Der Zufall wollte es, dass das kanadische Affenfanatiker-Päärchen, welches wir in "Davíd" getroffen hatten (man erinnere sich, die liessen sich gleich drei Tage lang von den Affen auf die Kappe schei... :-)), gerade an unserem Tisch vorbeikam als wir glacelöffelnd über unsere Unterkunftspläne sinnierten. Sie berichteten uns von einem unglaublich günstigen Hotel. Da "Panama City" unterkunftstechnisch als eher teuer gilt, konnten wir kaum glauben dass man da für 20 $ die Nacht ein anständiges Dach über dem Kopf erhalten sollte. Versuchen wollten wir's aber auf jeden Fall und machten uns daher mit der Telefonnummer bewaffnet auf die Suche nach einem Münztelefon. Laut Rezeptionistin waren dann aber 55 $ das Minimum an Hotelzimmerpreis in diesem Etablissement. Dieser Preis schien uns etwas näher an der Realität zu liegen und war für ein Zimmer nahe dem Zentrum durchaus Ok, also nichts wie hin ins "Hotel Costa Inn".
Der sechsstöckige Betonbunker machte tatsächlich einen recht guten Eindruck und da im Zimmerpreis ein Frühstücksbuffet inklusive war, konnten wir nur zugreifen. Allerdings mussten wir dann schon noch herausfinden wie unsere Kanaken-Freunde einen Preis von 20 Stutz herausgehandelt hatten, denn die Dame an der Rezeption wollte partout nichts von Discounts wissen...
Wir hatten ursprünglich nur einige Tage in der Hauptstadt bleiben wollen und noch einen Abstecher nach "Portobelo" nördlich von "Panama City" einlegen wollen. Da hätte erneut Tauchen auf der Agenda gestanden. Uns war allerdings in "Santa Catalina" nach dem Ausflug zur "Isla Coiba" davon abgeraten worden, da wir es wohl als Enttäuschung wahrnehmen würden, nachdem "Coiba" taucherisch genial gewesen war.
Aus diesem Grund entschieden wir das Geld für's Tauchen in Geld für's Shoppen zu konvertieren, zumal es in "Panama City" keineswegs an Einkaufsmöglichkeiten, sprich Shopping-Malls, mangelt ;-). Unsere letzten Tage Mittelamerika würden wir also in der City verweilen...
Da wir unseren Aufenthalt mit Ostern synchronisiert hatten, war an Einkaufen vorerst nicht zu denken, denn die Shops waren verständlicherweise geschlossen. Mit dem "Casco Viejo", der Altstadt von "Panama City", hatten wir aber (vorerst) ein eloquentes Alternativprogramm zum hemmungslosen Kaufrausch. "Rafael", der Typ vom hotelinternen Reisebüro hatte sich spontan bereit erklärt uns bustechnisch auf die Sprünge zu helfen und mit uns ins "Casco Viejo" zu fahren (wo er auch wohnte). Da zum Busbegleitservice unerwarteterweise gleich noch eine Führung durch die Sehenswürdigkeiten der Altstadt hinzukam, kamen wir quasi in den Genuss einer Privattour (und das erst noch umsonst, nicht mal unser bescheidenes Trinkgeld wollte "Rafael" einsacken (sehr unpanamesisch :-))).
Das "Casco Viejo" wird momentan rundum erneuert. Das zuletzt slumartige Bruchbuden-Quartier soll wieder
zu alter Blüte gebracht werden. Zur Zeit besteht noch eine sehr interessante Mischung aus bereits frisch renovierten Kolonialhäusern und baufälligen Häuserskeletten nur von Holz- und Stahlpfeilern vor dem Zusammensturz abgehalten. Das Quartier soll ganz klar zum Touristenmagneten mutieren und nicht mehr nur in Hollywood-Blockbustern als Kulisse dienen (siehe 007 letzten Streich, "Quantum of Solace").
"Panama City" ist auch für seine tropischen Temperaturen bekannt. Die Panameños, wenn nach der Temperatur in der Stadt gefragt, geben als Antwort einfach "mucho calor" zurück. Bei diesen Temperaturen habe man schon lange aufgehört zu messen, "sehr heiss" reiche da als Beschreibung völlig aus...
Nach einem Rundgang durch die Altstadt in brütender Hitze wird einem diese Logik schlagartig klar und man ist auf jeden Fall heilfroh, die Annehmlichkeiten der Hotelzimmer-Klimaanlage auskosten zu können.
