Das Wetter war uns zwar entsprechend hold, aber eine steife Brise hatte da noch ein Wörtchen mitzureden. Entsprechend war's etwas zu frisch für ein gepflegtes Sonnenbad, allerdings nur für uns europäische "Gfrörli", die Einheimischen plantschten munter in den doch eher als kühl zu bezeichnenden Fluten herum.
In der Hochsaison muss an den Stränden von "La Serena" die Hölle los sein, denn es reiht sich, ähnlich der "Costa Brava" in Spanien, Hotelbunker an Hotelbunker. Während unseres Besuchs glichen die Hotels eher Dinosaurieren, das heisst sie waren völlig ausgestorben.
Die Stadt selbst konnte uns, obwohl angeblich die zweitälteste Stadt in Chile (komischerweise sind beinahe alle bisher besuchten Städte mit diesem Attribut versehen :-)), nicht viel bieten. Hier und da ein Foto eines hübschen Gebäudes aus der Kolonialzeit geschossen, die längst fällige Wäsche in Auftrag gegeben und die riesige Shopping-Mall durchschritten und wir waren nach drei Tagen reif für die Weiterreise nach "San Pedro".
Wir verliessen also unsere überaus schnuckelige Unterkunft "Maria Casa" (mit den gelben Wänden, dem genialen Garten, "Don Quijote" als Eisenskulptur und der Möglichkeit zusammen mit Pancho eigene Lederschuhe herzustellen) um die restlichen 16 Stunden Busfahrt nordwärts anzutreten.
Die "Atacama"-Wüste ist angeblich die trockense Wüste auf unserem Planeten, was man sich bei der Ankunft in "San Pedro de Atacama" auf den ersten Blick gar nicht vostellen konnte. Grün war eindeutig die dominierende Farbe bei der Einfahrt in dieses Oasendorf. Beim Spaziergang durch die Strassen übernahm dann aber erwartungsgemäss braun konkurrenziert von etwas weiss die Vorherrschaft. Zwischen all den Lehmziegelhäusern wähnten wir uns in einem "Wild-West-Film" und warteten eigentlich nur darauf, dass Charles Bronson an der nächsten Strassenecke sitzend uns das Lied vom Tod spielen würde.
Beim genaueren Hinschauen konnte man dann aber feststellen, dass der Tourismus die Revolverhelden bereits aus der Stadt verscheucht hatte. In den Strassen reihen sich Restaurant an Tour-Agentur, nur unterbrochen durch die eine oder andere Hostel- bzw. Residencial-Eingangstüre. Man wundert sich, wo die Einheimischen ihre Quartiere haben.
Die Auswahl an leckeren und erstanunlicherweise sehr gepflegten Restaurants war beinahe unerschöpflich. Eigentlich komisch angesichts der Tatsache, dass rund um die Stadt nichts als Wüste zu finden ist.
Dank der Vielzahl an angebotenen geführten Touren ist es für den in Spendierhosen gekleideten Touristen ein Leichtes sein Geld an den Mann (oder die Frau) zu bringen. Da unsere Spendierhose durch das viele Waschen bereits etwas eingegangen und nicht mehr sehr angenehm zu tragen war, entschieden wir uns für die Budget-Variante der Umgebungsbesichtigung und machten uns zu Fuss und mit zwei Fahrrädern auf den Weg in die Wüste...
Laut Beschreibung auf der Strassenkartenkopie der Tourismusinformation sollte die "Salina Cejar" ganz einfach zu finden sein: einfach der Strasse Richtung "Toconao" für 7 Kilometer folgen, dann vor dem silbernen Generatorhäuschen rechts auf den Feldweg abbiegen und weitere 17 Kilometer abspulen. Wohlweisslich hatten wir uns mit genügend Wasser ausgerüstet, Proviant eingepackt, Sonnencreme eingeschmiert, Sonnenhut und -brille gesattelt, bevor wir unsere Pos in die Sattel drückten.
Tatsächlich fand sich, der Wegbeschreibung folgend, über Feld-, bzw. Sandwege holpernd, nach gut zwei Stunden strampeln, die gesuchte Lagune. Natürlich durfte auch hier der obligatorische Eintritt entrichtet werden (da gab's auch für Fahrradfahrer keinen Gesundheitsrabatt), bevor der Weg für die Fotosession frei war. Das Bad im Salztümpel wurde aus Motivations- und Badekleidermangel ausgelassen und stattdessen der Rückweg angetreten.
Die Sonne stand mittlerweile schon arg hoch am Himmel und machte gnadenlos von ihrer Muskelkraft Gebrauch. Ausserdem hatte sich das bei der Hinfahrt vorhandene kühle Lüftchen in die Mittagspause verdrückt.
