag (wir befinden uns schliesslich
im Urlaub und da darf man auch mal etwas länger in den Federn bleiben
;-)) erkundigten wir uns also erwartungsvoll nach den möglichen Touren,
als uns mitgeteilt wurde, dass all diese Ganztagestouren bereits um neun
Uhr morgens starteten. Also wurde nichts aus dem angestrebten Besuch bei
den Delfinen und wir endeten erneut auf der "Isla Bastimentos", dieses
Mal allerdings am "Red Frog Beach". Zwar sind alle Strände in Panamá
öffentlich, der Zugang zum Strand führte allerdings durch ein Resort.
Entsprechend musste eine Anlegegebühr am Yachthafen und eine
Zutrittsgebühr abgedrückt werden um überhaupt zum Strand der roten
Frösche zu gelangen. Im Gegensatz zum Dschungeltreck zum "Wizard Beach"
war hier eine Landstrasse Verbindung vom Hafen zum Strand und so dauerte
die Wanderung mit zehn Minuten entsprechend weniger lange. Der Name "Red
Frog Beach" kommt natürlich nicht von Ungefähr. Zwar hüpfen die winzigen
Viecher nicht direkt am Strand herum, aber findige einheimische Jungs
haben das Geschäftspotential erkannt und zeigen den Touristen gegen ein
kleines Entgelt gern die eingefangenen Tierchen.
Der Strand selbst musste sich nicht hinter "Wizard Beach" verstecken,
kein Wunder war hier ein Resort erstellt worden...
Für die Weiterfahrt von "Bocas del Toro" wollten wir eigentlich erneut
auf einen Shuttle-Service in Anspruch nehmen, das stellte sich
allerdings als nicht ganz so einfach heraus. Der Shuttle nach "Boquete"
würde nur fahren, wenn mindestens vier zahlungswillige Passagiere zu
transportieren wären. Also mussten wir mit dem ÖV Vorlieb nehmen. Das
sollte sich erneut als nicht ganz sorgenfrei gestalten...
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