Sogar des Nachts kann man problemlos in Shorts und Tshirt rumlaufen ohne den Erfrierungstod fürchten zu müssen. Allerdings ist das Rumspazieren nach Sonnenuntergang nicht unbedingt sehr angebracht, denn wie in jeder Grossstadt treiben sich komische Gestalten in den menschenleeren Häuserschluchten herum. Da wird schon der kurze Weg zum Fastfood-Lokal zwei Häuserblocks vom Hotel entfernt gruseliger als die Geisterbahn auf dem Rummelplatz :-).
Der "Causeway", eine Strasse, bzw. Fussgänger-/Fahrradbrücke, die mehrere kleine Inseln mit der Stadt verbindet, ist eine weitere Sehenswürdigkeit, die sich hervorragend eignet um öffentliche Feiertage zu überbrücken. Speziell bei Nacht zeigt sich hier die Stadt mit ihrer funkelnden Skyline von ihrer besten Seite. An dieser "besten Seite" hat übrigens auch "Donald Trump", der amerikanische Immobilienmogul, kräftig mitgemischt. Die Wolkenkratzer von "El Donaldo" wachsen hier gleich zu Dutzenden in den mittelamerikanischen Himmel. In wenigen Jahren wird man laut Taxifahrer "Panama City" kaum mehr wiedererkennen.
Kein Besuch von "Panama City" ohne einen Abstecher zum weltberühmten Panamakanal! Noch bevor unser Geldbeutel, bzw. Kreditkarte beim Shoppingmarathon bis an die Belastungsgrenze geführt werden konnte, machten wir uns auf die "Miraflores Locks", die touristisch am besten erschlossenen Schleusen des Kanals, touristisch auszuspionieren.
Einfach unglaublich, wie hier in der 304,8 m langen und 33,5 m breiten Schleuse riesige Schiffe von beinahe 300 m Länge gehoben und gesenkt werden. Mit vergleichsweise winzigen Lokomotiven werden die Kolosse dabei in der Schleuse mittig positioniert. Auf der Terrasse des Kanalmuseums steht man quasi in der ersten Reihe und kann das Spektakel von einem Speaker live kommentiert mitverfolgen.
Schiffe in Richtung Norden passieren erst die beiden Stufen an den "Miraflores Locks", durchqueren den "Miraflores Lake" und werden dann in der dritten Stufe bei den "Pedro Miguel Locks" auf das Niveau des "Gatun Lake" gehoben. Auf der anderen Seite dieses Sees geht's dann wieder über drei Stufen auf Meereshöhe runter. In knapp acht Stunden geht's so vom Pazifik ins karibische Meer (oder umgekehrt natürlich auch ;-)), krass!
Momentan sind Arbeiten im Gange, neue noch grössere Schleusen zu erstellen. Dann wird es möglich sein Schiffe von 366 m Länge und 49 m Breite durch die schmale Wasserstrasse zu bugsieren, Wahnsinn!
Nach einem erneuten Besuch in "Casco Viejo" und auf dem "Causeway" (war halt im Panama-Kanal-Package inbegriffen) war dann endlich der Zeitpunkt gekommen die "Albrook Mall" zu stürmen und die Kreditkarte rauchen zu lassen...
Obwohl der gigantische Einkaufstempel hunderte von Läden beherbergt, hatten wir unsere Moneten nach einem ganzen Tag Shopping mehrheitlich in einem Surfshop verprasst. Markenshirts für 20 $ konnten wir einfach nicht widerstehen ;-)...
Es sollte übrigens nicht der letzte Besuch in dieser Mega-Mall gewesen sein, denn das integrierte Multiplex-Kino musste selbstverständlich auch ausprobiert werden.
Den Titel des Films haben wir mittlerweile vergessen (war vermutlich auch nicht so der Brüller), nicht aber die bestellte Hotdog-Megacombo, bestehend aus einer gigantischen Tüte Popcorn, einem Hotdog und einem Zuckerwasser Marke Extragross. Ein sündiges Vergnügen...
