wir die 27 Dollar 75 Cents Ausreisegebühr pro Person am "Banco de
Guayaquil"-Schalter abgedrückt hatten (wow, hier muss man sogar für's
Ausreisen in die Tasche greifen!?). Würden wir als
"Ausschaffungshäftlinge" enden oder einfach unbemerkt durchs
Kontrollnetz an der Grenze schlüpfen? Das Wettbüro war geöffnet und hohe
Einsätze waren im Spiel (z.B. zwei Flugtickets nach Barbados...).
Die erste Etappe sollte uns in gut zwei Stunden von "Guayaquil" nach
"Panamá City" bringen. Eine Stunde Umsteigezeit später würde dann der
spannende Teil der Reise beginnen, indem uns ein weiterer COPA-Flieger
in etwas mehr als einer Stunde an unseren Zielort "San José" in Costa
Rica bringen sollte. Die ganze Fliegerei funktionierte auch tatsächlich
ohne Zwischenfälle und etwas nach sieben Uhr Abends hatten wir
costaricanischen Boden unter unseren Füssen. Die Frage war nur noch:
Würden wir auch der Passkontrolle standhalten oder schlussendlich wie
Tom Hanks in "Terminal" als Terminalzigeuner enden?
Die modernen Passkontrollkabäuschen, im Stil US-amerikanischer
Flughäfen, schienen nichts Gutes zu verheissen. Die Schlange an
nordamerikanischen Touristen im Rentenalter, die sich interessanterweise
vor uns aus dem Flieger "geschlichen" hatten (Berner sind halt doch
etwas langsam ;-)...), wurde immer kürzer und der Moment der Wahrheit
kam daher immer näher.
Schlussendlich wurden wir an einen der Schalter heranzitiert und nach
unseren Pässen gefragt. Den obligaten Einreisezettel mit allerlei
Angaben zu Name, Vorname, Geburtsdatum, usw. (Kenner Schweizer Pässe
werden sich zurecht am Kopf kratzen und monieren, dass alle diese
Angaben auch maschinenlesbar im Pass stehen würden :-)) hatten wir
bereits im Flugzeug vollgekritzelt und als mitdenkende
Grenzübergang-Veteranen vorsorglich in den Pass gelegt. Der überaus
nette Grenzbeamte kontrollierte unsere Papiere, verpasste uns den
benötigten Einreisestempel und entliess uns mit einem freundlichen
"Buenas Noches" in sein wohlbehütetes, zentralamerikanisches Land. Der
Begriff "Rückreiseticket" war nichtmal ansatzweise über seine Lippen
gekrochen. All die in schlaflosen Nächten einstudierten, ins Spanische
übersetzten Erklärungsversuche, die zitternden Knie und das
stressbedingt übermässig ausgeschüttete Adrenalin waren also für die
Katz, weil absolut unnötig gewesen!
Am Gepäckband hatten unsere Rucksäcke wohl bereits einen Anflug von
Drehwurm, denn die Warterei an der Grenzkontrolle hatte doch einige
Minuten in Anspruch genommen und unseren tragbaren Wohnzimmern einige
Umgänge beschehrt. Immerhin hatte es unser Gepäck mit uns bis nach Costa
Rica geschafft, was bei einer Umsteigezeit von nur knapp einer Stunde in
"Panamá City" keineswegs als Selbstverständlichkeit angenommen werden
darf...
Costa Rica wird gemeinhin auch als "Schweiz Zentralamerikas" bezeichnet.
Dass dies nicht von ungefähr kommt, durften wir spätestens an der
Taxistation erfahren. Die Fahrt ins Zentrum der Stadt sollte
unglaubliche 25 Dollar kosten! Da sich die Sonne bereits vom Himmel
verabschiedet und der Dämmerung Platz gemacht hatte und "San José" nicht
unbedingt mit dem Attribut "sicher" gesegnet ist, mussten wir wohl oder
übel in den sauren Apfel beissen. Am Touristenschalter vor der
(inaktiven) Gepäckkontrolle am Ausgang des Flughafens, hatten wir uns
ein Zimmer im "Hostel Pangea" organisiert. Auch die Preisangabe der
Unterkunft liess uns etwas leer schlucken und mit wässrigen Augen an die
Zeiten in Bolivien zurückdenken, aber schlussendlich war um diese
Uhrzeit ein sicherer Liegeplatz prioritär zu behandeln. Mit den
finanziellen Schäden konnten wir uns auch am nachfolgenden Tag noch
beschäftigen :-).
Bei der Ankunft im Hostel sollte sich schnell herausstellen, warum wir
52 $ aus unserem Reisekässeli ins Hostelkässeli transferieren sollten.
Wir hatten unwissentlich telefonisch die "Honeymoon Suite" gebucht (zu
unserer Verteidigung: es war auch kein anderes Doppelzimmer mehr frei).
King-size Bett, HD-Flachbildschirm mit Satelliten-TV und eine vom Bett
aus einsehbare Dusche (oha ;-)...) kosten verständlicherweise etwas
Extra und immerhin hatten wir uns nicht die "Presidential Suite" für
sagenhafte 65 $ aufschwatzen lassen...
Das "nette" Zimmer und das auch sonst überaus coole Hostel trugen dazu
bei, dass wir nicht bereits nach einer Nacht in Costa Rica's Hauptstadt
wieder das Weite suchten. Zwar hatte die Stadt selber ausser einer
verlockenden Einkaufsstrasse (beinahe Surfshop an Surfshop...) und ihrem
zweifelhaften Ruf bezüglich nächtlicher Sicherheit wenig zu bieten, aber
dank gratis Internet, Pool, Bar und Restaurant mit Aussicht über die
"Skyline" der Stadt gleich in unserem Hostel, konnten wir uns hier
trotzdem einige Tage um die Ohren schlagen. Abgesehen davon hatten wir
sowieso noch absolut keine Ahnung, was denn in Costa Rica für
Sehenswürdigkeiten auf uns warten würden. Alleine die schiere Anzahl an
Nationalparks mit ihrer einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt machte
unsere Routenplanung nicht eben einfacher.
Nach dem Motto "Stick to the highlights" oder auf Deutsch "Nur das Beste
ist gut genug" hielten wir uns vorerst an die Top-5 aus unserem
Reiseführer. Nachdem wir uns schweren Herzens von unserem, trotz seiner
kleinen Mängel und Unzulänglichkeiten, lieb gewonnenen "Lonely Planet
Südamerika" getrennt hatten durfte sich der jungfräuliche "Lonely
Planet: Central America" das erste Mal beweisen.
Die Surfshops der Einkaufsstrasse "San José's" hatten bei der Definition
des ersten Stopps auf costaricanischem Boden kräftigen Einfluss. Kein
Wunder also, dass unser erster Abstecher die Strände der
Nicoya-Halbinsel zum Ziel hatte, denn die gerade frisch erstandenen
Board-Shorts sollten so schnell wie möglich ihrem eigentlichen Zweck
zugeführt werden...
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