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Donnerstag, 17. Dezember 2009

Salt(z)a: Salta, Salzseen und gesalzene Preise

"Salta" erreichten wir etwas unvorbereitet, d.h. wir hatten uns noch keine Unterkunft ausgesucht. Daher liessen wir uns gleich nach dem Aussteigen aus dem Bus von einem der "Tourstenjäger" eines Hostels ein Bett für die Nacht aufschwatzen. Die Taxifahrt zum Hostel war bereits im Preis der Übernachtung inbegriffen (die 5 Minuten Fussweg hätten wir zwar auch noch geschaft, aber egal :-)), was bei dem günstigen Preis doch eher überraschte. Günstige Übernachtungspreise haben häufig einen Haken, hier in der Form eines einer Banane oder auch Badewanne gleichenden Bettes. Diese sind in Hostels zwar keine Seltenheit, aber dieses hier verdient schon eine extra Erwähnung, denn die Schaumstoffmatraze hätte in einem Horrorfilm mit dem Titel "Schaumi, die Mördermatraze" die Hauptrolle spielen können. Sie war so weich, dass sie einem beim Hinlegen fast vollständig verschluckte.

Nach einer überraschend erholsamen Nacht, war trotzdem ein Unterkunftswechsel angesagt. Bei Laura und Daniel in der "La casa de la linda" wurden wir herzlichst aufgenommen und über die nächsten Tage mit Ausflugs- und Restauranttipps eingedeckt.
Wir waren beinahe etwas traurig, als der Abschied nahte und wir uns aus dieser familiären Umgebung und von unseren liebgewonnenen Gastgebern loslösen mussten.
Aber halt, der Reihe nach!!

Den ersten Tag in einer neuen Stadt verbringt man in den allermeisten Fällen damit, sich mit der Umgebung bekannt zu machen, hier und da wird ein architektonisches Meisterwerk oder ein netter Park abgelichtet und man versucht sich die nächsten Tage des Aufenthalts zu verplanen. Wie bereits erwähnt halfen unsere Gastgeber bei zweiter Tätigkeit mit ihren Tipps tatkräftig mit und so waren die vier Tage im Nu verplant (wir hätten auch problemlos noch einige Tage länger bleiben können, uns wäre wohl nicht langweilig geworden...).

Nachdem Kathedrale, Kirche, Plaza 9 de Julio, Kloster, usw. im Kasten waren, ging's am zweiten Tag darum wieder etwas Bewegung in die müden Glieder zu bekommen. Da Salta's Hausberg, der "Cerro San Bernardo", durch schweizer Ingenieurskunst seilbahnmässig perfekt erschlossen war, beschränkten wir uns darauf den etwas weniger anstrengenden Rückweg zu Fuss hinter uns zu bringen und für den Aufstieg im Teleférico a la Garaventa Platz zu nehmen.
Der Ausblick über die Stadt erinnerte im entferntesten an das Panorama vom Gurten über die Stadt Bern, daher fühlten wir uns doch ein wenig zu Hause.

"Salta" konnte uns aber auch kulturell, beziehungsweise historisch, etwas bieten. Das MAAM (Museo de Arqueología de Alta Montaña) lockte mit der Entdeckungsgeschichte dreier Mumien selbst uns Museumsmuffel in seine vier Wände. Die drei Kindermumien waren auf dem Vulkan "Llullailaco" auf 6700 Meter Höhe gefunden worden und wir durften uns mit eigenen Augen überzeugen, wie gut das dortige Klima die Körper konserviert hatte. Beim Anblick dieser beinahe perfekt erhaltenen Mumien läuft's einem zwangsläufig kalt den Rücken runter. Echt gruselig, aber dennoch beeindruckend!!!

Die nähere (oder auch etwas weitere) Umgebung von "Salta" wartet mit diversen Sehenswürdigkeiten auf, daher war's beinahe unvermeidlich sich einer ganztägigen, geführten Tour anzuschliessen. Die "Salinas Grandes" waren die Hauptattraktion der als 12-stündige Tour angepriesenen Entdeckungsfahrt, die unser Intresse geweckt hatte. Leo, unser Fahrer und Guide, sollte uns und zwei weitere Neugierige für die nächsten Stunden nicht nur rumkutschieren, sondern gleichzeitig auch über landschaftliche und historische Geheimnisse der Umgebung aufklären.
Da er für die Bewältigung dieser durchaus als sehr anstrengend zu bezeichnenden Aufgabe auf die Unterstützung von Aufmerksamkeitssteigernden Sustanzen zurückgriff, kamen wir in den Genuss einer Gratiseinführung in das Ritual des Kokablätterkauens.
Keine Angst, Kokablätter sind zwar der Ausgangsstoff für die Herstellung von Kokain, aber das Kauen dieses bitter schmeckenden Grünzeugs hat absolut nichts mit dem Konsum von Drogen zu tun und macht auch nicht abhängig :-). Während dem Kauen wird dem Blätterbrei Sodium-Bikarbonat (besser bekannt unter dem Namen Backpulver) beigefügt um die Wirkstoffe aus den Blättern herauszulösen. Die beim ersten Mal zugegebenermassen etwas eklige Prozedur soll die Aufmerksamkeit steigern, das Hunger-Gefühl unterdrücken, die Atmung stimulieren und unempfindlicher gegen Temperaturschwankungen machen. Die andinen Völker verwenden daher Koka um die Auswirkungen der Höhenkrankeit zu lindern.
Ein richtiger Südamerika-Tourist darf sich dieses backen- und zungenbetäubende Experiment natürlich nicht entgehen lassen ;-). Man gewöhnt sich auch tatsächlich an den doch etwas eigenartigen, bitteren Geschmack und besorgt sich dann einen eigenen Sack Blätter und entsprechend etwas Backpulver...