Dieses Vergnügen hatten wir uns zu diesem Zeitpunkt auch redlich verdient gehabt, denn der vorausgegangene Besuch des "Parque Nacional Metropolitano", einer riesigen Naturschutzzone mitten in der Stadt, hatte dank der bereits erwähnten Hitze an unseren Reserven gezehrt (eine Ausrede muss man sich ja einfallen lassen um eine derartige Kalorienbombe mit dem eigenen Gewissen vereinbaren zu können ;-)). Der Park hatte zwar abgesehen von der schönen Aussicht über die Stadt wenig Aufsehenerregendes zu bieten gehabt (den Viechern war's wohl einfach zu heiss gewesen), für einen gepflegten Spaziergang reichte der Pfad aber allemal.
Den Gratistransfer unseres Hotels zu den verschiedenen Einkaufshallen haben wir fleissig ausgenutzt. Neben der "Albrook Mall" haben wir unser Shopping-Glück auch im "Multiplaza" und im "Multicentro" versucht. Ausser plattgelatschten Füssen war uns allerdings (glücklicherweise?!) wenig geldausgeberischer Erfolg beschert.
Neun Tage "Panama City" sind trotz der verschiedenen Sehenswürdigkeiten der Stadt doch arg viel Zeit. Aus aufkeimender Langeweile war ein weiterer Besuch eines Megakinos unumgänglich. Der erste Film "Legions" wurde auch dieses Mal vom gigantischen Popcorn-Kübel in den Schatten gestellt.
Der zweite Streifen "Blind Side" hatte da schon mehr Potential (obwohl, der musste auch nicht mehr mit Popcorn konkurrenzieren ;-))...
Neben all dem Hollywood-Schund durfte trotz der aufkeimenden Langeweile die Kultur nicht zu kurz kommen, denn mit "Panama Viejo" hatten wir den ältesten Teil der Stadt noch nicht erforscht. Die Ruinen zeigen den Standort der Stadt bevor sie 1671 vom Piraten "Sir Henry Morgan" geplündert und zerstört wurde. Heute sind nur noch einige Steinruinen übrig, die allerdings nett hergerichtet sind und einen Besuch lohnen (auch wenn das umgebende Quartier einen etwas heruntergekommenen Eindruck erweckt).
Mit dem ÖV zu den Ruinen von "Panama Viejo" zu gelangen gestaltete sich erstaunlicherweise einfacher als angenommen. Einfach an der richtigen Haltestelle nach einem der alten Ami-Schulbussen mit der Aufschrift "Panama Viejo" (was sonst :-)?) Ausschau halten, dem Fahrer eintrichtern er solle uns bei den Ruinen rauslassen und 25 Cent bereithalten. Genau so durchgeführt und einige Minuten später standen wir bereits zwischen aufeinandergestapelten Steinklötzen.
Für den Rückweg war dann doch das Taxi die einfachere Lösung, denn hier konnten wir keinen "Rafael" um Rat fragen, wo denn nun der Bus ins Zentrum fahren würde...
Nach diversen Besuchen in allseits bekannten Motorestaurants (wer kennt sie nicht, Hooters, Hard Rock Café und dergleichen) hatten wir auch kulinarisch die Nase voll und waren nach neun Tagen Hitze, Sightseeing, Kino und Shopping froh, das hoteleigene Gratis-Airportshuttle besteigen zu können und uns auf den Weg nach Barbados zu machen. Adiós Centroamérica, hello Barbados!
Eine Anektote vom Typ "gruseliges Hotelleben" gibt's allerdings noch zu berichten:
Hotelzimmer sind bekanntlich häufig mit Fernsehern ausgestattet. Gelangweilte Gäste neigen mitunter dazu diese auch zu benutzen.
So geschehen auch bei uns, Discovery Channel zeigte zu später Stunde eine Doku über spukende Häuser und deren verängstigte Bewohner. Geschichten über quietschende, sich selbstständig öffnende und schliessende Türen und dergleichen, die einem die Nackenhaare aufstellen.
Just in dem Moment, als der Abspann der Sendung über den Bildschirm flimmert, geschieht das unfassbare und unsere verschlossene Zimmertüre öffnet sich wie von Geisterhand, KREISCH!!!
Auf der anderen Seite der Tür steht der Portier und fragt etwas belämmert, ob unsere Nachttischlampe noch funktioniere.
Um Mitternacht? Ohne vorher anzuklopfen? Geht's noch oder was!?
Wenigstens war's nicht der befürchtete Poltergeist ;-)...
Beim Nachfragen an der Rezeption stellte sich heraus, dass ein Missverständnis vorgelegen hatte und der Portier davon ausgegangen war, dass sich niemand im Zimmer befände (aha, darum der belämmerte Blick :-)).