Normalerweise reicht es um einen Rückweg zu bestreiten aus, einfach die Wegbeschreibung rückwärts zu lesen. Das gestaltet sich allerdings etwas schwierig wenn die beschriebenen Wegmarker partout nicht auftauchen wollen. Jedenfalls schien neben dem Lüftchen auch das Generatorhäuschen die Mittagspause angetreten zu haben.
Es stellte sich heraus, dass wir irgendwo im Nirgendwo eine Abzweigung der Sandstrasse verpasst haben mussten, denn plötzlich tauchten am Wegrand Barracken auf, die uns so garnicht bekannt vorkamen...
Glücklicherweise ist die Orientierung in der "Atacama"-Wüste dank der alles überragenden Andenkette vergleichsweise einfach, so konnte die Hauptstrasse zurück nach "San Pedro" nach einem kleineren Umweg wieder gefunden werden.
Die letzten Kilometer auf dieser geteerten Strasse hatten es, wie sich das für letzte Kilometer so gehört, dann noch etwas in sich. Wer schon mal eine längere Tour, per Pedes oder mit dem Velo gemacht hat, kennt vermutlich die Qual am Tourende, wenn man das Ziel schon von Weitem sieht und es, trotz grösster Anstrengung, einfach nicht näher zu kommen scheint. Dass in einem solchen Fall auch die mitgebrachten Flüssigkeitsreserven langsam zur Neige gehen, entspricht dann nur noch Murphy's Gesetz.
Das kühlende Bier nach der Ankunft in "San Pedro" war in diesem Fall mehr als nur verdient!!
Die "Atacama"-Wüste ist wegen ihrer Trockenheit und ihrer Lage der optimale Ort um den Sternenhimmel zu beobachten. Ein etwas verrückter Franzose namens "Alain" hat sich daher mitten im Niemandsland eine Art privates Observatorium eingerichtet, in dem er auch interessierten Laien den Nachthimmel näher bringt. Just während unserem Besuch in "San Pedro" hatte der Mann im Mond den Dimmer seiner Lampe bis zum Anschlag aufgedreht und uns einen Vollmond beschert. Aus diesem Grund waren bis zur letzten Nacht vor unserer Abreise keine Führungen möglich.
Quasi auf den letzten Drücker klappte es dann aber doch noch. Der Sternenhimmel an sich war schon eindrücklich, ihn dann aber noch durch die verschiedenen Teleskope entsprechend vergrössert zu beobachten war dann aber absolut der Hammer! Dazu kamen noch die überaus witzigen Erklärungen dieses französischen Astronomen und Hobbykomödianten. Das war mal eine Tour, die jeden Peso wert war!
Am darauffolgenden Tag war (einmal mehr) stundenlanges Busfahren angesagt. In zehn Stunden sollte der Weg über die Grenze nach "Salta" in Argentinien führen. Glücklicherweise dieses Mal am Tag, denn die Landschaft lieferte bergeweise Postkartenmotive. Von Mond- über Marslandschaften bis hin zu in beinahe allen Farben des Regenbogens schimmernden Gesteinsformationen wurde eine reiche Palette geboten.
Nachdem wir bereits beim Grenzübertritt von Argentinien nach Chile in 3000 Metern Höhe an den Fähigkeiten der Grenzbeamten gezweifelt hatten (man erinnere sich an die etwas lange Wartezeit auf dem "Paso de Libertador"), schwante uns angesichts der Tatsache, dass der angesteuerte Übergang dieses Mal auf über 4000 Meter über Meer gelegen sein sollte, nichts Gutes.... Auch die vor dem Bürogebäude abgestellten Busse liessen keinen Optimismus aufkommen. Als dann auch noch, nach erfolgreicher Stempelergatterung, der Bus hinter eine grosse, staubige Wellblechhalle gefahren und das Gepäck ausgeladen wurde, schien der Fall klar: stundenlanges Gepäckaus- und wieder einpacken...
Tatsächlich mussten auch die ersten paar "Verdächtigen" ihren tragbaren Wäscheschrank der Öffentlichkeit Preis geben.
Die argentinischen Grenzbeamten scheinen aber mit etwas weniger Arbeitsmotivation gesegnet zu sein, als ihre chilenischen Artgenossen (oder vielleicht lags auch einfach an der grösseren Höhe), die meisten Touris, uns eingeschlossen, wurden auf jeden Fall einfach durchgewunken (hatte wiedermal was Gutes zu den langsamen Bernern zu gehören ;-)).
Nach gut einer Stunde war der Spuk vorbei, der Weg frei und "Salta" konnte kommen...
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