Die Tour führte uns entlang der Geleise des berühmten und dadurch auch abartig teuren "Tren a las nubes" (Zug in die Wolken, für des Spanischen nicht mächtigen) in die Berge um "Salta". Die Besuche in den Pueblos (Dörfern) auf dem Weg zu den "Salinas Grandes" darf man wohl getrost als Lückenfüller bezeichnen, dienten sie doch vornehmlich entweder dem Besuch eines "Baños" (auch als Klo bekannt) oder der Mittagspause.
Die Landschaft, gesprenkelt mit allerlei Alpakas, Llamas, Guanacos, wilden Eseln, riesigen, über 120-jährigen Kakteen und den diversen Andengipfeln, war da schon eher einer Auslöserbetätigung würdig und liess die Digicams fleissig Bilder sammeln.

Auf dem Salzsee angelangt, wurde dann für die berühmten perspektivenverzerrten Bilder posiert (da werden Getränkeflaschen auf einmal so gross wie Menschen oder Leute scheinen auf ihren Sonnenbrillen zu sitzen, usw.). Muss ein lustiger Anblick gewesen sein, vier Leuten beim Rumturnen auf dem schneeweissen Salz zuzuschauen...

Auf dem Rückweg machte sich dann der etwas exzessive Kokablätter-Gebrauch unseres Fahrer-Guides bemerkbar. Während die Reisegruppe immer ruhiger wurde und einige langsam dem Land der Träume immer näher kamen, wurde Leo immer gesprächiger und zappeliger. Mitunter wurden wir über die Drogen- und Menschenschmuggelvorgehensweisen an der Grenze zwischen Bolivien und Argentinien aufgeklärt. Ausserdem wissen wir jetzt auch die Wahrheit darüber, wie "Che Guevara" ums Leben gekommen ist/sei. Der sei anscheinend nicht vom bolivianischen Militär mit Hilfe des FBI aufgespürt und exekutiert worden. Laut Leo sei er dem argentinischen Militär in die Falle gegangen (sein Grossvater sei als Sergant dabei gewesen) und erschossen worden. Um im eigenen Land keinen Aufruhr zu provozieren, habe man dann aber den Leichnam nach Bolivien "entsorgt" und den Bolivianern die Schuld für seinen Tod in die Schuhe geschoben...
KoKa-kauen scheint nicht nur hyperaktiv zu machen, sondern auch noch Verschwörungstheorien zu begünstigen :-)...

Nach 14 Stunden Tour, wovon nach Abzug der Mittagspause, der vereinzelten Pinkelpausen und den Stopps für Fotosessions, beinahe 12 Stunden reine Fahrzeit übrigblieben, waren wir heilfroh wieder in "Salta" angekommen zu sein und hatten vorerst genug von geführten Ganztagestouren....

In den letzten Wochen hatten wir uns "unnötigen" Balast in Form von Souvenirs angeschafft und da wir dachten das argentinische Postsystem dank unserer letzten Packetodysee durchschaut zu haben, entschlossen wir uns ein weiteres Packet in Richtung Heimat zu senden.
Wir hatten aber unsere Rechnung ohne besagtes, hinterlistiges Postsystem gemacht. Nachdem wir die Poststelle von "Salta" pünklich zur nachmittäglichen Türöffnung gestürmt hatten, wies uns ein hilfreicher Security-Typ darauf hin, dass Nachmittags keine internationalen Packete verschickt werden könnten. Der simple Grund: die Leute vom Zoll wären nur morgens da. Wir könnten aber morgen, morgens wieder kommen, wenn da nicht "Feriado", sprich Feiertag, wäre und Zollamt und Post geschlossen wären...
Da stach uns die FedEx-Filiale gleich am Ende des Blocks ins Auge und versprach Rettung in der Not. Dummerweise war gerade der Besitzer aufgrund wichtiger Bankgeschäfte nicht da, also mussten wir eine Stunde warten.
Nachdem der Typ dann doch noch aufgetaucht war, verbrachten wir eine weitere Stunde in seinem Büro, bis schlussendlich alle Papiere ausgefüllt und alle Formalitäten erledigt waren. Bei solch einer Ineffizienz erstaunt es dann auch nicht weiter, dass der Preis für das verschickte Packet etwas überhöht schien. Umso schlimmer, als dass der Wert des Inhalts des Packets schlussendlich tiefer ausfiel, als die Versandkosten... Aber egal, Hauptsache wir mussten keinen unnötigen Ballast mehr mitschleppen.

Nach fünf Tagen "Salta" war dann die Zeit reif für die Weiterreise Richtung Bolivien. Da keine Busse direkt über die von uns gewünschte Route nach Bolivien verkehren, war unser nächster Stopp das argentinische Grenzkaff "La Quiaca". Unseren vorerst letzten Halt in Argentinien erreichten wir nach 6 Stunden Busfahrt erstaunlicherweise eine Stunde früher als uns das der Fahrplan weiss machen wollte. Mal was anderes als immer nur zu spät kommen ;-).

Somit konnte unserem Abenteuer "Bolivien" nichts mehr im Wege stehen...

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