Bei der Einfahrt in "Hermanus" (übrigens "Hömanes" ausgesprochen :-)) wurde schnell klar, dass wir die beste Zeit für einen Besuch des Städtchens ausgesucht hatten. Eben dieses Wochenende war "Hermanus Whale Festival"! Das Stadtzentrum war mit Leuten und vorallem geparkten Autos zugepflastert. Auch der etwas ausserhalb gelegene Camping-Platz war ausnahmsweise mal sehr gut besucht. Dieses Mal konnten wir nur aus einer Handvoll freien Plätzen unser zuhause aussuchen. Wir entschieden uns für den Platz mit Meersicht (will man schliesslich beim Hotelzimmer auch immer). Das bedeutete zwar schöne Aussicht, dafür aber steife Brise, da der Platz ungeschützt war.
Schon nach der ersten Nacht verzogen sich unsere Nachbarn auf einen anderen freien Platz, da es ihnen anscheinend doch etwas zu windig war. Für uns hartgesottene schweizer Outdoorspezialisten war das natürlich kein Problem ;-)...
Whale-watching war dann tatsächlich wie im Reiseführer beschrieben. Einige Wale trieben sich nur wenige Meter von der Promenade entfernt herum, vornehmlich Walkühe mit ihren Kälbern. Die versammelte Gaffer-Schar, jeder mit dem grösseren Zoomobjektiv bewaffnet als der Nachbar, wartete gebannt auf jede Bewegung der Tiere, um diese dann mehr oder weniger gekonnt als Bits und Bytes auf Silizium zu bannen. Gut vorstellbar, dass einige dieser Wale häufiger abgelichtet wurden, als so manches Hollywood-Sternchen. Obwohl, auf den meisten Bildern wird wohl kaum viel mehr als viel Wasser und ein darin schwimmendes Ding, dass eher einer Gurke als einem Wal ähnlich sieht, zu erkennen sein, so dass dann zuhause beim Herumzeigen der Bilder darauf hingewiesen werden muss, dass da ein Wal zu sehen sei (wird uns wohl nicht viel anders gehen :-)).
Etwas weiter von der Küste entfernt zeigten sich die Wale etwas aktiver, einige sprangen aus dem Wasser, klatschten mit ihren Schwanzflossen auf's Wasser oder stiessen Fontänen aus. Da hatten uns dann die Gaffer mit den riesigen Teleobjektiven etwas voraus...
Irgendwann hatten wir dann genug von Walen, Countrymusik, Linedances und Jahrmarktstimmung, und machten uns auf den Weg in die Weinanbaugebiete kurz vor Kapstadt. "Stellenbosch" war unser erklärtes Ziel, da es laut Reiseführer in der näheren Umgebung die schönsten Weingüter Südafrikas geben sollte und die Stadt nicht "Mickey-Maus-mässig" aufgemacht sei. "Dank" dem einsetzenden Regen konnten wir letzteres nicht wirklich anhand eigener Eindrücke bestätigen. Die Übernachtung, oder besser gesagt, das Kochen bei strömendem Regen hat uns dann auch die Grenzen unseres Camper-Van-Mobils aufgezeigt. "Pfludinass" hört der Spass auch im schönsten, weit entfernten Land auf.
Laut Tourist-Info sollte sich das Regenwetter noch einen Tag länger halten. Glücklicherweise ist die Trefferquote der hiesigen Wetterfrösche nicht viel besser als bei uns und die Vorhersage bestätigte sich nicht. Wir konnten bei Sonnenschein, bereits morgens um Elf die erste Weindegustation in Angriff nehmen... Das anscheinend sehr bekannte Weingut "Blaauwklippen", wir hatten zwar beide noch nie etwas davon gehört (aber das soll ja nichts bedeuten), sollte der erste Halt auf unserer selbst zusammengestellten Weinroute sein. Gegen einen kleinen Unkostenbeitrag wurden uns fünf Gläser mit einer sehr anständigen Menge Weiss- bzw. Rotwein befüllt (man scheint sich also nicht für seinen Wein zu schämen und schenkt daher grosszügig ein :-)). Wir hatten uns erst über die bereits etwas angeheiterten asiatischen Mitdegustierer amüsiert, bemerkten dann aber selber einen gewissen Effekt... Wir beschlossen daher unser Degustationsabenteuer bereits mit dem ersten Halt auch wieder zu beenden, da wir doch etwas auf unsere Fahrberechtigung angewiesen sind (zumindest noch hier in Südafrika).
In "Muizenberg", einem Vorort von "Kapstadt", fanden wir nach kurzer Fahrt einen Camping-Platz, den wir für unsere Stadterkundung zum Basislager machen wollten. Naja, die etwas gar "siffigen" WC- und Duschanlagen liessen uns dann bereits am Ankunftstag Überlegungen zu einem Standortwechsel anstellen... Die bereits etwas fortgeschrittene Zeit liess uns dann aber anders entscheiden. Man könnte sagen zum Glück, da wir sonst nie die Bekanntschaft mit David, dem Kühlschrankmagnet-Sammler gemacht hätten. David ist einer der Angestellten auf dem Camping-Platz und hat es sich zur Aufgabe gemacht, allen Touristen zu zeigen, dass nicht alle Südafrikaner Gauner und Halsabschneider sind. Mit seiner ausserordentlich freundlichen, offenen und fröhlichen Art zog er uns in seinen Bann. Er erzählte uns von seinen Begegnungen mit anderen Touristen aus allen Teilen der Welt. Er hatte einige zum Essen zu sich nach Hause eingeladen, anderen Pinguine gezeigt oder einigen mit seinen Lebensweisheiten die Augen geöffnet. Als Gegenleistung wollte er nicht Geld (wie das hier sonst üblich ist), sondern er liess sich stets Kühlschrankmagnete von den Leuten aus aller Welt zuschicken. Er hatte bereits die ganze Welt an seinem Kühlschrank! Er wollte auch uns zum Essen zu sich nach Hause einladen. Leider hatten wir aber bereits entschieden unser Basislager abzubrechen und an einem anderen Ort wieder aufzubauen. Schade, diese Einladung hätten wir nur zu gerne angenommen. Wir haben aber Adressen ausgetauscht und David hat uns versprochen, dass uns bei unserer Rückkehr in 7 Monaten ein Packet erwarten werde. Wir werden ihm natürlich ebenfalls "Fridge Magnets" (Kühlschrankmagnete) zuschicken, wir wollen schliesslich auch ein Teil der Welt auf seinem Kühlschrank werden...